Atlan TH 0006 – Stadt der Freien
einen Raum vorbereitet, der mit allem Notwendigen ausgestattet ist.«
Er drehte sich um und betrat das Personenlaufband, dessen Laufrichtung inzwischen umgepolt worden war.
»Eine schöne Stadt habt ihr hier«, sagte Ogr T'neul, während er und sein Begleiter Lanta folgten. »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Tannahmat betreten würde. Sie galt als verloren. Viele Jahrhunderte hat niemand etwas von ihr gehört, und jetzt taucht sie ausgerechnet am dünn besiedelten Nordrand der Galaxis wieder auf.«
»Es gab gewisse Schwierigkeiten«, sagte Lanta ausweichend, wie es ihm empfohlen worden war. Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke wie ein Blitz, und im nächsten Moment fragte er:
»Habt ihr etwas von der SOL gehört?«
»Von der SOL?«, wiederholte Ogr T'neul – und das Echo seiner Frage hallte vielfältig von allen Seiten zurück.
Verwirrt blickte Lanta sich um. Die Stadt, die eben noch im Glanz ihrer Lichter gleich einem kostbaren Juwel gestrahlt hatte, versank hinter Nebelschleiern, Ogr T'neul und Fran D'vielle waren verschwunden, und das Laufband schien sich unter seinen Füßen aufzulösen.
Und dann – von einem Augenblick zum anderen – erlosch Lantas Existenz.
14.
Atlan fuhr im Bett hoch und sah sich leicht verwirrt um. Die Erinnerungen an den soeben durchlebten Traum verblassten innerhalb weniger Sekunden. Der Traum war intensiv gewesen, und er hätte wahrscheinlich noch lange weitergeträumt, wenn er nicht instinktiv an die SOL gedacht hätte.
Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und zog seine Stiefel an.
»Warum ruhst du dich nicht weiter aus, Atlan?«, fragte das Bett flüsternd.
»Ich wollte überhaupt nicht schlafen«, erwiderte der Arkonide. Er warf einen Blick auf sein Armbandchronometer und erschrak. »Bei allen Göttern Arkons«, stieß er hervor. »Ich habe fast dreißig Stunden hier gelegen?«
»So wohlig weich, so warm und gut; es pulst die Kraft in deinem Blut«, erscholl die Stimme des Hauses. »Schlaf weiter, denn des Schlafes Segen begleitet dich auf allen Wegen. Wohin dich dieser Segen lenkt, dir wunderbare Träume schenkt ...«
Atlan beherrschte sich nur mühsam. Der Verlust von fast dreißig Stunden erschien ihm geradezu unglaublich.
»Würdest du für meine Gefährten und mich ein Frühstück bereiten?«, unterbrach er den poetischen Erguss des Hauses, während er sich den Waffengurt umschnallte.
»Aber dann müsste ich deine Freunde wecken«, kam die erwartete Entgegnung. »Das verstieße gegen die Gebote der Gastfreundschaft.«
»Nicht, wenn ich es ausdrücklich wünsche«, erklärte Atlan. »Außerdem kann ich sie auch selbst wecken, sofern du dazu nicht in der Lage bist.«
»Das darf ich nicht zulassen, denn sie sind meiner Obhut anvertraut«, widersprach das Haus.
Unter Atlans Kopfhaut kribbelte es. Er ahnte, dass er bei einer offenen Konfrontation mit dem Haus den Kürzeren ziehen würde, aber andererseits konnte er dieser Konfrontation nicht ausweichen, wenn das Haus sich als unzugänglich erwies. Sie mussten weiter nach den Herren der Roboter suchen. Dreißig Stunden hatten sie bereits verloren, und die SOL trieb unaufhaltsam auf Mausefalle VII zu.
Von einer gewaltsamen Auseinandersetzung rate ich ab, warnte der Logiksektor.
Atlan holte tief Luft. »Wir müssen essen und trinken, denn wir können nicht von Träumen leben«, sagte er. »Außerdem hast du uns versprochen, die Herstellung synthetischen Kaffees zu vervollkommnen, und Kaffeegenuss ist für meine Freunde und mich viel schöner als der schönste Traum. Wenn du ein perfekter Gastgeber sein willst, darfst du uns deinen Kaffee nicht vorenthalten.«
Das Haus erwiderte daraufhin nichts.
»Ich verstehe«, sprach Atlan weiter und versuchte, enttäuscht zu klingen. »Es ist dir also nicht gelungen, deinen Kaffee zu verbessern.«
»Das ist nicht wahr!«, protestierte das Haus lautstark.
Es zeigt Gefühle, raunte der Extrasinn. Darauf musst du aufbauen.
»Beweise es«, sagte der Arkonide.
»Ich werde es beweisen«, erwiderte das Haus. »Geh schon voraus in den Speisesaal. Ich werde deine Freunde wecken.«
Plötzlich stand der Ableger des Hauses im Zimmer. »Bitte folge mir, Atlan!«, sagte er.
Der Arkonide tat wie ihm geheißen. Er hatte das Gefühl, die zweite Runde gewonnen zu haben, nachdem die erste an das Haus gegangen war. Allerdings ahnte er, dass ihm noch ein paar weitere Runden bevorstanden.
Der Unsterbliche betrat den lang gestreckten Saal, den er bereits von der letzten Mahlzeit
Weitere Kostenlose Bücher