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Atlan TH 0002 – Schergen der SOL

Atlan TH 0002 – Schergen der SOL

Titel: Atlan TH 0002 – Schergen der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Griese & Peter Terrid
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Gesher, als Khassendy schwieg. Nun blickte der Angesprochene doch auf.
    »Von mir jedenfalls nicht«, stieß er wütend hervor. Dieser Gesher war wirklich unmöglich. Er musste doch wissen, dass ein Ferrate vom Schlage Khassendys keinen sexuellen Kontakt mit einer Schwester der sechsten Wertigkeit pflegte.
    Dass die Ferratin schwanger war, kam allerdings einer kleinen Sensation gleich – Ferraten waren bekanntlich unfruchtbar, jedenfalls im Regelfall. Kam es dennoch ab und zu einmal zu einer Empfängnis, dann waren die Ergebnisse meist erschreckend – Monstren jeglicher Art wurden geboren.
    Khassendy starrte wieder auf die Augen des Schreins vor ihm. Er wollte sich von dem geschwätzigen und taktlosen Gesher nicht in seinen Dienstobliegenheiten stören lassen.
    Es waren noch zwei andere Ferraten im Raum. Auch sie saßen vor den leuchtenden Augen ihrer Schreine und gingen mit Ruhe und Bedacht ihrer verantwortungsvollen Arbeit nach.
    »Ich habe gehört«, plauderte Gesher unbeeindruckt weiter, »dass wir Besuch bekommen sollen – angeblich soll ein Bruder der dritten Wertigkeit zu uns unterwegs sein.«
    Khassendy beherrschte sich meisterhaft, obwohl ihn diese Neuigkeit nun doch stark aufwühlte. Ein paar Schritte weiter fand gerade die Ablösung eines Kollegen statt: Ein neuer Ferrate war zum Team gestoßen, ein hochgewachsener Mann namens Jon Tengor. Er begann in diesem Augenblick seinen Dienst. Khassendy hatte ihn heimlich beobachtet – Tengor konnte Khassendy nicht gefährlich werden. Dafür zeigte der Neue zu wenig Initiative. Und was die demutsvolle Haltung betraf, die Khassendy natürlich ebenfalls meisterhaft beherrschte, so fehlte sie dem Neuen völlig.
    »Ach«, sagte Khassendy. Zu mehr war er in diesem Augenblick nicht fähig. Dies war der Tag, den Khassendy insgeheim stets herbeigesehnt hatte. Ein Ahlnate, der diesen Bereich der SOL aufsuchte, ein Bruder der dritten Wertigkeit.
    Vielleicht wollte es das Schicksal, dass es zu irgendeinem Zwischenfall kam, den Khassendy bereinigen konnte, geschickt und zuverlässig, wie es seine Art war. Schaffte er das und fiel es dem Bruder der dritten Wertigkeit auf, konnte der größte Traum des Ferraten in Erfüllung gehen. Dann nämlich war es möglich, dass der Ahlnate Khassendys Glaubenseifer und unerschütterliche Pflichterfüllung dadurch würdigte, dass er ihn höheren Weihen zuführte.
    Ein Schauder durchrieselte den Ferraten. Khassendy war noch jung, er hatte noch alle Chancen. Wenn man ihn berief, wenn er eine der Seminarschulen besuchen durfte, auf denen die Ahlnaten ihre Vertiefung im Glauben erfuhren, wenn er es danach weiterhin schaffte, sich durch Demut und Gehorsam auszuzeichnen, dann war es sogar denkbar, dass man ihn in den erlauchten Kreis der Magniden berief.
    Ein Bruder der ersten Wertigkeit zu sein – was für eine erhebende Vorstellung. Alles hing davon ab, dass es Khassendy gelang, sich vor den Augen des Ahlnaten auszuzeichnen.
    »Na, was sagst du? Ist das nicht die Gelegenheit, auf die wir alle gewartet haben?«
    Khassendy erschrak. Was? Gesher machte sich Hoffnungen? Ausgerechnet Gesher? Der Gedanke war völlig absurd. Wie kam dieser Hohlschädel überhaupt dazu, sich mit solchen Gedanken abzugeben, fragte sich Khassendy. Nur wer zu Höherem geboren war wie beispielsweise er selbst, durfte es wagen, solchen Überlegungen Raum zu geben, aber unter keinen Umständen eine so nichtswürdige Kreatur wie Gesher.
    Gesher sah grinsend in Khassendys Gesicht, in dem sich seine Verwirrung deutlich zeigte.
    »Habe ich es mir doch gedacht«, spottete der andere. »Unser stiller Khassendy träumt davon, Ahlnate zu werden. Na meinetwegen. Ich schlage mich nicht darum, ich habe hier genug zu tun. Und wenn schon Aufstieg, dann vielleicht zu den Pyrriden – da hat man mehr Spaß, weißt du?«
    Khassendy antwortete nicht. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen im Schrein zu. Gesher zögerte noch ein paar Augenblicke, dann zuckte er mit den Schultern und entfernte sich.
    Die beiden Ferraten, die in den nächsten Stunden zusammen Dienst tun würden, waren nun allein. Khassendy warf einen Blick auf seinen Nachbarn. Dem fiel es sichtlich schwer, ruhig auf seinem Sitz zu bleiben. Offenbar gebrach es Jon Tengor an Demut und Geduld; weit würde er es bei den Ferraten mit dieser Einstellung nicht bringen.
    Umso besser für Khassendy. Er hatte auch schon eine Idee; er würde seinem Aufstieg ein wenig nachhelfen.
    Nur ein paar Schritte vom Schrein entfernt

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