Atlan TH 0002 – Schergen der SOL
sollten, waren schon draußen. Sie hatten eine kleine Kapsel mitgenommen und trugen ihre Raumanzüge.
Candyr Hartz wartete vor allem auf Lamina Floter, die nur wenige Jahre älter war als er selbst. Lamina und er gehörten zu den heimlichen Anhängern Valara Brackfausts, der Chefin der Terra-Idealisten.
Die andere Buhrlofrau, Studia St. Felix, kannte Candyr nur flüchtig. Im Gegensatz zu den beiden Männern und Lamina, die alle in ihren frühen Zwanzigern waren, hatte Studia mindestens doppelt so viele Jahre hinter sich.
Die beiden Ferraten an der Schleuse wurden schon ungeduldig, aber dann trafen Studia St. Felix und Lamina Floter kurz hintereinander ein.
»Der Führer des Kommandos heißt Irzlov«, erklärte einer der Rostjäger. »Haltet euch an ihn. Er kennt den Auftrag.«
»Und du?«, fragte Ollg Vluhst respektlos.
»Ich natürlich auch«, antwortete der Ferrate, aber es war in seinem Gesicht zu erkennen, dass er log.
»Dann erkläre ihn uns«, verlangte Ollg. Candyr Hartz, der körperlich schmächtig war und auch sonst gern scheue Zurückhaltung übte, blickte den Buhrlo strafend an. Vluhst war schon mehrfach durch seine vorlaute Art aufgefallen und hatte damit nicht nur sich, sondern auch anderen Buhrlos Ärger bereitet.
»Halt dein Maul und mach, dass du rauskommst!«, schimpfte der Ferrate.
»Lügner«, zischte Ollg Vluhst leise, trat aber dennoch in die geöffnete Schleuse. Das Schott schloss sich hinter den vier Buhrlos. Sie bildeten mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand einen Kreis. In der Zeichensprache der Weltraumgeborenen bedeutete das üblicherweise Zuneigung . In dieser Situation verstanden Candyr, Ollg, Lamina und Studia darunter aber eher Glück und Erfolg .
Die Luft wurde langsam abgesaugt, und die Buhrlohaut passte sich den lebensfeindlichen Bedingungen an. Sie übernahm im übertragenen Sinn die Funktion der Lunge. Die in die glasartige Haut eingelagerten Sauerstoffreserven versorgten jetzt den Körper mit dem unentbehrlichen Atemgas.
Das Quartett stieß sich von der Hülle der SOL ab und trieb auf die Kapsel zu, hinter deren Fenstern die Ferraten zu sehen waren. Studia St. Felix, die aufgrund ihres Alters die größte Erfahrung besaß, verschränkte während des kurzen Fluges ihre Arme über dem Kopf. Das bedeutete, dass sie etwas Außergewöhnliches vermutete. Dann hob sie ihren linken Zeigefinger und deutete auf die Kapsel mit den Ferraten.
Die anderen Buhrlos nickten kurz. Studia erwartete eine Mitteilung von den Ferraten. Die Buhrlos klammerten sich an Haltegriffe, die an der Außenhülle der Kapsel angebracht waren. Sofort beschleunigte das kleine Gefährt. Es entfernte sich rasch von der SOL.
Candyr Hartz zeichnete einen großen Kreis mit der Hand. Dann fuhr seine Fingerspitze aus dem Mittelpunkt des imaginären Kreises nach außen.
Sie entfernten sich ungewöhnlich weit von dem Hantelschiff. Das instinktive Gefühl für die Nähe ihrer Heimat wurde dadurch nicht gestört. Auch ohne direkte Sicht spürte jeder Buhrlo ständig, in welcher Richtung sich das Schiff gerade aufhielt.
Die Kapsel entfernte sich noch immer von der SOL. Da die Eigengeschwindigkeit der Buhrlos und der Kapsel mit der des Hantelschiffs identisch war, flogen sie jetzt parallel zu ihm.
Ein heller Fleck leuchtete direkt in Flugrichtung. Das musste Mausefalle-Sonne sein, wie der geheimnisvolle Stern angeblich getauft worden war. Planeten waren nicht zu erkennen. Ein alter Buhrlo hatte Candyr erzählt, es gäbe angeblich 23 Welten, von denen die siebte der Schlund zur Hölle sei. Vermutlich nur das Geschwätz eines Wichtigtuers.
Die Kapsel stoppte an einer Stelle, die nach Schätzung der Buhrlos mindestens 1000 Kilometer von der SOL entfernt war. Candyr winkte Lamina zu. Er wollte ihr zu verstehen geben, dass ihre Vermutung richtig gewesen war. Angeblich war ein Operieren außerhalb einer Raumkugel von 3000 Kilometern Durchmesser nicht möglich. Lamina hatte ihm dies berichtet und sich dabei auf die Aussage eines Ferraten berufen, der in den letzten Tagen mehrfach im Weltall gewesen war.
An der Kapsel blinkten ein gelbes und ein rotes Licht auf. Die Ferraten wollten den Buhrlos etwas mitteilen.
Für solche Zwecke war an der Kapsel eine Fläche vorhanden, auf die die Buhrlos ein Ohr legen mussten. Eine weiche Kunststoffmasse, die auch bei Weltraumkälte noch elastisch blieb, erlaubte einen direkten Kontakt, sodass die Buhrlos die Sprache aus einer Lautsprechermembran hören konnten.
»Buhrlos«,
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