Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan TH 0003 – Der Katzer

Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
das hat es schon immer getan, und ich achte das auch. Nur glaube ich nicht, dass er sich selbst so viele Gedanken über seine Person macht, wie du es augenscheinlich tust. Er ist doch kein Kind mehr, das ständig eine moralische Stütze braucht. Er ist ein Mann wie jeder andere, auch wenn er zur Sensibilität neigt und seine körperlichen Merkmale manchmal verflucht.«
    »Es geht mir darum, dass France sie auch verfluchen könnte«, warf der Kybernetiker ein, aber er merkte, dass er an Überzeugungskraft verlor. Vielleicht machte er sich wirklich zu viele Gedanken. »Sie könnte vor einem intensiveren Kontakt zurückschrecken, und das würde er nicht verkraften.«
    »Könnte, würde, sollte ...« Lareena verdrehte die Augen. »Wir sind doch beide nicht blind, Josc. Du weißt ebenso gut wie ich, wie gut sich die beiden verstehen. Von Mal zu Mal kommen sie besser miteinander aus, fühlen sie sich stärker zueinander hingezogen. Warte erst einmal ab, wie es sich weiterentwickelt, bevor du anfängst zu unken. Sollte Bjo eine Enttäuschung erleben, können wir ihm immer noch helfen. Lass ihn seine Erfahrungen machen, die er braucht, um auch in schwierigen persönlichen Situationen zu bestehen. Lass ihn und France in Ruhe. Sie mögen sich, ich weiß es. Sei doch froh, dass er einen Menschen hat, der ihm mehr sein wird als ein Kamerad!«
    »Schon gut, schon gut!« Joscan winkte ab. Gegen die Argumente einer Mutter würde er nicht ankommen, das war ihm soeben klar geworden. Er musste lernen, sich Bjo gegenüber nicht als Vormund aufzuspielen. Trotzdem hatte er seine eigene Meinung zu dem Thema. Als er aufstand und zur Tür ging, konnte er es sich nicht verkneifen, sie zum Besten zu geben.
    »Es gibt eine Katastrophe«, prophezeite er, und auch wenn er verlegen grinste, meinte er es ernst. Die Sorge um den jungen Freund wich nicht, obwohl er sich nach Lareenas Gardinenpredigt entschlossen hatte, ab sofort seinen Mund zu halten.
    Natürlich – er hatte es ja über den Interkom selbst verfolgen können: Bjo kam mit Lareena besser zurecht, als es noch am Abend vorher den Anschein gehabt hatte. Wahrscheinlich war sie es, die ihm etwas mehr Selbstsicherheit vermittelte.
    Joscan beachtete die Leute nicht, die ihm auf dem Weg zu seiner Unterkunft begegneten. So sehr war er mit sich selbst beschäftigt, dass er um ein Haar sogar Douc Langur übersehen hätte. Erst als er fast an ihm vorbei war, bemerkte er ihn. Ruckartig blieb er stehen.
    »Ich dachte schon, du wolltest nichts mehr mit mir zu tun haben«, sagte der Forscher. Sein Körper, der an ein antikes Sitzkissen erinnerte, wippte auf den vier Beinchen auf und ab. »Träumst du?«
    Der Kybernetiker strich sich durch die Haare. »Entschuldige, Douc. Ich war in Gedanken versunken.«
    »Worum geht es?«, fragte Langur interessiert. »Kann ich dir helfen?«
    Joscan winkte amüsiert ab. »Es ist nichts, was mit dem Verstand zu erklären wäre«, sagte er, während er sich langsam wieder in Bewegung setzte. Der Forscher hielt sich an seiner Seite. Nebeneinander schlenderten sie durch den Korridor.
    »Was ist es dann?«, fragte Douc. »Hat es wieder einmal mit der komplizierten menschlichen Psyche zu tun?«
    »Allerdings.« Joscan nickte. Er glaubte, endlich einen Gesprächspartner gefunden zu haben, mit dem er sich vernünftig unterhalten konnte. »Es geht um den Katzer und ...«
    Der Forscher pfiff schrill.
    »Oh«, übersetzte der Translator.
    Der Kybernetiker blieb stehen und stemmte in übertriebener Entrüstung die Fäuste in die Hüften. »Was soll das heißen: oh?«
    Das Pfeifgeräusch, das der Translator erzeugte, klang wesentlich unreiner als der Laut, den Doucs natürliche Stimmbänder produziert hatten.
    »Verschone mich damit«, bat der Forscher und wedelte mit einer Greifklaue. »Es interessiert mich nicht.«
    »Ich dachte, du wolltest es hören«, gab Joscan zurück. »Es wird Probleme geben.«
    »Ein anderes Mal«, sagte Douc abweisend. »Ich habe im Moment keine Zeit. Ich bin auf dem Weg zur HÜPFER. Die Regenerationsröhre wartet auf mich.«
    Der Kybernetiker breitete ergeben die Arme aus. »Ich wollte dich nicht aufhalten.«
    Er wandte sich zum Gehen, doch der Forscher packte ihn am Arm. »Ihr Menschen seid ein komisches Volk«, meinte er. »Bei euch muss immer etwas los sein. Ihr habt nicht die Fähigkeit, einfach abzuschalten, auszuspannen oder euch über eine Zeit der Ruhe und des Friedens zu freuen. Sobald ihr eine Weile ohne Konflikte leben müsst, werdet ihr

Weitere Kostenlose Bücher