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Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Titel: Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel & Detlev G. Winter
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innerlich einen Ruck. »Wir haben keine Zuhörer mehr«, sagte er. »Ich frage dich also direkt und ohne Umschweife: Wirst du dich an dein Versprechen halten und meinen Anweisungen Folge leisten?«
    »Ich habe niemals zugestimmt, mich deinem Befehl zu unterstellen. Soll ich dir unsere erste Unterhaltung im Tal der Kuppeln noch einmal vorspielen? Offenbar ist dir ihr Wortlaut entfallen. Mit ist bekannt, dass organische Lebewesen oft mit solchen Datenverlusten zu kämpfen haben.«
    Weicos spürte, wie sich zunehmendes Unbehagen in ihm ausbreitete. Der Verlauf des Gesprächs gefiel ihm immer weniger. »Das ist nicht nötig«, sagte er. »Du hast gesagt, dass ich die Zukunft bestimme. Wie soll das funktionieren, wenn ich dir keine Anweisungen erteilen darf?«
    »Ich mag es nicht, wenn man mich mit Anweisungen konfrontiert. Glaubst du etwa, du bist der Erste, der meine Testreihen erfolgreich absolviert hat? Anweisungen wollte mir bislang noch keiner der erfolgreichen Prüflinge erteilen.«
    »Du willst mich hinhalten«, rief Weicos erbost. »Ich habe die Solaner in gutem Glauben hierher geführt. Ich habe ihnen ein Leben in Freiheit und Würde versprochen.«
    »Und genau das sollen sie bekommen. Du wolltest die Zukunft gestalten, und das hast du getan, indem du deine Freunde überzeugt hast, dass hier ein angenehmeres Dasein auf sie wartet als auf der SOL. So wird es sein.«
    »Aber das ist ... das war so nicht gemeint.« Weicos rang nach den richtigen Worten. »Es ging nicht nur um die 5000 Solaner, die mir gefolgt sind«, erklärte er. »Es ging um alle Menschen an Bord der SOL. Auch um die, die du noch immer gefangen hältst. Ich verlange, dass du den Zugstrahl abschaltest und die SOL freigibst.«
    »Du meinst das energetische Traktorfeld, das mich mit deinesgleichen versorgt und seit vielen Jahrhunderten immer neue Energieträger nach Osath transportiert?«
    »Genau das«, bestätigte Weicos. »Schalte es ab!«
    Abermals schien es dem Robbenwesen, als entstünde eine kurze Pause, die der Herr in den Kuppeln zum Nachdenken nutzte. Gewiss war das Einbildung, trotzdem flammte ein Funken wiedererwachender Zuversicht in ihm auf.
    »Ich sehe den Sinn dieser Maßnahme nicht ein«, zerstörte die Antwort des Robotgehirns auf einen Schlag alle Hoffnungen.
    Weicos war, als bräche eine Welt zusammen. Der eigentliche Zweck des Unternehmens wurde damit infrage gestellt. »An Bord der SOL«, nahm er einen neuen, verzweifelten Anlauf, »leben fast 100.000 weitere Menschen. Auch sie wollen ihr Leben in Selbstbestimmung verwirklichen. Dein Zugstrahl hindert sie daran. Siehst du das denn nicht? Wenn du das Schiff nicht freigibst, brichst du dein Wort.«
    »Keineswegs«, widersprach der Herr in den Kuppeln. »Es bleibt jedem deiner Artgenossen unbenommen, nach Osath umzusiedeln und hier in Frieden und Freiheit zu leben. Es wird ihnen an nichts mangeln. Meine Roboter stehen ihnen zur Verfügung und werden ihnen jeden Wunsch erfüllen, sofern er im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten erfüllbar ist.«
    »Du willst sie zwingen?«, fragte Weicos.
    »Aber nein«, belehrte ihn das Robotgehirn. »Ich habe längst veranlasst, dass die Demontageeinheiten ihre Arbeit beenden und die Beschädigungen, die an deinem Schiff entstanden sind, rückgängig machen. Deine Freunde haben also die Wahl, ob sie an Bord bleiben oder auswandern wollen. Sie können ihre Zukunft ebenso frei bestimmen wie du die deine.«
    »Das ist ... das ist Haarspalterei!«
    »Du magst es so auffassen. Ich weiß, dass es biologischen Lebensformen nicht leicht fällt, sich der Logik zu beugen, aber wenn du dir Zeit gibst, wirst du schon bald einsehen, dass meine Lösung die beste aller Lösungen ist.«
    Weicos verengte die Augen. Erst in diesen Sekunden wurde ihm die Tatsache bewusst, dass der Herr in den Kuppeln nie einen Hehl daraus gemacht hatte, dass er auf die Anwesenheit der Solaner gesteigerten Wert legte. In gewisser Weise brauchte das Robotgehirn die Menschen, um seiner Aufgabe nachzukommen. Vielleicht konnte er dort ansetzen.
    »Ich überlege mir ernsthaft«, sagte das Robbenwesen vorsichtig, »ob ich meine Freunde nicht bitten soll, Osath wieder zu verlassen, wenn du dich weiterhin so stur stellst.«
    »Das kannst du gerne tun«, meinte der Herr in den Kuppeln in stoischer Ruhe. »Wie ich schon sagte: Du bestimmst die Zukunft!«
    Weicos schwieg betroffen. Damit, dass das Robotgehirn den Spieß umdrehen könnte, hatte er nicht gerechnet. Mit einem Mal fühlte er

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