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Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter
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an. Schließlich jedoch riss sich Chart Deccon zusammen. Es war, als käme wieder Leben in einen vor Ehrfurcht erstarrten Körper.
    »Im Grunde genommen ist es mir egal, ob deine Angaben der Wahrheit entsprechen«, sagte er, und seine Erregung war nicht zu überhören. »Aber du scheinst der Mann zu sein, der den Solanern endlich eine Aufgabe geben kann. Das ist mir im Moment am wichtigsten.«
    »Heißt das«, forschte Atlan, »dass du bereit bist, die Koordinaten, die ich von den Kosmokraten erhalten habe, anzusteuern?«
    »Ich wüsste nicht, was dagegenspräche«, stieß der High Sideryt hervor. »Ich sage dir Folgendes: Wenn wir das Mausefalle-System jemals verlassen sollten, werden wir nach Varnhagher-Ghynnst fliegen! Von heute an hat die SOL ein Ziel!«
    Die Tragik, die in diesen Worten mitschwang, entging dem Arkoniden nicht. Seit rund zweihundert Jahren, also seit der Übernahme des Schiffes durch die Solaner, vermissten diese etwas, wofür sie sich engagieren konnten. Es war einer der Gründe, warum heute Chaos und Verfall das Bild an Bord bestimmten. Niemandem war es bisher gelungen, diese Entwicklung aufzuhalten, obwohl es an entsprechenden Bemühungen sicher nicht gemangelt hatte.
    Auch Chart Deccon zählte zu denen, deren Bestreben immer darin gelegen hatte, den Zuständen ein Ende zu bereiten. Die diktatorischen Mittel, die er, ebenso wie seine Vorgänger, anwandte, billigte Atlan in keiner Weise. Er gestand ihm jedoch zu, dass seine Philosophie nicht die schlechteste war. Um den Niedergang der solanischen Gesellschaft zu stoppen, suchte er ein Ziel, das er denen, über die er sich zu herrschen anmaßte, vermitteln konnte.
    Nun hatte er es gefunden – aber er sah sich außerstande, daraus Vorteile zu ziehen. Die SOL lag weiterhin in Fesseln, und es war ungewiss, was sie auf Mausefalle VII erwartete.
    Immerhin zwang ihn die Situation zur Zusammenarbeit. Der Arkonide und der High Sideryt waren aufeinander angewiesen, wenn sie die Chance, ihre Vorstellungen zu verwirklichen, bewahren wollten. Es mochte der einzige positive Aspekt in der Begegnung der beiden Männer sein.
    Jeder von ihnen stellte zwar eine überragende Persönlichkeit dar. Ihre Wertmaßstäbe liefen jedoch extrem auseinander. Atlan liebte die Freiheit und die Selbstbestimmung und würde sich jederzeit dafür einsetzen. Chart Deccon übte Macht durch Unterdrückung aus und würde alles tun, um seine Position zu erhalten.
    Der äußere Schein konnte den Arkoniden nicht täuschen. Der Bruder ohne Wertigkeit und er waren Gegner.
     
    Chart Deccon dachte darüber nicht anders. Wenn es jemals eine Expedition nach Varnhagher-Ghynnst geben sollte, würde sie unter dem alleinigen Kommando der SOLAG stehen. Der Status des Arkoniden konnte bestenfalls der eines Beraters sein. Aber selbst das war schon fast zu viel.
    Für ihn, die Magniden und die Brüder niederer Wertigkeiten bedeutete die Anwesenheit des Unsterblichen nicht nur eine Herausforderung, sondern vor allem eine ständige Gefahr. Dieser Mann besaß ein gewaltiges Charisma, das ihn dazu befähigte, andere auf seine Seite zu ziehen. Wenn man ihm einen zu großen Freiraum ließ, konnte er sehr schnell Einfluss unter den Solanern gewinnen und von heimlichen oder offenen Anhängern unterstützt werden. So weit durfte es nicht kommen.
    Lieber heute als morgen wäre Chart Deccon den ungebetenen Gast wieder losgeworden. Er musste sich beizeiten darum kümmern. Vorerst jedoch waren der Arkonide und dessen Erfahrung zu wertvoll, als dass er darauf hätte verzichten können. Noch brauchte er ihn.
    »Wenn wir unser Ziel erreichen möchten«, nahm er den Faden wieder auf, »müssen wir uns gegen den Zugstrahl und den Quader schnellstens etwas einfallen lassen. Du weißt, dass bis jetzt jedes Mittel versagt hat. Da du deine Hilfe angeboten hast: Was schlägst du vor?«
    »Ich möchte mit SENECA sprechen«, eröffnete Atlan. »Der Rechner wird ...«
    »Er wird gar nichts!«, unterbrach der High Sideryt schroff. »SENECA ist gestört. Und erzähle mir nicht, dass du das nicht weißt. Du hast doch bereits einen Kontaktversuch unternommen.«
    Der Arkonide ließ sich nicht beirren.
    »Der Rechner wird mich erkennen«, beharrte er. »Er braucht nur etwas mehr Zeit. Und wenn er mich erst erkannt hat, wird er bei der Bewältigung der Krise Unterstützung leisten.«
    Chart Deccon zog die Brauen nach oben, dann begann er unvermittelt zu lachen.
    »Das wüsste ich aber!«, sagte er. Gleich darauf wurde ihm klar,

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