Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
ihre Haare zurück. »Da kommt nur ein ganz kleiner Kreis infrage. Kein normaler Agent und niemand von der Verwaltung bekommt davon normalerweise etwas mit. Insbesondere dann, wenn Sie persönlich in einen Einsatz gehen, ist noch mehr Geheimhaltung als ohnehin schon üblich angesagt.«
Da war etwas dran. Gut, dass ich sie auf das Problem angesetzt hatte, denn sie dachte in diesem Fall so wie ich. Es war ungewohnt, keine Widerworte von ihr zu erhalten.
»Terry Ulcarach hat nichts von seiner Rolle als Dorn im Fleisch gewusst – er wurde, so tragisch das im Nachhinein ist, von beiden Seiten bewusst ausgenutzt und manipuliert. Rion Part hingegen war wohl eingeweiht, weswegen er sich das Recht herausnahm, alle USO-Dienstvorschriften bezüglich des Umgangs mit Einheimischen schlichtweg zu ignorieren«, informierte ich sie über meine Schlussfolgerungen.
»Sir, ich habe Sie noch selten so verärgert gesehen«, gestand Jeska Torrn. »Habe ich freie Hand, wen ich auf diesen Fall ansetze?«
»Sie sind eine der wenigen, denen ich voll und ganz vertraue, Admiral«, antwortete ich, ehe ich sie zu ihrem Flug nach Quinto-Center verabschiedete.
Torrn hatte recht. Selbstverständlich war ich gründlich verärgert. Ich hätte am liebsten Ronald Tekener oder eher noch Santjun beauftragt – die wenigen, denen ich in dieser Hinsicht momentan absolut vertrauen konnte. Tekener befand sich jedoch zurzeit in einem Risiko-Einsatz und konnte unmöglich abgezogen werden, ohne dass es größere Verwicklungen gab. Und weder Santjuns Zustand noch die lebensnotwendige enge räumliche Bindung an mich ließen zu, dass der »Silbermann« sich auf die Spur des Verräters setzte.
Der Sektor, in dem sich Quinto-Center befand, wurde von den Auswirkungen der fluktuierenden Hyperinstabilität verschont, sodass Admiral Torrns Schiff relativ schnell zum Hauptquartier der USO gelangte. Ich hoffte, dass es ihr in kurzer Zeit gelingen würde, zu greifbaren Resultaten zu gelangen.
Währenddessen versuchte ich selbst, die Angelegenheit aktiv zu verfolgen. Ich hatte Zugriff auf das USO-Netzwerk und konnte aufgrund meiner Berechtigungen jeden offenen Eintrag verfolgen. Natürlich war mir klar, dass der Verräter keine offensichtlichen Spuren hinterlassen hatte, aber ich konnte einfach nicht untätig bleiben und warten, bis etwas geschah. Der Start der MORPHEUS nach Ceres war für morgen geplant, und bis dahin wollte ich mich ein wenig ablenken.
Ich führte ein kurzes Hyperfunk-Gespräch mit Decaree Farou und wies sie in verschlüsselter Form auf einen Verräter in unseren Reihen hin. Zwar handelte es sich um einen Richtspruch, aber da er über mehrere Relaisstationen weitergeleitet werden musste, wollte ich so vorsichtig wie möglich sein. Auf jeden Fall war Decaree jetzt über Admiral Torrns Auftrag im Bilde.
Ich fühlte mich leidlich ausgeruht und mit allen vorerst verfügbaren Informationen versorgt. Gerade als ich die Verbindung zu Decaree löschte, erhielt ich Besuch von Naileth Simmers und Santjun.
»Na, alter Mann, wie geht es dir?«, fragte mich Santjun anstelle einer Begrüßung.
»Den Umständen entsprechend«, antwortete ich und blickte ihm in die Augen.
Santjun wurde mittels medizinischer Gerätschaften in einem Überlebensanzug körperlich stabilisiert und war – bei freier Auslegung des Begriffs – einsatzfähig. Er ging innerlich jedoch von seinem nahen Tod aus, das hatte er mir gestern Abend verraten, als wir bei einem Glas Rotwein zusammengesessen hatten.
»Mir geht's so beschissen, wie ich es meinem größten Feind nicht wünsche«, hatte er dazu gesagt. Es war das erste Mal gewesen, das er sich so offen zu seiner Behinderung geäußert hatte, schon allein deshalb war es mir unter die Haut gegangen.
Zum Glück hatte er Naileth Simmers. Ohne sie hätte er sich längst schon aufgegeben.
Die Liebe seiner Freundin stabilisierte Santjuns Psyche, die kurz vor dem Zerbrechen stand. Sie bildete ein Band zwischen ihm und der Realität vor Thanaton. Das verhinderte, dass ihn Hass und Verzweiflung übermannten.
Naileths Gegenwart förderte in ihm Erinnerungen zutage, Nuancen, Splitter, wie Bruchstücke eines Spiegels, in denen sich sein Leben vor Thanaton widerspiegelte, aber keine Zukunft mehr.
»Gibt es Neuigkeiten vom Monolithen?«, erkundigte sich Naileth Simmers.
»Bis jetzt noch nicht, aber wenn etwas geschieht, sollten wir die Ersten sein, die Bescheid erhalten«, sagte ich.
»Ich frage mich, weshalb der
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