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Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Titel: Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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USO-Flottenkaffee, Major. Heiß, süß und mit Sahne. Sie können ihn brauchen, denke ich.«
    »Danke, Smutje.« Naileth gab das Lächeln zurück und strich mit dem Zeigefinger über die Blüte. Ein daumengroßes, schwarzes Insekt summte zwischen den Blütenblättern hervor, und ihm folgte eine handlange Schlange, dünn wie ein Schreibstift. Die Hälfte der Blütenblätter kippte auseinander und rieselte zu Boden. Naileth seufzte, stand auf und griff nach dem Becher.
    »Nichts ist vollkommen«, sagte sie und holte tief Luft. »Ich sollte es längst besser wissen.«
    Nebeneinander gingen sie durch den knirschenden Kies zum Mittelpunkt des Lagers. Der Inhalt des Bechers roch verführerisch – schmeckte trotzdem wie starker, schlechter USO-Kaffee.

 
    Ein Akt der Hoffnung
     
    Zum Teil physisch erholt, durch eine kurze Schlafperiode, an deren Ende ihm die Kommandantin in verführerischer Pose und ebenso geöffneter Uniform erschienen war, und durch die Wirkung von genügend Essen und reichlichen Aufbaugetränken, beschäftigte sich Santjun wieder resignierend mit den drängenden Überlegungen seiner Eigensicherung und seines Überlebens. Immerhin kannte er den Kode des Tastenfeldes, den Thalia Lacroix benutzte, um das Schott zu seinem Medo-Gefängnis zu öffnen und zu schließen. Santjun vergegenwärtigte sich den Bauplan älterer terranischer Kreuzer und suchte nach bestimmten Räumen, die speziellen Zwecken dienten und sicherlich nicht dem partiellen Umbau zum Opfer gefallen waren.
    Wahrscheinlich verfiel inzwischen seine DNS, und seine inneren Organe wurden durch Zellwucherungen geschädigt. Ob eine Heilung möglich war? Andere Dinge besaßen eine weitaus höhere Wichtigkeit.
    Was ihn stärker beunruhigte, weil es unmittelbar mit Thalia und ihm zu tun hatte, war ein anderer, verständlicher, aber unerwünschter, ja völlig irrealer Zustand. Er begann, die Medikerin begehrenswert zu finden und dachte an eine heiße sexuelle Vereinigung. Eine von Leidenschaft diktierte halbe Nacht am Rand der Selbstzerstörung.
    Eine kurzzeitige Verwirrung , sagte er sich eindringlich, aber die durchaus lustvolle Vorstellung blieb – abseits der Kurzträume von Naileth Simmers. Thalia schien diese Verwirrung bewusst hervorrufen zu wollen; dies war eine Tatsache.
    Es gab nur eine Abwehr gegen diesen Wunsch. Ein innerer Schutzwall. Santjun dachte an die wenigen Momente, während denen ihm Naileth nahe gewesen war. Je häufiger Thalia ihn bedrängte, desto deutlicher erschien die Kommandantin vor seinem inneren Auge und füllte sein Denken und Fühlen aus.
    Thalia Lacroix schien seine Abwehr zu spüren.
    Sie litt noch immer unter der Erinnerung an ihre Liaison mit dem »Ekel« Marik und an dem Zwang, den er gegenwärtig ausübte. Und unter ihrem Drang, Malcher, dem Anführer des inneren Silberherren-Kreises, zu gefallen und in der Organisation aufzusteigen. In Santjun sah sie, vordergründig, einen Gesprächspartner, der scheinbar unbeteiligt an ihrem inneren Zustand, eine gewisse Alibifunktion ausfüllte. Ebenso eindeutig war, dass sie Santjun zu manipulieren versuchte.
    Sie schmeichelte ihm, indem sie für genügend Nahrung sorgte und ihn medikamentös hervorragend behandelte. Selbst in einem wenig kleidsamen Bordoverall und mit ihrem Silberschmuck versuchte sie, seine Gedanken auf ihren zweifellos begehrenswerten Körper zu lenken. Wenn er nach ihr griff, das wusste er, würde sie kreischend davonrennen oder mit Injektionsspritzen nach ihm stechen. Sie verglich seine blauen Augen mit dem Glanz von Kobaltjuwelen. Gleichzeitig horchte sie ihn aus.
    Santjun ergötzte sich an ihren schwingenden Hüften und ihrem offenherzigen Ausschnitt. Sogar ihr Haar hatte sie verführerisch in weiche Locken frisiert und mit dunklen Strähnen und Silberschmuck verziert. Trotzdem oder gerade deswegen erinnerte sich Santjun schmerzhaft an Naileths kurzes, blondgelocktes Haar.
    In langen Gesprächen versuchte er, Thalia weiterhin mit erfundenen Geschichten zu ermüden, und belog sie hoffentlich so geschickt, dass sie es nicht merkte. Er mimte den verständnisvollen Gesprächspartner, flirtete sehr zurückhaltend mit ihr und bestärkte sie in ihrem Glauben, dass er ihr vertraute. Stets dann, wenn sie die Unterhaltung abzubrechen drohte, begann er eine neue Runde in dem Spiel, von dem er hoffte, es wäre sein Spiel. Er unterdrückte seine Müdigkeit, als er erkannte, dass auch sie zu ermüden begann. Länger als eine Stunde ließ er sie in dem Glauben –

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