Atlan TH 0003 – Der Katzer
unzufrieden. Und wenn von außen keine Probleme an euch herangetragen werden, dann schafft ihr euch selbst welche.«
Es war die nüchterne Betrachtungsweise eines Fremdwesens. Joscan wollte ihm entgegenhalten, dass er die solanische Mentalität nicht mit seiner messen dürfe, doch Douc Langur wandte sich ab und gab damit zu erkennen, dass er nicht weiter darüber reden wollte. »Manchmal«, sagte er leise im Gehen, »manchmal verstehe ich euch wirklich nicht.«
7.
Sie waren zu dritt, und die herausfordernde Art, in der sie betont lässig an die Wand gelehnt standen, gab deutlich zu erkennen, dass sie es auf eine Auseinandersetzung abgesehen hatten.
Automatisch verlangsamte France ihren Schritt. Bjo, der neben ihr ging, nahm sie an der Hand und zog sie weiter.
»Keine Angst!«, raunte er ihr zu. »Versuch dich ganz normal zu benehmen. Beachte sie nicht.«
Das war leicht gesagt. Frances Nerven zählten in diesen Tagen ohnehin nicht zu den besten, und der Anblick der drei Jugendlichen verstärkte ihre Angst noch. Bjo dagegen wirkte völlig gelassen.
Es war spät geworden, beide fühlten sich nach den Ereignissen des vergangenen Tages müde und leer. Damit, dass sie auf dem Heimweg noch jemandem begegnen würden, hatten sie nicht gerechnet, schon gar nicht einer Gruppe junger Männer, die offensichtlich auf sie lauerten.
Sie hatten ein Stellarium besucht, eine jener geschickt konstruierten Projektionskugeln, in denen Bilder und Eindrücke vom umgebenden Weltraum oder anderer kosmischer Gebiete dem Besucher eine perfekte Simulation eines freien Aufenthalts im All boten. Schon zur Zeit, als die SOL noch offiziell unter Perry Rhodans Kommando stand, war der erste Raum dieser Art eingerichtet worden – damals heimlich, jedoch mit SENECAS Unterstützung. Von Anfang an hatte der Katzer eine Vorliebe für diese Art der Darstellung entwickelt. Inzwischen waren weitere Stellarien entstanden, andere befanden sich in Planung und Bau. In gewisser Weise dokumentierten diese Stätten die Hinwendung der Solaner zum Weltraum, sie waren gerne und oft genutzte Orte der Entspannung.
Auch France und Bjo hatten gehofft, etwas Ablenkung zu finden. Der jungen Frau war das nur zum Teil gelungen. Der Katzer hingegen schien die Fähigkeit zu besitzen, die projizierten Bilder völlig in sich aufzunehmen, sich mit der künstlichen Darstellung zu identifizieren. Mehrfach hatte er den Kopf an Frances Schulter gerieben oder wohlig geschnurrt. Sie kannte diese instinktbehafteten Reaktionen innerer Zufriedenheit mittlerweile, und sie störte sich kaum mehr daran – auch wenn es sie mitunter ernüchterte, ihn wie ein schutzbedürftiges Tier reagieren zu sehen.
Beruhigt hatte sie das alles freilich nicht. Von Stunde zu Stunde wurde die Sorge um ihren Vater belastender, und als die drei Männer sich von der Wand lösten und nebeneinander den Korridor versperrten, war es mit ihrer Fassung endgültig vorüber. Sie begann zu zittern und blieb stehen. Alles in ihr verkrampfte sich.
Bjo ließ sich durch die drohenden Gebärden des Trios nicht einschüchtern. Er drückte beruhigend ihre Hand und löste sich von ihr. Furchtlos schritt er auf die drei Jugendlichen zu.
Breitbeinig standen sie da, die Köpfe in arroganter Haltung erhoben und die Arme lässig in die Seiten gestützt. Sie waren jung, kaum über achtzehn Jahre alt, wirkten selbstsicher und entschlossen.
Zwei, drei Schritte vor ihnen blieb der Katzer stehen. Er musterte sie ausgiebig, einen nach dem anderen, ohne dabei ein Wort zu sagen. Gespannte Stille breitete sich aus. France, die die Szene aus einigen Metern Entfernung verfolgte, hielt unwillkürlich den Atem an. Die aggressionsgeladene Atmosphäre war fast körperlich zu spüren.
Einer der Jugendlichen wurde unruhig. Er senkte den Blick, und es war zu sehen, wie er ständig sein Gewicht verlagerte.
Ein anderer, äußerlich der Kräftigste von ihnen, verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Gesichtszüge versteinerten. »Also gut, Katzer«, sagte er so gelassen, wie es ihm in dieser Situation möglich war. Im Grunde musste er sich darüber im Klaren sein, dass er gegen den Mutanten auch mit einer Übermacht von drei Personen keine reelle Chance besaß. »Wir wollen keinen Ärger mit dir. Verschwinde einfach. Wir sind bloß an dem Mädchen interessiert!«
»Wenn ihr Mädchen kennenlernen wollt«, entgegnete Bjo mit gespielter Höflichkeit, »solltet ihr vielleicht besser in die Tanzlokale der Vergnügungsdecks gehen, meint
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