Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
Ryhan die besten Voraussetzungen.
Ihr Vorgänger hatte im Bereich von Turk Varinar und dessen ehemaligem Assistenten, Doktor Bakath Stromer, spioniert und war durch einen Zufall entdeckt worden. Kurz vor seiner Gefangennahme hatte er mittels einer implantierten Giftkapsel Selbstmord begehen können. So wusste niemand, wer sein Auftraggeber war. Dieser Auftraggeber wiederum war nach der Ausschüttung des Gifts durch einen kurzen Funkimpuls darüber informiert worden, dass sein Spion tot war. Varinar und seine Helfer würden neuen Leuten gegenüber extrem misstrauisch sein und sie noch stärker überprüfen, als es ohnehin schon der Fall war. Also hatte Ryhans Auftraggeber dafür gesorgt, dass sie in die Konkurrenzgruppe der Eisgräber versetzt wurde.
Als Zehra an ihren Auftraggeber dachte, wurde sie ruhiger. Sie setzte sich auf den einzigen Stuhl ihrer Kabine, schloss die Augen und fuhr sich mit beiden Händen über ihre kleinen festen Brüste.
Nur für ihn erledigte sie die Aufgabe auf Ceres.
Meine Aufgabe! Der Stein! Der Gedanke durchzuckte Zehra. Sie griff in die Seitentasche ihrer ausgezogenen und auf das Bett gelegte Uniform. Sie zog den noch nicht einmal fingernagelgroßen Stein heraus, den sie dank ihrer Gabe unbemerkt durch die Kontrollen geschleust hatte. Beinahe wäre ihr im Stollen der Idiot Kort auf die Schliche gekommen, aber Zehra hatte schnell die Sekunden genutzt, in denen der lästige Eisgräber nach den Erschütterungen abgelenkt gewesen war, und einen kleinen Stein in ihren Rückentornister verschwinden lassen.
Ihre rechte Hand schmerzte immer noch. Telton Kort hatte sie in ihrer Konzentration unterbrochen, dadurch war ihre Hand für eine halbe Sekunde stofflich geworden. Dabei hatte sie sich eine Quetschung zugezogen.
Zehra Ryhan war eine Halbmutantin. Sie besaß in schwacher Ausprägung die Gabe der Para-Desintegration, ähnlich wie die vor Jahrhunderten getötete Mutantin Laury Marten. Sie konnte bei höchster Konzentration durch eine geschlossene Tür hindurchgehen, oder sich – wie im Fall des Steinbrockens – in einen festen Stoff hineinbewegen. Außerdem besaß sie in geringem Umfang die Fähigkeit der Präkognition, das Vorauswissen künftiger Ereignisse.
Sie hatte sich auf der Para-Akademie von Port Teilhard auf der Venus beworben, um dort ihre Fähigkeiten ausbilden zu lassen, doch die Leiterin hatte sie nach einem Test abgewiesen. Angeblich sei sie charakterlich nicht gefestigt genug, um die große Verantwortung als Mutantin tragen zu können. Zu Zehras vorherrschenden Wesenszügen zählte, dass sie extrem nachtragend war. Sie hatte der Leiterin damals insgeheim Rache geschworen.
»Und die bekomme ich eines Tages auch noch. Verlass dich drauf«, stieß sie hervor und ballte die Hände zu Fäusten.
Ihr Auftraggeber hatte sofort zugegriffen, als sie ihm ihre Dienste angeboten hatte. Er hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, um sie so gut wie möglich schulen zu lassen.
Dafür gehörte ihm ihre Dankbarkeit und Loyalität. Abgesehen davon fand sie seine Machtfülle und die daraus resultierende Gnadenlosigkeit überaus erregend. Noch nie hatte sie ein Mann sexuell so angezogen.
»Wenn das Solare Imperium meine Gabe nicht will, werde ich sie eben gegen die solare Menschheit anwenden«, hatte sie ihrem Auftraggeber vor vier Jahren versprochen. Es wurde langsam Zeit, dieses Versprechen einzulösen.
Niemand wusste, dass sie den Steinschlag nur durch ihre Mutantenkräfte überlebt hatte. Sie hatte die Para-Desintegration über die Grenze ihres Schutzanzugs ausgeweitet, weswegen die Steine durch sie hindurch gefallen waren. Dann war sie hinter den Geröllhaufen getreten, hatte die Konzentration auf ihre Halbstofflichkeit beendet und ihren Kollegen beim Beseitigen der Steine zugesehen.
Sie hatte sich köstlich über die Reaktionen amüsiert und extra lange gewartet, ehe sie sich als unverletzt zu erkennen gab. Ihr war bewusst, dass sie damit das Misstrauen ihrer Kollegen weckte.
Zehra betrachtete den Stein in ihren Händen. Ihre Gedanken kehrten zurück in das Hier und Jetzt. Durch ihre Mutantengabe konnte sie auch in die Materie hineinsehen, in die sie eindrang.
Das Innere des Steins wirkte auf Zehras Sinne irgendwie ›durchscheinend‹ mit winzigen, kristallinen Einschlüssen. Sie schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Sie wollte nicht glauben, was sie bemerkte. Die Einschlüsse schienen sich immer wieder zu neuen Strukturen umzuordnen.
Erschrocken über
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