Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt
einem letzten Blick auf den sich noch immer vor Schmerzen krümmenden Padpool gehorchte sie.
»Mach dir keine Sorgen«, grinste der Terraner anzüglich. »Dem geht es in ein paar Minuten wieder gut.«
Während sie mit ihren beiden Bewachern die kurze Strecke zu den Baracken zurücklegte, gewann sie den Eindruck, dass es im Lager plötzlich merklich hektischer zuging als bisher. Überall hasteten Menschen hin und her, schleppten Gerätschaften davon und riefen sich Anweisungen zu. Erneut fiel ihr auf, dass jeder der Männer – eine Frau hatte sie bislang noch nicht gesehen – Schmuckstücke aus Silbermetall trug.
Möglicherweise galt das Material derzeit unter den Terranern als besonders schick. Die Busrai-Nomaden kümmerten sich üblicherweise nicht allzu sehr um das, was in der Galaxis passierte, und so war Shinyan nur unzureichend über die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in der Milchstraße unterrichtet.
»Hier rein!«, kommandierte der Dicke und deutete auf die nur angelehnte Tür einer Baracke.
Das Innere des Gebäudes, das lediglich aus einem einzigen Raum bestand, wurde von einigen auf breite Gestelle montierten Scheinwerfern ausgeleuchtet. Im ersten Moment fühlte sich Shinyan an eine Raumschiffzentrale erinnert. An den Wänden reihten sich positronische Speicherbänke, Mikromeiler und Rechenmodule aneinander. Davor stand eine hufeisenförmige Steuerkonsole mit einem großen und mehreren kleinen Bildschirmen, auf denen offenbar Aufnahmen aus der Ergosphäre zu sehen waren. Die Qualität war allerdings nicht besonders gut. Immer wieder fiel die Übertragung für längere Zeit ganz aus, und die Monitore wurden schwarz. In der Luft lag ein beständiges Brummen, das Shinyans Kopfschmerzen zusätzlich verschlimmerte. Das alles machte einen überaus provisorischen Eindruck.
Malcher saß mit dem Rücken zur Tür in einem breiten Sessel. Als er die Akonin und ihre Begleiter eintreten hörte, drehte er sich um und erhob sich. Trotz des Hämmerns in ihrem Schädel bekam Shinyan augenblicklich eine Gänsehaut. Aus der Nähe wirkte Malcher noch unheimlicher. Die silbrig schimmernde Gesichtshaut war von unzähligen winzigen Falten übersät, und das dichte, fast schwarze Haar wollte nicht so recht zum sonstigen Äußeren des Terraners passen. An Wangen und Halsansatz erkannte die Frau zudem Hautwucherungen, die aussahen, als sei dort irgendetwas von innen nach außen gewachsen, doch obwohl sie der Anblick abstieß, konnte sie ihre Augen nicht abwenden.
»Shinyan«, sagte Malcher. Seine Stimme klang ungewohnt weich, nahezu freundlich. »Prospektorin der Busrai-Nomaden. Geboren 3089 an Bord der KATAKA. Vater Mailot, Mutter Jalenka. Seit 55 Stunden auf der Suche nach 5-D-Kristallen im Zartiryt-System.«
Shinyan war alles andere als beeindruckt. Natürlich hatten die Terraner den Bordrechner der MORROK angezapft und dessen Daten ausgelesen.
»Ich frage mich«, fuhr Malcher fort, als die Akonin schwieg, »ob das wirklich schon die ganze Wahrheit ist? Was meinen Sie?«
»Ich … ich verstehe nicht«, erwiderte Shinyan. Ihre Knie schienen plötzlich aus akonischem Rokat-Mus zu bestehen, und die Müdigkeit schlug wie eine alles verschlingende Flutwelle über ihr zusammen. Malcher lächelte.
»Natürlich nicht«, sagte er. »Sie verbergen nichts, das kann ich fühlen. Sie haben nicht die geringste Ahnung, was hier vorgeht, in was Sie da durch eine unglückliche Fügung des Schicksals … hineingestolpert sind. Jung und ahnungslos. Eine Frau ganz nach meinem Geschmack.«
Mit den letzten Worten war er dicht an Shinyan herangetreten und hatte ihr Kinn mit seiner rechten Hand umfasst. Die Akonin hatte das Gefühl, als würde sich eine Schlange über ihre Haut ringeln. Sie wollte sich abwenden, sich dem Griff dieses schrecklichen Mannes entziehen, doch sie konnte es nicht, war wie gelähmt. Als Malcher sie endlich losließ, wäre sie beinahe zu Boden gestürzt, aber die beiden Terraner, die sie hierher gebracht hatten, hielten sie fest.
»Ich werde …«, fuhr Malcher fort, wurde jedoch von einem durchdringenden Piepston unterbrochen. Mit zwei Schritten erreichte er die Steuerkonsole.
»Arrik!«, rief er. »Übernimm die Kontrollen. Taraster! Du passt auf das Mädchen auf.«
Der Dürre ließ Shinyan los und nahm in dem Sessel Platz, in dem gerade noch Malcher gesessen hatte. Sein Kumpan mit dem Kugelbauch zog die Akonin auf die Seite und bedeutete ihr, sich ruhig zu verhalten.
»Ortungsalarm«,
Weitere Kostenlose Bücher