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Atme nicht

Atme nicht

Titel: Atme nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer R. Hubbard
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Finger auf meiner Wange und meine Hand auf ihrem Knie waren wir miteinander verbunden. Sie hatte den Kreis geschlossen.
    Ich nahm ihr die Mütze mit der Aufschrift COOZ’S LANDWIRTSCHAFTSBEDARF vom Kopf und warf sie auf den Tisch.
    Da sie nichts sagte und mich nur ansah, holte ich tief Luft und beugte mich zu ihr.
    Bereitwillig hob sie den Kopf und ich küsste sie. Sie öffnete den Mund und presste ihn auf meine Lippen.
    So hatte mich noch nie ein Mädchen geküsst. Bei meinem ersten und einzigen sexuellen Erlebnis waren wir beide betrunken und ich so hinüber gewesen, dass es schon an ein Wunder grenzte, dass ich überhaupt etwas zustande gebracht hatte. Ganz zu schweigen davon, dass ich nicht so recht gewusst hatte, was ich da eigentlich machte, und das Mädchen kaum kannte, die während der ganzen Sache den Kopf wegdrehte. Als Krönung hatte sie dann, als wir fertig waren, sämtliches Bier wieder ausgekotzt. Sie hieß Serena. An ihren Nachnamen konnte ich mich nur noch vage erinnern. Hunter? Huntington? Wir hatten uns auf einer Riesenparty kennengelernt, nur ein paar Wochen vor unserem Umzug in das große neue, undichte Haus auf dem Hügel. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie nur mit mir geschlafen hatte, um ihren Exfreund eifersüchtig zu machen. Der war ebenfalls auf der Party und baggerte ein Mädchen namens Monica an, die mir selbst auch immer irgendwie gefallen hatte.
    Nicki schlang die Arme um mich und hörte gar nicht mehr auf, mich zu küssen. Wir legten uns auf den Picknicktisch, sodass ich ihren ganzen Körper spürte. Ich strich ihr mit den Händen über die Arme und den Rücken. Wegen der feuchten Luft klebte ihr das Shirt an der Haut. Obwohl sie ihre Brust, ihre Hüften und ihre Schenkel an mich presste, traute ich mich nicht, sie woanders anzufassen.
    Ich küsste ihren Hals, der ganz salzig schmeckte. Ständig erwartete ich, dass sie mich von sich schieben würde, obwohl sie die ganze Zeit seufzte und mir etwas ins Ohr murmelte.
    Als ich mich wieder ihrem Mund zuwandte, öffnete sie ihn und ließ mich die Limonade auf ihrer Zunge schmecken. Schließlich wälzte ich mich auf sie, was sie geschehen ließ, ohne im Küssen innezuhalten.
    Bisher hatte ich nie daran gedacht, Nicki zu küssen – zumindest hatte ich solche Gedanken, falls es sie gab, nie in mein Bewusstsein dringen lassen –, doch jetzt, da ich sie küsste, kam es mir so vor, als sei das eines der vielen Dinge, von denen ich vorher nicht gewusst hatte, dass ich sie wollte.
    Ein Auto kam angefahren und parkte neben unserem Truck. Das Licht der Scheinwerfer fiel zwar nicht direkt auf uns, sondern streifte uns nur, trotzdem hatte ich das Gefühl, als hätte mir jemand die Haut vom Leib gerissen. Der Parkplatz war doch halb leer. Musste sich der Fahrer da ausgerechnet DIESE Stelle aussuchen? Verärgert hob ich den Kopf und hörte unter mir Nickis stoßweises Atmen.
    In dem Moment verspürte ich den Wunsch, sie zu beschützen, ihr zu raten, nicht mit einem ehemaligen psychiatrischen Patienten, der eigentlich in jemand anders verliebt war, an einer Raststätte rumzuknutschen.
    Und gleichzeitig hatte ich den Wunsch, mich wieder nach unten zu beugen und sie weiterzuküssen. Hin- und hergerissen, wie ich war, blieb ich in dieser Stellung, bis sie sagte: »Was ist denn los? Sind das Cops oder was?«
    Ihre Stimme riss mich aus meiner Erstarrung. »Nicki«, sagte ich und richtete mich vollends auf. »Es tut mir leid.«
    »Was denn?« Sie setzte sich ebenfalls hin. Ihr Haar war völlig zerzaust. Ich versuchte, es glatt zu streichen.
    Ich brachte kein Wort heraus. Sie nahm ihre Mütze, die wir total zerdrückt hatten, und setzte sie sich wieder auf den Kopf.
    »Dieser Ort hat kein Flair«, verkündete sie. Dann schnappte sie sich ihre Limo und führte mich zum Truck zurück.
    »Flair«, wiederholte ich.
    Dieses Wort, Nickis ganzes Verhalten, die Art und Weise, wie sie sich die Mütze über die Haare gestülpt hatte – all das drang wie ein Lichtstrahl durch die Schwärze, die sich wieder in meinem Innern ausgebreitet hatte, und ich musste lachen.

14
    Vor sich hin summend ließ Nicki den Motor des Trucks an. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was in ihr vorging. Und eine Zeit lang wusste ich auch nicht, was in mir vorging, weil ich immer noch erhitzt war und mir nach wie vor die Beine zitterten. Ich fuhr mir über den Mund und sah sie von der Seite an.
    »Also, damit habe ich nicht gerechnet«, stellte sie fest, nachdem sie einen Schluck Limo

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