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Atlantis in London

Atlantis in London

Titel: Atlantis in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sagen…«
    Er lehnte sich auf seinem Drehstuhl zurück und deutete mit einer Hand auf die Wand. »Dieses Bild zeigt eine Landschaft, wie Sie sie auf dieser Welt nicht zu sehen bekommen.«
    »Ach ja? Eine Phantasielandschaft vielleicht?«
    »Nicht ganz.«
    »Was dann?« erkundigte ich mich harmlos.
    Wohl nicht harmlos genug, denn Mr. Polydor wechselte das Thema.
    »Deshalb sind Sie doch nicht zu mir gekommen. Ich mag dieses Bild, die Kunden bestaunen es, aber bitte, kommen wir zum Problem. Sie möchten ein Kindermädchen engagieren?«
    »So ist es.«
    Er hob seine Augenbrauen, die aussahen wie zwei weiße Balken. »Darf ich dann fragen, weshalb Sie allein gekommen sind? Normalerweise erscheinen hier die Eltern.«
    Verdammt, dachte ich. Bill hat recht gehabt. Ich hätte doch Glenda oder Janemitnehmen sollen. Innerhalb von zwei Sekunden entschied ich mich für eine Notlüge.
    »Ich bin alleinerziehender Vater.«
    »Sorry, daran hätte ich denken sollen. Und weiter…?« Er schaute mich lächelnd an, und mir kam der Mann vor, als würde er mir kein einziges Wort glauben.
    »Da ich beruflich für einige Wochen ins Ausland muss, kann ich meinen Sohn leider nicht mitnehmen. Ich möchte jemand engagieren, der auf ihn acht gibt.«
    »Eine Bemerkung nur. Haben Sie schon an ein Internat gedacht.«
    »Ja, aber das ist mir zu unpersönlich. Mein Junge soll seine Umgebung nicht verlassen.«
    »Verstehe…«
    »Wie sieht es denn aus? Wie stehen meine Chancen?«
    »Nun ja, Mr. Sinclair«, sagte er und holte tief Luft. »Es ist kein einfaches Problem, vor das Sie mich stellen, aber wir sind für unsere Kunden da und wollen Lösungen anbieten.«
    »Das erwarte ich.«
    »Haben Sie sich ein bestimmtes Kindermädchen vorgestellt? Ich denke da an gewisse Qualitäten und Eigenschaften, die sie haben sollte. Nicht jedes Kind ist gleich. Das Ihre ist ohne Mutter aufgewachsen. Für ein Kindermädchen bedeutet dies eine Umstellung.«
    »Eigentlich schon«, sagte ich leise. »Wissen Sie, Mr. Polydor, ich habe da eine bekannte Familie, die sich ebenfalls Ihrer Dienste…«
    »Ah, es hat sich herumgesprochen.«
    »Ja, die Bristols.« Ich hatte den Namen gelassen ausgesprochen und lauerte auf seine Reaktion.
    Der Mann sagte zunächst nichts. Er senkte den Blick, schaute auf seine kräftigen Hände und tat so, als müsste er überlegen. »Klar«, murmelte er nach einer Weile, »die Bristols. Ich glaube, mich erinnern zu können. Ihnen habe ich Julia vermittelt. Ein sehr intelligentes junges Mädchen. Allem aufgeschlossen.«
    »Ich lernte sie bereits kennen.«
    »Oh, das ist gut. Wann?«
    »In der vergangenen Nacht!«
    Er sagte nichts, griff nach einem Bleistift und zerknackte ihn zwischen seinen Fingern. In seine Augen trat ein anderer Ausdruck. Kein grünes, schockhaftes Leuchten, wie ich es bei Julia erlebt hatte, aber die Farbe der Pupillen schien sich trotzdem zu verändern. Der Ausdruck nahm an Härte zu. Für mich stand fest, dass er Bescheid wusste, auch wenn er es nicht direkt zugab.
    »Sie wird nicht mehr bei ihrer Familie bleiben können«, fuhr ich fort.
    »Warum nicht?«
    »Weil sie tot ist.«
    Mr. Polydor sagte und tat nichts. Still und starr saß er vor mir, die kalten Augen auf mich gerichtet.
    »Sie ist tot, Mr. Polydor.«
    »Ja, das sagten Sie bereits.«
    »Wollen Sie nicht wissen, wie sie gestorben ist?«
    Er überlegte einen Moment. »Nein, das will ich nicht. Aber ich will etwas anderes.«
    »Bitte sehr.«
    »Ich möchte, dass Sie jetzt gehen, Mr. Sinclair. Ich will Sie nicht mehr hier in meinem Büro haben. Sie kommen mir vor wie ein Schnüffler. Und derartige Menschen habe ich noch nie geschätzt.«
    »Ich habe verstanden.«
    »Dann gehen Sie jetzt.« Der Mann erhob sich mit einer ruckhaften Bewegung. Die Kälte in seinem Blick war geblieben. Dem würde es nichts ausmachen, mich auf der Stelle zu ermorden.
    Auch ich stand auf. Allerdings langsamer als er, und ich sprach ihn auf das Gemälde an. »Sie haben ein wunderschönes Bild, das möchte ich noch einmal betonen. Können Sie mir sagen, weshalb dieser Bote dort angekettet wurde?«
    »Man wollte nicht, dass er schlechte Nachrichten überbringt. Wenn ich Sie mir so ansehe, dann habe ich beinahe das Gefühl, als lohne sich ein Vergleich zwischen Ihnen und dem Boten, denn auch Sie haben mir eine schlechte Nachricht gebracht.«
    Ich lächelte hart. »Wollen Sie mich anketten oder töten lassen, Mr. Polydor?«
    Er sagte erst einmal nichts. Dann aber fragte er mit scharfer

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