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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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eigenen Hölle gewesen), aber das war wahrscheinlich eine gewisse Erleichterung für den Mann, weil es das andere, noch nicht ganz trockene Blut überdeckte. Pagano hatte nah genug dabei gestanden, um einige Spritzer abzubekommen, als Slocum Malenfants Kumpel erschossen hatte. Er war mit Clemsons Blut und mit Clemsons Gehirn bespritzt worden.
    Sully hatte nie ein Wort darüber gesagt, was Clemson in dem Dorf zugestoßen war, weder zu Dr. Conroy noch zu sonst jemandem. Er hatte dichtgehalten. Alle hatten sie dichtgehalten.
    Pags war an Krebs gestorben. Immer wenn einer von Sullys alten Kumpels aus Nam starb (na ja, okay, genau genommen waren es keine Kumpels , die meisten von ihnen waren doof wie Bohnenstroh und nicht das, was Sully als Kumpels bezeichnen würde, aber dieses Wort benutzten sie nun mal, weil noch niemand ein Wort dafür erfunden hatte, was sie in Wirklichkeit füreinander gewesen waren), dann anscheinend immer an Krebs oder an Drogen oder durch Selbstmord. Normalerweise fing der Krebs in der Lunge oder im Gehirn an und breitete sich dann einfach überallhin aus, als ob diese Männer ihr Immunsystem im Grünen zurückgelassen hätten. Bei Dick Pagano war es Bauchspeicheldrüsenkrebs
gewesen - bei ihm und bei Michael Landon. Es war die Krankheit der Stars. Der Sarg war offen, und der alte Pags sah nicht zu schäbig aus. Seine Frau hatte dafür gesorgt, dass der Bestattungsunternehmer ihn in einen normalen Anzug gesteckt hatte, nicht in eine Uniform. Wahrscheinlich hatte sie überhaupt nicht an eine Uniform gedacht, trotz der Auszeichnungen, die Pagano bekommen hatte. Pags hatte nur zwei oder drei Jahre lang eine Uniform getragen - Jahre der Verirrung, wie die Zeit, die man in irgendeinem Knast auf dem Land saß, weil man mal einen schwarzen Tag gehabt und - wahrscheinlich im Suff - etwas völlig Untypisches getan hatte. Zum Beispiel jemanden bei einer Kneipenschlägerei umgebracht oder es sich in den Kopf gesetzt, die Kirche niederzubrennen, in der die Exfrau in der Sonntagsschule unterrichtete. Sully wusste genau, dass keiner der Männer, mit denen er gedient hatte, gern in einer Uniform begraben werden würde - er selbst auch nicht.
    Dieffenbaker - für Sully war er immer noch der neue Lieutenant - war ebenfalls zu der Beerdigung gekommen. Sully hatte Dieffenbaker schon lange nicht mehr gesehen, und sie hatten sich richtig gut miteinander unterhalten … obwohl Dieffenbaker eigentlich die meiste Zeit geredet hatte. Sully wusste nicht so recht, ob Reden überhaupt etwas brachte, aber er dachte immer wieder darüber nach, was Dieffenbaker gesagt hatte. Wie wütend Dieffenbaker dabei die meiste Zeit geklungen hatte. Auf der ganzen Rückfahrt nach Connecticut dachte er darüber nach.
    Gegen zwei Uhr war er auf der Triborough Bridge, auf dem Rückweg nach Norden, und er hatte noch reichlich Zeit, um vor dem Berufsverkehr in Harwich anzukommen.
»Fließender Verkehr auf der Triborough und an unseren Kontrollstellen entlang des ganzen Long Island Expressway«, wie es der Mann vom Verkehrsfunk im WINS-Hubschrauber formulierte. Dazu waren Hubschrauber heute da: zur Überwachung der Verkehrsströme, die sich aus Amerikas Städten heraus und in sie hinein ergossen.
    Als der Verkehr kurz hinter Bridgeport langsamer zu werden begann, merkte Sully es nicht. Er hatte von den Nachrichten auf Oldies umgeschaltet und war mit den Gedanken bei Pags und seinen Mundharmonikas. Es war ein Kriegsfilm-Klischee, der leidgeprüfte GI mit der Mundharmonika, aber Pagano, Mann, o Mann, Pagano konnte einen echt in den Wahnsinn treiben. Tag und Nacht hatte er auf den Dingern gespielt, bis einer der Jungs - vielleicht Hexley oder sogar Garrett Slocum - ihm erklärt hatte, wenn er nicht damit aufhöre, könne es durchaus sein, dass er eines Morgens mit dem ersten tönenden Rektalimplantat der Welt aufwachen werde.
    Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr gelangte Sully zu der Überzeugung, dass es Sly Slocum gewesen war, der mit dem Rektalimplantat gedroht hatte. Ein großer Schwarzer aus Tulsa, der Sly and the Family Stone für die beste Band der Welt hielt - daher der Spitzname - und nicht glauben wollte, dass eine andere Gruppe, die er toll fand, Rare Earth, aus Weißen bestand. Sully erinnerte sich, wie Deef (das war, bevor Dieffenbaker der neue Lieutenant geworden war und Slocum zugenickt hatte, wahrscheinlich die bedeutsamste Geste, die Dieffenbaker jemals gemacht hatte oder machen würde) Slocum erklärt hatte, diese Typen

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