Atlan TH 0002 – Schergen der SOL
aus dem mitgehörten Funkspruch wusste, dass man ihn lebend brauchte. Langsam bewegte er sich auf eine der Schachtöffnungen zu, wobei er den Taumelnden spielte.
»Bleib, wo du bist!«, schrie Aksel von Dhrau. Im gleichen Moment erlosch das Licht. Alles schrie durcheinander.
Jetzt oder nie mehr!, wisperte der Logiksektor. Atlan hechtete in den Schacht. Ein Energiestrahl zischte weit über ihn hinweg. Dazwischen dröhnte die laute Stimme des Vystiden-Chefs, dem die sicher geglaubte Beute zu entfliehen drohte.
Der Arkonide ließ sich einfach nach unten fallen. Erst als seine Geschwindigkeit zu groß wurde, stemmte er sich mit Füßen und Rücken gegen die Seitenwände, um den Fall abzubremsen.
Er schlug schwer auf einer Bodenplatte auf. Hastig tastete er die Umgebung ab. Der Schacht setzte sich waagerecht fort. Ohne zu zögern, kroch Atlan weiter.
Zu seiner Überraschung endete der Luftschacht dicht über dem Areal eines künstlichen Erholungsgebiets. Eine Atomsonne beleuchtete eine kreisrunde Fläche von rund hundert Metern Durchmesser, auf der Büsche, Bäume und kleine Seen angeordnet waren. Der Arkonide wusste, dass es an Bord der SOL mehrere solcher Einrichtungen gab.
Atlan verbarg sich zunächst hinter einem Gebüsch. Menschen sah er nicht. Aber das Dröhnen und Schlingern des Raumschiffs hielt weiter an. Er schrieb es einem neuerlichen Fluchtversuch zu. Als er die Umgebung eine Weile beobachtet hatte und sich relativ sicher fühlte, eilte er weiter. Er wollte möglichst schnell eine große Entfernung zwischen sich und die Vystiden bringen.
Am Eingangstor zum Erholungsgebiet entdeckte er einen Ferraten. Der Mann war mit Anstreicharbeiten beschäftigt gewesen, als das neuerliche Unheil über das Schiff hereingebrochen war. Atlan pirschte sich langsam von hinten an den Mann heran. Der stand einfach nur da und starrte auf die Kunstsonne an der Decke, als ob diese jeden Augenblick herabfallen würde. Der herrschende Lärm kam der Absicht des Unsterblichen entgegen. Seine Schritte waren nicht zu hören.
Er erreichte den Ferraten, schlang einen Arm von hinten um den Mann und drückte kurz und kräftig zu. Bewusstlos sank der Solaner zu Boden. Atlan warf sich den Ohnmächtigen über die Schulter und schleppte ihn hinter eine Buschreihe. Dort zerrte er ihm die dunkelblaue Uniform vom Körper und zog sie an. Sie saß etwas knapp, aber das würde sicher niemandem auffallen. Seine langen weißen Haare verbarg er unter dem einfachen Schutzhelm, den der Rostjäger getragen hatte. Dann blickte er sich um.
In der Nähe stand eine kleine Blechhütte. Dorthin schleppte er den Ferraten. Die Tür war offen. Im Innern fand Atlan diverse Werkzeuge, wie sie für Wartungsarbeiten benötigt wurden. Er packte einige ihm nützlich erscheinende Dinge in eine Tasche. Dann sperrte er den bewusstlosen Ferraten in die Hütte und verriegelte diese von außen sorgfältig.
Abgesehen davon, dass ihn der Mann nicht gesehen hatte, besaß er nun auch noch einen Vorsprung für den Fall, dass der Rostjäger Alarm schlagen würde oder ihn jemand fand. Doch selbst dann war es fraglich, ob man diesen Vorfall überhaupt mit ihm und seiner Flucht in Verbindung bringen würde.
Das Vibrieren der SOL hatte inzwischen nachgelassen. Die Verwirrung an Bord würde aber sicher noch andauern. Daher beschloss Atlan, sofort weitere Maßnahmen zur Tarnung zu ergreifen. Geeignete Kleidung besaß er bereits, aber die Farbe seiner Gesichtshaut und die langen Haare waren noch zu auffällige Merkmale.
Er verließ das Erholungsgebiet auf dem normalen Weg. In den Gängen und Korridoren herrschte das erwartete Durcheinander. Mit der überheblichen Miene eines Ferraten bahnte er sich seinen Weg durch die gemeinen Solaner, die ihm bereitwillig Platz machten. Das gelbe Atomsymbol auf seinen Schultern war weithin zu erkennen. In den Gesichtern der Menschen las er keinen Respekt, sondern nur pure Angst.
Unterwegs hörte er beiläufig davon, dass die SOL um ein Haar mit einem Asteroiden zusammengestoßen wäre. Es schien aber noch einmal alles gut gegangen zu sein.
Er erinnerte sich an den hilfreichen Argan U und wählte den Weg, der zum Wohntrakt der Extras führte. Niemand hielt ihn auf, obwohl einmal zwei Vystiden in einem schmalen Gleiter an ihm vorbeirasten. Er drehte sein Gesicht zur Seite, doch die Männer beachteten ihn gar nicht.
In der Etage der Extras herrschte eine noch größere Aufregung. Erstmals sah Atlan einige der seltsamen Fremdlebewesen, die im
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