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Atlan TH 0003 – Der Katzer

Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel
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gegeneinander. »Wenn man mit dem einmal Erreichten zufrieden ist, führt das zu Lethargie, Stagnation und Dekadenz. Wir sind zwar keine Terraner, aber wir sind Nachfahren von ihnen. Wir sind Menschen. Es liegt in unserer Natur, dass wir einen Antrieb brauchen, eine Aufgabe, eine echte Herausforderung. Das Leben, das wir führen, mag zwar auf den ersten Blick reizvoll sein, es scheint problemlos und angenehm. Aber gerade dieser Zustand kann sehr schnell ins Gegenteil umschlagen.«
    Lareena hatte ihm schweigend zugehört. Nun stützte sie einen Ellbogen auf die Sessellehne und legte zwei Finger an ihre Wange. Sie lächelte immer noch.
    »Du verstehst mehr von der menschlichen Psyche als ich«, gestand sie dem Kybernetiker zu. »Vielleicht hast du recht. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass du mich deswegen besuchst.«
    Joscan lachte rau. »Du bist eine kluge Frau«, sagte er – halb anerkennend, weil sie ihn durchschaute, halb enttäuscht, weil sie offensichtlich nicht weiter auf das Thema eingehen wollte. Er kannte dieses Phänomen: Kaum ein Solaner begriff die Problematik; die meisten lebten einfach in den Tag hinein. »Eigentlich dachte ich, ich würde deinen Sohn hier antreffen.«
    »Da hast du Pech.« Sie hob bedauernd die Schultern. »Offiziell lebt er zwar noch bei mir, aber in letzter Zeit macht er sich rar. Was wolltest du von ihm?«
    »Nichts weiter«, winkte Joscan ab. »Ich wollte mich nur mit ihm unterhalten.«
    Lareena nickte wissend. »Wegen France, nehme ich an.«
    »Du weißt davon?«
    »Josc!« Das klang vorwurfsvoll. »Ich bin seine Mutter!«
    Wieder lachte er, diesmal verlegen. »Entschuldige. Ich vergaß, dass ihr immer ein gutes Verhältnis hattet. Ich will dir ehrlich sagen, dass ich mir Sorgen um den Jungen mache.«
    »Dazu besteht kein Anlass. Warum sollte man sich um einen Mann sorgen, der sich für ein Mädchen interessiert?«
    »Du verstehst nicht, was ich meine.« Der Kybernetiker leckte sich über die Lippen. »Es ist nicht so, dass sich Bjo lediglich für diese Frau interessiert – ich fürchte, er liebt sie.«
    In Lareenas Augen blitzte es belustigt auf. »Und? Ich verstehe noch immer nicht dein Problem. Vielleicht hat er Glück, und sie teilt seine Empfindungen.«
    Joscan schüttelte unwillig den Kopf. »Bjo ist nicht wie andere Männer«, setzte er erneut an. »Man nennt ihn Katzer – das sagt schon alles. Ich weiß, wie sehr er in letzter Zeit darunter leidet, und ich merke von Tag zu Tag mehr, wie er sich bemüht, anders aufzutreten und sich anders zu geben, als man es von ihm gewohnt ist. Das ist es, was mich beunruhigt. Er schadet sich damit.«
    Lareena lächelte verhalten. »Es hat noch nie jemandem geschadet, wenn er an sich arbeitet. Warst du jemals ernsthaft verliebt, Josc? Würdest du nicht auch, unbewusst vielleicht, versuchen, dein Wesen, deinen Charakter in einem möglichst günstigen Licht zu präsentieren und dabei möglicherweise Gedanken äußern oder Dinge tun, die du nie zuvor in Erwägung gezogen hast? Würdest du nicht auch versuchen, dich so zu verhalten, dass du das Interesse deiner Angebeteten weckst? Das ist nun einmal typisch für uns Menschen.«
    »Ich glaube, wir reden aneinander vorbei«, meinte der ehemalige Sprecher der Solgeborenen. »Bjo hat ernsthafte Probleme mit seinen instinktbehafteten Verhaltensweisen und mit seinem äußeren Erscheinungsbild. Du solltest nicht so unbedacht darüber hinwegsehen. Er fühlt sich beobachtet, ja begafft. Es behagt ihm nicht mehr, dass er im Grunde genommen ein Außenseiter ist. Er liebt und möchte geliebt werden – und ich denke, er hat Angst davor, dass seine Zuneigung nicht erwidert werden könnte.«
    Lareena kniff die Augen zusammen. »Anscheinend legst du es darauf an, dass ich ihm als Mutter ins Gewissen reden soll, sich von France zurückzuziehen? Dass ich ihm beibringen soll, er täte vernünftigerweise gut daran, sich von vornherein keine Hoffnungen zu machen?«
    Joscan schürzte die Lippen und nickte langsam. »Etwas in dieser Richtung, ja. Ich habe ihm zwar gestern genau das Gegenteil gesagt, aber ich glaube doch, es wäre besser für ihn. Er verrennt sich so in diese Sache, dass es schlimm für ihn ausgehen könnte, wenn er enttäuscht wird. Er ist sehr sensibel und verletzlich, und er glaubt ohnehin, dass er auf France ... nun, Furcht einflößend wirkt. Wenn sich das bestätigt ...«
    »Meine Güte, Josc!«, unterbrach ihn Lareena. »Ich weiß, dass dir Bjos Schicksal sehr am Herzen liegt;

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