Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
wir jetzt wieder zurückgehen würden. Wir dürfen keinen unserer Leute in Gefahr bringen.«
»Du Narr! Was soll dann mit dem Vermächtnis der Lemurer geschehen?«, brüllte Varinar vor Hilflosigkeit. »Willst du diese unendlich kostbaren Schätze verrotten lassen?«
»Das Leben der mir unterstellten Personen ist mir weitaus wichtiger als die Artefakte der Ersten Menschheit.« Ender Partack brüllte nicht, doch ihm war anzuhören, dass er ab sofort keine Widerworte mehr duldete. »Und wenn du das nicht einsiehst, tust du mir leid. Das ist mein letztes Wort in dieser Sache.«
»Wir müssen gehen«, drängelte Kaara Tosin. »Ich habe gerade Berichte über neue Beben erhalten.«
Eine halbe Stunde später hatte sie der Luftkissenzug ins Basiscamp gebracht. Mittlerweile war der 25. April 3112 schon einige Minuten alt.
Die Entscheidung zum Rückzug erwies sich als richtig, denn gewaltige Erdbeben erschütterten das Eis und brachten auf dem gesamten Planetoiden zahlreiche Probleme mit einstürzenden Gängen und Kavernen mit sich. Es gab einige Verletzte. Überall auf Ceres führte die Strahlung zu intensiven psychischen Belastungen der Teams und zu wiederholten technischen Ausfällen.
Zweites Buch
Unruhe vor dem Sturm
Kapitel 6
Sonntag, 28. April 3112
Ceres
Tief im Innern von Ceres war ein Monolith erwacht. Die Terraner in dem Planetoiden bekamen von dessen ansteigender Strahlungsaktivität allerdings nur den unerklärlichen Druck mit, der immer noch auf ihnen lastete und ihnen das Leben schwer machte. Sie nahmen auch nicht wahr, dass mehrere Raumschiffe der Solaren Flotte sowie einige Transmiformstationen in der Nähe von Ceres in Alarmbereitschaft versetzt wurden. Was ihnen auffiel, war, dass viele Zivilisten in die oberflächennahen Bereiche abgezogen wurden. Julian Tifflor hatte umgehend auf die Berichte von Ceres reagiert.
Eine galaktische Krise zog herauf, denn den feindlich gesinnten Sternenreichen, dem Carsualschen Bund, dem Imperium Dabrifa und der Zentralgalaktischen Union, waren die Impulse der Monolithen nicht verborgen geblieben. Die Einheiten, die an der Grenze zum Solaren Imperium patrouillierten, wurden zahlenmäßig verstärkt. Die Störungen im Hyperbereich sorgten für zusätzliche technische Probleme, besonders in der Umgebung von Ceres und der Standorte der anderen Monolithen. Aber davon spürten die Arbeiter im Inneren des Planetoiden nichts.
Die Administration hatte natürlich Truppen der Solaren Flotte und Wissenschaftler auf Ceres gelandet, mit denen Partack und Varinar im Lauf der nächsten Tage zusammenarbeiten sollten, wobei sie dabei jedoch ihre Freiräume zu wahren versuchten. In seltener Einmütigkeit drangen sie unter Nutzung ihrer Privilegien weiter in die lemurische Station vor und trieben einen Schacht in die Tiefe, um auf schnellstem Weg zur Strahlungsquelle zu gelangen, um sie ausschalten zu können. Der ständige Druck im Kopf und auf der Brust machte jedem umso mehr zu schaffen, je tiefer sie kamen.
Gegen eine Verpflichtung zur strengen Geheimhaltung hatte ihnen die Administration – zensierte – Informationen zukommen lassen, weshalb die Anführer der Eisgräber und der Lemurerforscher ungefähr ahnten, was sie dort unten erwartete. In den Informationen waren keine Aussagen über die Monolithen enthalten. Solange die Administration selbst nicht genau Bescheid wusste, ob es sich dabei um ein neutrales Phänomen oder eine Bedrohung menschlichen Lebens handelte, gab sie nur die nötigsten Auskünfte weiter.
In den letzten Tagen hatten sogar Turk Varinar und Ender Partack eine Art Frieden geschlossen. Beide waren – zwar aus verschiedenen Gründen, aber immerhin – daran interessiert, bis zum Zentrum der Strahlung vorzudringen und das Rätsel des in fünfzig Kilometern Entfernung georteten Gebildes zu lösen. Und beiden gingen die ›Frischlinge‹, die ihnen die Administration zur Unterstützung geschickt hatte, aufgrund ihrer Fragen gehörig auf die Nerven.
»Sollen das Wissenschaftler sein oder hat uns die SolAb da nur ihre unfähigsten Mitarbeiter geschickt?«, schimpfte Turk Varinar noch vor Ablauf des ersten halben Tages, nachdem die Leute von der Administration sich umgesehen hatten.
Lara Francowitsch hatte sich ein Lachen verbissen. Sie wusste, wie cholerisch ihr Chef reagieren konnte, wenn er sich in seiner Freiheit eingeschränkt fühlte. Sie selbst hatte Varinar gut im Griff und wusste, wie sie ihn behandeln musste, damit
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