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Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Titel: Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel & Detlev G. Winter
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überblicken und mit den Flossenarmen die Sensoren erreichen. Ohne noch lange zu überlegen, berührte er das silberne Segment.
    Nichts!
    Er wartete eine halbe Minute lang, dann betätigte er den schwarzen Sensor. Diesmal hatte er den erhofften Erfolg.
    Ein Bildschirm wurde aktiviert, auf dem ein Ausschnitt jener kuppelförmigen Konstruktion zu sehen war, in der das Robotgehirn residierte. Im Zentrum der Wiedergabe erhob sich der silbern schimmernde, transparente Monolith, den das Robbenwesen bereits vom ersten Kontakt mit dem Herrn kannte.
    »Ich höre«, drang eine künstlich modulierte, aber angenehme Stimme aus den Lautsprechern der Zentrale.
    Weicos erinnerte sich noch gut an die erst wenige Tage zurückliegende Begegnung mit dem Robotgehirn. Im Wettlauf um die Gunst des Herrn in den Kuppeln war es ihm gelungen, mit Atlan, dem so überraschend auf der SOL aufgetauchten Arkoniden, gleichzuziehen. Der Herr hatte sie auf den Hantelraumer zurückgeschickt. Dort sollten sie, jeder für sich, ihre weiteren Pläne propagieren. Derjenige, der sich mit seinen Vorstellungen durchsetzte, sollte als Sieger die Zukunft bestimmen.
    An Bord des Schiffes hatte Weicos einen grandiosen Erfolg erzielt. Schätzungsweise fünftausend Menschen waren ihm nach Osath gefolgt. Zweifellos durfte er sich als Sieger dieses kleinen Duells betrachten.
    »Hier spricht Weicos«, gab er sich zu erkennen.
    Der Herr in den Kuppeln antwortete sofort. »Das weiß ich. Was willst du von mir?«
    »Ich bin hier, um dich an dein Versprechen zu erinnern«, sagte das Robbenwesen vorsichtig. Noch war er nicht sicher, ob alles wirklich so einfach sein würde, wie er es sich ausgemalt hatte.
    »Welches Versprechen meinst du?«, fragte das Robotgehirn freundlich.
    Unwillkürlich zuckte Weicos zusammen. Die Frage erschien ihm wie eine Bestätigung seiner schlimmsten Befürchtungen. Er ahnte, dass ihn neue Komplikationen erwarteten. Dennoch blieb ihm nichts übrig, als auf den Herrn in den Kuppeln einzugehen.
    »Das Versprechen, dass derjenige die Zukunft bestimmen soll, der an Bord der SOL die Oberhand gewinnt.«
    »Und du bist der Ansicht, dass du das bist ...«
    Weicos vermochte nicht zu erkennen, ob die letzte Äußerung des Herrn eine Frage oder eine Feststellung gewesen war. »Ja«, bekräftigte er deshalb, »ich habe gesiegt!«
    »Aber du bist nicht allein!«
    »Nein.« Er streifte mit einem flüchtigen Blick den Phano, der abwartend neben ihm stand. »Einer deiner Roboter ist bei mir. Er hat mir die Funktion der alten Anlagen erklärt und mir geholfen, sie zu bedienen.«
    Gewöhnlich liefen positronische Funktionen, vor allem jene, die man mit dem Vorgang des menschlichen Denkens verglich, in Bruchteilen von Millisekunden ab, Zeitspannen, die biologische Lebewesen unmöglich wahrnehmen konnten. Weicos wusste das. Dennoch schien es ihm, als zögere der Herr in den Kuppeln, fast so, als müsste er überlegen, ob er die Anwesenheit des Phanos akzeptieren könnte.
    »Schick ihn fort«, verlangte er dann.
    »Warum?«, wollte Weicos wissen. »Vielleicht brauche ich ihn noch, um mich in der Zentrale zurechtzufinden.«
    »Schick ihn fort!«, wiederholte die Computerstimme.
    Weicos fühlte sich plötzlich nicht mehr sonderlich wohl in seiner Haut. Hatte der Herr in den Kuppeln seine Vorgehensweise geändert? Wusste er nicht mehr, was er versprochen hatte? Oder hatte das Robbenwesen die Worte seines Gegenübers von Anfang an falsch interpretiert? Letztlich war sein Gesprächspartner eine Maschine – und dem Verhalten der meisten Roboter auf Osath nach zu urteilen, eine Maschine mit erheblichen Funktionsstörungen.
    »Würdest du mich bitte allein lassen«, wandte sich Weicos an den Phano.
    »Natürlich – wenn du es wünschst.«
    Weicos nickte. Er zögerte kurz. »In fünfzehn Minuten meldest du dich wieder bei mir. Kann ich mich auf dich verlassen?«
    »Du musst es«, meinte der Phano lakonisch. »Du kannst die Zentrale schließlich nur mit meiner Hilfe wieder verlassen. Aber du kannst mir vertrauen. Ich hole dich pünktlich wieder ab.« Er wartete nicht, ob Weicos noch etwas zu sagen hatte, sondern verließ zügig den Saal durch ein Schott, das sich hinter ihm wieder schloss.
    Das Robbenwesen versuchte sich zu sammeln, indem es das Bild des Monolithen betrachtete. Eine Weile schwieg es und wartete, ob der Herr in den Kuppeln die Unterhaltung von sich aus fortführen würde. Als das nicht geschah und die Stille allmählich bedrückend wurde, gab Weicos sich

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