Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
Vom Netzwerk:
als nur ein biologisches System , denn ihm wohnt etwas inne, das sich nicht reproduzieren lässt. Es hat ein Bewusstsein, das in dieser Form nur ein einziges Mal im Universum existiert.«
    »Selbst wenn es so wäre«, lenkte der Fremde ein, »ist es ohne Belang. Bewusstsein ist beliebig beherrsch- und beeinflussbar und somit in seinem Ursprung identisch. Es mag verschiedene Ausprägungen entwickeln, doch diese entstehen stets auf dem gleichen Fundament.«
    »Ist es das, was du Glück nennst?«, fragte Adrian. »Die Herrschaft über den Geist anderer?«
    »Der Geist schert sich nicht darum, wer ihn beherrscht. Er ist neutral. Er ist unkompliziert. Er hat keinen Willen. Man kann ihn nach Belieben lenken. Nichts anderes ist es, was ich und Dahagmata tun.«
    »Dahagmata?«
    »Möchtest du ihn kennenlernen?« Obwohl der Kunststimme keinerlei Betonung oder Rhythmus innewohnte, glaubte Adrian etwas Lauerndes aus ihr heraus zu hören.
    »Habe ich eine Wahl?«, fragte er.
    Statt einer Antwort veränderte sich die Wand, die dem Schott, durch das er den Saal betreten hatte, gegenüber lag. Im ersten Moment war es verwirrend, weil sich die Perspektiven so schnell verschoben, dass seine Sinne Mühe hatten, zu folgen. Adrian nahm an, dass das transparente Material seine Molekularstruktur variierte und so zu einer riesigen Linse wurde. Dadurch entstand der Eindruck, dass der Bereich hinter der Wand zusammenschrumpfte.
    Das formlose … Ding , das etwa in der Mitte eines ausgedehnten Schwimmbeckens ruhte, sah aus wie riesiger Haufen Biomasse. Der sich nach oben hin schnell verjüngende Klumpen wies eine gelblich glitzernde, entfernt kristallin wirkende Oberfläche auf. Er durchmaß an der Basis sicherlich zwanzig Meter und war mindestens fünf Meter hoch.
    Der Koloss bewegte sich sanft hin und her; vielleicht war es aber auch nur die Strömung des Wassers, in deren Gleichmaß sich der monströse Körper wiegte. Die an manchen Stellen porös und entzündet aussehende Haut bildete immer wieder teilweise kopfgroße Blasen aus, die nach einer Weile zerplatzten und als lange, zerfasernde Schlieren davonschwebten.
    Erst jetzt sah Adrian die etwa fünfzehn, nur wenige Zentimeter durchmessenden Objekte, die in irrwitzigem Tempo um das Riesenwesen herum huschten. Ab und an hielt eines davon inne und ließ sich auf dem Haufen nieder. Dabei konnte der Terraner erkennen, dass es sich um eiförmige Roboter handelte. Sie krallten sich mit acht hauchdünnen Ärmchen ins Fleisch des Giganten, schnitten kleine Stücke heraus und versiegelten die dabei entstehende Wunde mit einer wasserfesten Schicht Bioplast.
    »Was …«, fragte Adrian heiser, »was, um alles in der Welt, ist das?«
    »Das ist Dahagmata, der Symbiontvater.«
    »Warum quälst du ihn? Hast du nicht den geringsten Respekt vor dem Leben anderer?«
    »Dahagmata fühlt keinen Schmerz«, erwiderte das Amphibienwesen in seinem Tank. Sein Bellen klang auf einmal weicher und nicht mehr so angriffslustig wie zuvor. »Allen seinen Bedürfnissen wird Rechnung getragen. Er ist glücklich.«
    Wieder musste Adrian lachen. »So glücklich wie deine Sklaven es sein werden, wenn du sie zum Frondienst zwingst?«
    »Du langweilst mich.« Der Fremde schlug lässig mit zweien seiner vier Paddelbeine und entfernte sich von der Außenwand seines Behälters.
    »Du bist wie alle anderen und mir nicht von Nutzen. Was du sagst, ist dumm und unverständlich. Du siehst die Welt nicht wie sie ist, sondern wie du sie sehen willst. Geh jetzt. Man wird dich vorbereiten. Auch du wirst eines von Dahagmatas Kindern empfangen. Dann wirst du vielleicht verstehen.«
    »Nein.« Adrian Deubtar schüttelte den Kopf. »Das werde ich nicht tun. Ich werde mich nicht zu deinem Sklaven machen lassen. Lieber sterbe ich!«
    »Wie du willst«, bellte das Wasserwesen.
    Der Terraner sah den nadeldünnen Energiestrahl nicht einmal kommen. Er spürte nur ein kurzes Stechen in der Brust – und eine unbeschreibliche Verwunderung. Dann war bereits alles vorbei.
    »Wer bist du?«, fragte er leise, während er auf den Boden sank. Seine Schmerzen waren verschwunden. Er fühlte sich wunderbar leicht – und schrecklich müde.
    »Ich bin Malotuffok«, hörte er das Bellen des Fremden durch die ihn umfangende Dunkelheit.
    »Malotuffok, der Navigator!«

 
    Kapitel 26
     
     
    16. Juni 3103
    Atlan
     
    Ich war Shareens Erzählung aufmerksam gefolgt. Wie viele Stunden mochten inzwischen wohl verstrichen sein? Hier unten, wo Tag und Nacht

Weitere Kostenlose Bücher