Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
Oberst Kolln schon darüber in Kenntnis gesetzt, dass du mit nach Ceres fliegst, da ich die Ungeduld alter Männer kenne. Sobald die Beladung der MORPHEUS abgeschlossen ist, startet sie nach Ceres. Sieh zu, dass du rechtzeitig auf dem Schlachtschiff bist.«
Ich hatte keine Zeit verloren und mich sofort per Terrapedia über Turk Varinar und Bakath Stromer erkundigt. Zu beiden Lemur-Historikern gab es zahllose Einträge. Sie waren jeder für sich absolute Kapazitäten auf ihrem Gebiet. Beide waren äußerst streitbar, es war nicht leicht, mit ihnen zusammenzuarbeiten, aber ihre Erfolge sprachen für sich. Varinar bevorzugte das Thema der Psi-Bastionen, während Stromers Spezialgebiet Anat Serkuloon war.
Anat Serkuloon! Den Namen kannte ich sehr gut.
Durch Calipher wissen wir zweifelsfrei, dass Anat Serkuloon mit den Monolithen in Verbindung stand , dozierte mein Extrasinn. Auch Calipher-SIM, Iasana Weilands Ableger des Originals, wusste davon.
Iasana Weiland und ihre geniale Idee einer Calipher-Kopie. Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. Jetzt wusste ich, was mich die ganze Zeit über gequält hatte.
»Haben Sie schon Informationen über Professor Varinar, Sir?« Naileth Simmers setzte sich neben mich und las mit, was ich herausgefunden hatte.
Ich stand auf und desaktivierte die Mini-Positronik. Es wurde, Zeit, dass wir an Bord der MORPHEUS kamen.
»Naileth, Sie und Santjun kommen mit mir«, ordnete ich an. Meine Gründe, sie mitzunehmen, verriet ich ihr nicht, aber sie konnte sich sowieso denken, weshalb ich sie dabei haben wollte.
Erstens durfte ich mich nicht zu weit von Santjun entfernen, das hatten mir die Ereignisse im Zartiryt-System deutlich gezeigt, als der Spezialist von Onjar Marik entführt worden war. Und Naileth benötigte ich als seelische Stütze für Santjun. Zweitens besaßen die beiden nach unseren gemeinsamen Erlebnissen mein uneingeschränktes Vertrauen. Und drittens waren beide mit absoluter Sicherheit nicht in irgendwelche Machenschaften um das Silbermetall verstrickt.
Wie groß ist Malchers Einfluss auf die USO? , stellte ich mir selbst die derzeit wichtigste Frage, aber selbst der Extrasinn konnte sie mir nicht beantworten.
»Wann fliegen wir, Sir?«
»Gleich nach unserem Besuch bei Iasana Weiland.«
Kapitel 19
Sonntag, 5. Mai 3112
Ceres
Von einem Augenblick auf den nächsten wurde die über fünfzigtausend Jahre währende Ruhe des Monolithen gestört. Mehrere hundert Soldaten – Männer und Frauen – traten durch das Portal des Monolithen in Ceres und riegelten die Kaverne und die Umgebung ab. Wichtig war aber nur einer von ihnen, derjenige, der sie hergeführt hatte.
Der Mann war groß, er maß 205 Zentimeter. Seine lang gestreckte, ausgemergelte Gestalt und seine filigranen Gliedmaßen deuteten darauf hin, dass seine Heimat eine Welt geringer Schwerkraft war. Eine markante Hakennase und kräftige dunklen Augenbrauen dominierten ein schmales, scharf geschnittenes Gesicht. Dicht und dunkel waren die Haare, stechend grün die Augen. Dass die Haut des Mannes silbern schimmerte und den Eindruck hervorrief, eingeschrumpft zu sein, war auf den ständigen Kontakt mit sehr großen Mengen an Silbermetall zurückzuführen. Sein Gang und seine ganze Erscheinung wirkten auffallend kontrolliert. Dies verlieh seinem Auftreten eine beunruhigende Komponente.
Die Kleidung des Mannes war dunkel, seine Verhaltensweise ungewöhnlich. Schon nach wenigen Stunden war Telton Kort klar, dass dieser Mann unberechenbar war. In einem Augenblick gebärdete er sich als Verstandesmensch von hoher Intelligenz, um schon im nächsten Atemzug einen Hang zu wilder Brutalität zu offenbaren, wie Kort ihn noch nie erlebt hatte.
»Mein Name ist Malcher, und ihr habt keine andere Wahl, als mit mir zu kooperieren. Eure Alternative heißt Tod.« So hatte er sich gestern bei ihnen vorgestellt. Sie hatten die Schutzanzüge ausziehen müssen, damit sie nicht aus der Kaverne fliehen konnten. Maroo hatte sich in Korts Anzug verkrochen und war deshalb nicht gefunden worden. Malcher hatte sich nur darüber verwundert gezeigt, dass Korts Uniform voller Krümel war.
Und dann hatte er sich jeden Einzelnen persönlich vorgenommen. Kort schauderte jetzt noch, wenn er an dieses Gespräch dachte. Zuerst hatte Malcher ganz normal mit ihm geredet, doch als offenbar geworden war, dass er aber keine Informationen besaß, die dem Ankömmling von Nutzen waren, war er körperlich und psychisch gefoltert
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