Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter

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musst zugeben«, sagte er langsam, »dass das noch nicht besonders überzeugend ist.«
    »Ich kann dir die Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst nennen. Wenn du sie überprüfen lässt, wirst du feststellen, dass ich sie mir nicht einfach ausgedacht habe. Sie bezeichnen einen begrenzten Raumabschnitt, der für die SOL erreichbar ist.«
    »Daran zweifle ich nicht«, brummte der High Sideryt unwillig. »Es wäre jedoch nichts damit gewonnen. Wer sagt mir denn, dass du dir nicht trotzdem alles aus den Fingern gesogen hast? Koordinaten kann man ebenso auswendig lernen wie spannende Lügengeschichten.«
    »Ich weiß, dass das, was ich habe, nicht besonders viel ist, aber wenn du mir nicht zumindest ein kleines bisschen vertraust, gibt es ohnehin keine Basis für eine Zusammenarbeit zwischen uns.« Atlan machte eine wegwerfende Geste. »Dann kannst du meinen Besuch bei dir als überflüssig betrachten, und ich verschwinde wieder.«
    Der Bruder ohne Wertigkeit lächelte überlegen.
    »Du vergisst, dass du mein Gefangener bist, Arkonide. Das ist die Basis!« Übergangslos wurde er wieder ernst. »Aber ich bin bereit, mich überzeugen zu lassen. Erzähle mir etwas über diesen Sektor, den wir angeblich ansteuern sollen. Was hat es damit auf sich? Was ist das für eine Fracht, von der du gesprochen hast?«
    Atlan sah ein, dass er sich momentan in der schwächeren Position befand. Allein die Kampfroboter im Hintergrund bewiesen das. Es war gefährlich, den High Sideryt unnötig zu provozieren. Er hob die Schultern.
    »Ich kann dir leider nur wenig mehr dazu sagen«, bedauerte er. »Ich kenne die Koordinaten, das ist erst einmal alles. Einzelheiten werde ich erst an Ort und Stelle erfahren. Es ist jedoch sicher, dass der Frieden in diesem Teil des Universums davon abhängt, ob ich den Auftrag erfülle.«
    Chart Deccon lachte spöttisch.
    »Du sparst nicht an großen Worten, das muss ich dir lassen. Verrätst du mir, wer dir diesen ominösen Auftrag gegeben hat?«
    »Die Kosmokraten.«
    Der High Sideryt nickte wie jemand, der sich mit eiserner Beherrschung zwingen musste, nicht die Geduld zu verlieren.
    »Die Kosmokraten, natürlich«, sagte er bissig. »Und wer oder was sollen diese Kosmokraten sein?«
    Atlan registrierte bedrückt, dass ihm das Gespräch entglitt, und er konnte dem High Sideryt nicht einmal einen Vorwurf machen. Seine Aussagen waren so verschwommen, dass er nicht ernsthaft damit rechnen durfte, ein Mann wie Chart Deccon könnte ihm vorbehaltlos Glauben schenken. Er verstand dessen Misstrauen nur zu gut. Über den Auftrag war er selbst nur unzureichend informiert, und von dem Kontakt zu den Auftraggebern war ihm nicht mehr in Erinnerung, als dass er stattgefunden hatte. Wie sollte er einem anderen etwas erklären, was er selbst nur zur Hälfte begriff?
    Trotzdem versuchte er es.
    »Vielleicht ist dir bekannt«, begann er, »dass unser Universum in Mächtigkeitsballungen unterteilt ist, die jeweils mehrere Galaxien umfassen und von sogenannten Superintelligenzen kontrolliert werden. Eine solche Superintelligenz wird früher oder später – sofern sie sich positiv entwickelt – zu einer Materiequelle. Das zu verstehen ist einem Menschen schon fast unmöglich, und dennoch sind auch die Materiequellen noch nicht der Endpunkt der Evolution. Aus ihnen entstehen irgendwann die Kosmokraten.«
    Chart Deccon blickte ihn starr an und schwieg.
    »Wie ein Kosmokrat sich dem menschlichen Auge darbietet«, fuhr Atlan fort, »ob man ein solches Wesen überhaupt optisch wahrnehmen oder sich vorstellen kann, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich habe keine Erinnerung mehr an meinen Kontakt mit diesen Wesen. Ich kann nur beteuern, dass ich mich tatsächlich jenseits einer Materiequelle aufgehalten habe und von einem oder mehreren Kosmokraten diesen Auftrag erhielt.«
    Der Bruder ohne Wertigkeit rührte sich nicht. Sein Gesicht wirkte wächsern. Es schien, als lausche er in sich hinein, als mache ihn der Vortrag zumindest nachdenklich. Vielleicht erahnte er in diesem Augenblick, was dem Arkoniden widerfahren war. Vielleicht spürte er einen Hauch jener gewaltigen kosmischen Zusammenhänge. Tief in seinem Innern glaubte Atlan ohnehin, dass er einen winzigen Teil dessen, was die Kosmokraten ausmachte, in sich aufgenommen hatte, dass er etwas von seiner Reise hinter die Materiequellen mitgebracht hatte, was sich nicht in Worte fassen ließ, von besonders sensiblen Menschen allerdings erspürt werden konnte.
    Eine Weile dauerte der Zustand