Atlantis
Bobbys Gürtel.«
»Braves Mädchen. Zehn Sekunden, dann wird’s dir schon viel besser gehen.«
Ted holte tief Luft. Dann streckte er die rechte Hand aus, bis sie direkt über der lila Wölbung in Carols Schulter in der Luft hing. »Jetzt kommt der Schmerz, mein Schatz. Sei tapfer.«
Es dauerte keine zehn Sekunden; nicht einmal fünf. Bobby kam es so vor, als geschähe es buchstäblich im Handumdrehen. Teds rechter Handballen drückte direkt auf den Knubbel, der aus Carols gestraffter Haut ragte. Gleichzeitig zog er fest an ihrem Handgelenk. Carols Kiefermuskeln traten hervor, als sie in Bobbys Gürtel biss. Bobby hörte ein kurzes
Knirschen, wie es hin und wieder in seinem Nacken ertönte, wenn er mit steifem Hals den Kopf drehte. Und dann war die Wölbung in Carols Arm verschwunden.
»Bingo!«, rief Ted. »Sieht gut aus! Carol?«
Sie machte den Mund auf. Bobbys Gürtel fiel heraus und landete in ihrem Schoß. Bobby sah eine Linie winziger Punkte, die ins Leder gegraben waren; sie hatte ihn fast ganz durchgebissen.
»Tut nicht mehr weh«, sagte sie erstaunt. Sie fuhr mit der rechten Hand nach oben zu der Stelle, wo die Haut jetzt eine dunkelrotere Färbung annahm, berührte den Bluterguss und zuckte zusammen.
»Das wird noch etwa eine Woche lang wehtun«, warnte Ted. »Und du darfst mit dem Arm mindestens zwei Wochen lang nichts werfen oder heben. Wenn du es doch tust, könnte er wieder aus dem Gelenk springen.«
»Ich werde aufpassen.« Jetzt war Carol imstande, ihren Arm anzusehen. Sie fuhr fort, den Bluterguss mit leichten, prüfenden Fingern zu betasten.
»Wie viel von dem Schmerz hast du gefangen?«, fragte Ted, und obwohl sein Gesicht noch ernst war, glaubte Bobby, ein kleines Lächeln in seiner Stimme zu hören.
»Das meiste«, sagte sie. »Es hat fast gar nicht wehgetan.« Sobald diese Worte jedoch heraus waren, sank sie auf dem Stuhl zusammen. Ihre Augen waren offen, starrten aber ins Leere. Carol war zum zweiten Mal ohnmächtig geworden.
Ted befahl Bobby, ihm einen feuchten Lappen zu bringen. »Kaltes Wasser«, sagte er. »Wring ihn aus, aber nicht zu stark.«
Bobby lief ins Badezimmer, nahm einen Waschlappen vom Bord neben der Badewanne und befeuchtete ihn mit kaltem Wasser. Die untere Hälfte des Badezimmerfensters bestand aus Milchglas, aber wenn er zur oberen Hälfte hinausgeschaut hätte, wäre sein Blick auf das Taxi gefallen, das draußen vorfuhr. Bobby schaute nicht hinaus; er konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Er dachte auch nicht an den grünen Schlüsselanhänger, obwohl dieser direkt vor seinen Augen auf dem Bord lag.
Als Bobby ins Wohnzimmer zurückkam, saß Ted wieder auf dem Stuhl mit der geraden Lehne und hatte Carol auf dem Schoß. Bobby fiel auf, wie braun ihre Arme schon waren, verglichen mit dem reinen, glatten Weiß ihrer übrigen Haut (außer dort, wo sich die Blutergüsse abzeichneten). Sie sieht aus, als hätte sie Nylonstrümpfe an den Armen, dachte er ein wenig belustigt. Ihr Blick war klarer geworden und verfolgte Bobby, als er auf sie zukam, aber Carol sah immer noch nicht direkt wie das blühende Leben aus - ihr Haar war verfilzt, ihr Gesicht verschwitzt, und dann war da auch noch das trocknende Blutrinnsal zwischen Nasenloch und Mundwinkel.
Ted nahm den Lappen und begann ihr damit die Wangen und die Stirn abzuwischen. Bobby kniete sich neben die Armlehne des Stuhls. Carol setzte sich ein bisschen auf und hob ihr Gesicht dankbar der Kühle und Feuchtigkeit entgegen. Ted wischte ihr das Blut unter der Nase weg und legte den Waschlappen dann auf das Beistelltischchen. Er strich Carol die verschwitzten Haare aus der Stirn. Als sie teilweise zurückfielen, machte er Anstalten, sie erneut wegzustreichen.
Bevor er dazu kam, flog die Verandatür auf. Schritte durchquerten die Eingangshalle. Die Hand auf Carols feuchter
Stirn erstarrte. Bobbys und Teds Blicke trafen sich, und ein einziger Gedanke strömte zwischen ihnen hin und her, eine starke telepathische Botschaft, die aus nur drei Wörtern bestand: Die niederen Männer.
»Nein«, sagte Carol, » nicht sie, Bobby, es ist deine M…«
Die Wohnungstür öffnete sich, und da stand Liz mit ihrem Schlüssel in der einen Hand und ihrem Hut - dem mit dem Schleier - in der anderen. Hinter ihr, jenseits der Eingangshalle, stand die Tür zu der ganzen heißen Welt draußen offen. Auf dem Fußabtreter auf der Veranda standen ihre beiden Koffer Seite an Seite, wo der Taxifahrer sie hingestellt hatte.
»Bobby, wie oft
Weitere Kostenlose Bücher