Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
Tecko vulgaris reckte sich, gähnte herzzerreißend dazu und setzte sich auf die kurzen, dennoch kräftigen Hinterbeine.
Ich war gerade eingeschlafen , beschwerte es sich. Ohne den winzigen Verstärker, der die Kraft der Gedankenimpulse vervielfachte, hätte Kort nichts verstanden. Du bist ein Sadist! Hat das nicht Zeit, bis ich richtig wach bin?
»Maroo, ich benötige deine Hilfe. Sonst hätte ich nicht gewagt, dich zu wecken.«
Der Kleine machte ein Geräusch, das man als Zeichen seines Unwillens interpretieren konnte.
Natürlich, sonst hättest du mich ja nicht geweckt , wisperte die Stimme in Korts Gedanken. Dass du meine Hilfe benötigst, sagst du jedes Mal, damit ich nicht weiter schimpfe, stimmt's, Telt?
Kort verbiss sich ein Grinsen und widersprach nicht, denn der Tecko hatte recht. Er verstand sich gut mit dem Kleinen, und die Geplänkel bei ihren Gesprächen gehörten dazu.
»Ich brauche dich, Maroo«, bat Kort noch einmal. »Was wäre ich ohne dich.«
Es ist nicht zu glauben, wie schön du bitten kannst, wenn du etwas von mir möchtest , schwärmte der telepathisch veranlagte Tecko.
»Die Alternative dazu ist das Streichen deiner Ration oder das Ertränken in der Salatschüssel.« Korts braune Augen funkelten, als er Maroo diese Gemeinheiten sagte.
Du bietest mir denkbar schlechte Optionen an, Telt. Wer dich zum Freund hat, braucht wirklich keine Feinde. Maroo knabberte an der Kaorinuss, die er in seinen kleinen Pfoten hielt.
»Sag ich doch immer. Aber ihr glaubt mir ja nicht.« Telton knetete seinen Nacken mit einer Hand. Dann fuhr er sich durch die kurzen schwarzen Haare.
Also, was soll ich für dich tun, Terraner? Kort wollte es nicht glauben, aber er vernahm Maroos Seufzen in seinen Gedanken. Du gibst ja doch keine Ruhe. Und mein Essen ist mir heilig.
Telton erzählte dem Tecko von seinem Erlebnis mit Zehra Ryhan. Davon, dass sie mit ihrer Hand in den Stein hineingegriffen hatte. Etwas, das für einen normalen Menschen unmöglich war. Früher hatte es Menschen gegeben, die so etwas konnten, aber die große Zeit des Mutantenkorps war seit den unseligen Tagen der Second-Genesis-Krise vorbei. Kort wusste derzeit nur von vier Personen mit parapsychischen Fähigkeiten: dem Telepathen und Orter Fellmer Lloyd, dem Teleporter Ras Tschubai, dem Mausbiber Gucky mit seinen drei Paragaben und dem Zünder Iwan Iwanowitsch Goratschin. Kort war nicht sicher, ob Letztgenannter eine oder zwei Personen darstellte. Ob das Korps mittlerweile neue Mitglieder besaß, war ihm nicht bekannt. Die Mutanten standen aus naheliegenden Gründen nicht in der Öffentlichkeit.
Und du bist dir sicher, dass es keine dieser Wahnvorstellungen war, wie sie manchmal in den Gängen und Stollens auftreten? Die Gedankenstimme des Teckos klang skeptisch.
»Absolut, mein Freund.«
Maroo konzentrierte sich auf die junge Terranerin. Doch so oft er es versuchte, er konnte ihre Gedanken nicht lesen. Ihm schien es, als würde er nach Zehras Gedanken greifen und sie würden ihm jedes Mal wieder entgleiten. Wie ein Stück nasse Seife, das einem aus der Hand rutscht. Schließlich gab er es auf, an den Inhalt von Ryhans Gedanken zu kommen.
Seine Antwort passte Telton Kort überhaupt nicht.
Ich glaube, sie ist mentalstabilisiert!
Ein paar Türen von Telton Korts Kabine entfernt befand sich die Unterkunft von Zehra Ryhan. Wie bei allen anderen Eisgräberwohnungen handelte es sich um ein Zimmer mit angeschlossener Nasszelle. Komfort wurde hier nicht sehr groß geschrieben; wer etwas benötigte, das außerhalb der leiblichen Bedürfnisse lag, war gezwungen, es sich auf eigene Kosten zu beschaffen.
Zehra legte in dieser Umgebung keinen gesteigerten Wert auf Bequemlichkeit. Sie wusste, dass sie höchstens noch drei Monate hier ausharren musste, bis sie wieder zurück in die Zivilisation kam. Sie war insgesamt für ein Jahr verpflichtet worden, und die paar Tage hielt sie noch aus.
Die dürre, dennoch muskulöse Frau mit den schulterlangen roten Haaren und den grünen Augen konnte sogar von einem auf den anderen Tag von hier verschwinden, ohne dass ihr Auftraggeber ihr einen Vorwurf gemacht hätte. Höchstens die Exardis/Nolan-Corporation, aber das war der 32-jährigen Zehra letztendlich egal.
Hauptsache war, dass sie hinter die Geheimnisse um die Hinterlassenschaften der Lemurer kam. Technische Daten und Verbesserungen bestehender Technologien konnten gewisse Kreise immer gut gebrauchen. Und sie zu beschaffen, dafür besaß Zehra
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