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Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Titel: Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Streifens abgestorbenen Waldes. In den riesenhaften Bäumen, deren Stämme oberhalb der Tiefwurzeln einen Durchmesser von bis zu zwanzig Manneslängen aufwiesen, lebten sie. Ohne den Wald gäbe es keine Siedlung.
    Ungefähr hundert Meter unterhalb der Trichterkrone eines jeden Baumes entsprossen dem Stamm waagrecht ausgebildete Äste, die sich mit ihren Verzweigungen und Blättern und dem Blattwerk des nächsten Baums zu einem dicken, festen Netzwerk verflochten. So durchzog hundert Meter über dem Boden eine riesige Ebene den Dschungel Lumbagoos, die leicht zu erklettern war, weil die Stämme bis zu dieser Höhe von Schmarotzerpflanzen, Würgeranken und eigenen Sprossen bewachsen waren.
    Diese Siedlung und jede andere des Mondes waren in langer Zeit gewachsen, Stück um Stück, Leiter um Leiter, Steg um Steg. An den Stämmen und auf dem verflochtenen Blattwerk, einer fast ununterbrochenen federnden, fruchtbaren Schicht mit geringen Höhenunterschieden, waren Häuser aus Holz, Riedgeflecht und Lehm gebaut worden; Dutzende, Hunderte und, beim Stamm der »Unentwegt Tüchtigen«, einige Tausend Wohnhütten und Handwerkerstuben. Zwischen den einzelnen Absätzen und mit dem Boden des Mondes durch Treppen und Rampen verbunden, war ein System entstanden, in dem sich jeder Angehörige eines fremden Stammes hoffnungslos verirrt hätte.
    Über der Mittelebene existierten ausschließlich Schmarotzer und Symbionten, die in einem engen Verhältnis zu ihren Bäumen standen. Hackte man die wuchernden Pflanzen ab, wehrte sich der Stamm, indem er nach einigen Jahren abstarb. Ungefähr hundert Meter über der Schmarotzerzone weitete sich die Krone des Stamms zu einem spitzen Trichter, der an der höchsten Stelle einen Durchmesser von ungefähr fünfundzwanzig Manneslängen hatte. Manche Trichter waren kleiner, andere größer; alle bestanden aus schwarzgrünen Blütenblättern, die aneinander klebten. Auch der geschickteste Kletterer der Seruumi schaffte es nicht, den Kelch zu erreichen. Nur wenn er Bronzenägel ins Holz einschlug, konnte er daran hinaufklimmen, aber das Gift, das der Baum absonderte, vertrieb den Kletterer und andere mögliche Besucher.
    Nicht aber die so genannten »Silberknechte«. Sie waren halbintelligent und verteidigten die Kelchzone gegen Eindringlinge. Die Verteidigungssoldaten zählten zu den Legenden der Mondbewohner. Denen, die behaupteten, die Silberknechte gesehen zu haben, glaubte man nicht.
    Im Lauf des Wachstums füllten sich die Kelche, kaum dass sie groß genug ausgebildet waren, mit einer trüben Flüssigkeit. Aus der gelblichgrünen Brühe wuchsen dünne, schlangenähnliche »Blütenstempel« hervor, die sich, von dem ständigen Wind bewegt, unablässig wiegten und Nährstoffe aus der Luft fingen. Die fast unsichtbaren Teilchen lebten als Larven im Fluid der Kelche.
    Für die Seruumi waren die Kelche und die Stammabschnitte darunter Tabuzonen. Es gab auch keine vernünftigen Gründe, sich dort aufzuhalten, denn die Lebensebene bot mit ihren Obstgärten, den Bauten entlang der hängenden Straßen und den Käfigen der Masttiere, den Pilzfeldern und kilometerlangen Beerenranken genügend Abwechslung und Abenteuer. Aber die Seruumi waren nur eine der drei bedeutenden Lebensformen auf Lumbagoo.
    Überall und nirgends lebten die »Schlammer«, die man auch »Muhdarrer« oder »Dreckkriecher« nannte. Vielleicht hatten einst viel mehr Schlammer in der Nähe des Deltas gelebt, aber jetzt sahen die Seruumi nur noch wenige von ihnen. Oder sie hatten sich zurückgezogen, in unzugängliche Teile der Dschungel und auf die abgewandte Seite der Welt. Einst schienen sie auch viel klüger als heute gewesen zu sein, wie die Sammler und Jäger des Stammes wissen wollten.
    Sie waren fahlgelb gefärbt, ihre Körper glichen einem in der Mitte zusammengeschnürten Oval von zwei Metern Länge und waren von einem Polster aus dickem Schleim umgeben, das sie vor Verletzungen im Astwerk und den Dornen der Ranken schützte. An den beiden Rumpfenden saßen zwei Paar Spinnen- oder Käferbeine. An einem Ende wölbte sich zudem ein Sensorkopf mit kräftigen Mandibeln und Augenflecken. Ohne Zivilisation lebten die Schlammer in den Dschungeln und benutzten mit ihren Käferarmen und -händen wenige Steinwerkzeuge oder solche aus Holz; niemand hatte sie je sprechen gehört. Vielleicht gab es überhaupt nur noch einige Tausend dieser schweigsamen Wesen.
     
     
    Als Asberfahn die Mitglieder seiner Mannschaft an den Feuern erreichte,

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