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Atme nicht

Atme nicht

Titel: Atme nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer R. Hubbard
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wir in puncto Geld nicht gleichstanden, egal was Nicki vorzutäuschen versuchte.
    »Als wir klein waren, hat meine Großmutter für jeden von uns ein Bankkonto eröffnet«, erklärte sie. »Sie hatte die Vorstellung, dass wir damit unser Studium finanzieren könnten.« Sie stieß ein Schnauben aus. »Als ob wir uns vier Jahre Harvard leisten könnten, wenn sie im Jahr ein paar Hundert Dollar einzahlt.«
    »Du nimmst das Geld für dein Studium?«
    »Nur einen Teil davon. Aber sehr viel ist sowieso nicht da. Wenn ich Glück habe, kann ich mir von dem, was übrig bleibt, zumindest meine Lehrbücher kaufen. Matt hat zwei Kurse am Community College belegt, das kann er sich mit dem, was er in seinem Job verdient, gerade mal so leisten.« Sie zuckte die Achseln. »Ich werd’s genauso machen – arbeiten und nebenher studieren.«
    »Deinem Dad wäre es wahrscheinlich lieber, wenn du das Geld fürs Studium benutzen würdest, statt zu all diesen …«
    »Halt den Mund!«, zischte sie. »Ich hab dir doch gesagt, dass es nicht um entweder – oder geht. Außerdem ist das nicht deine Sache.«
    Ich wischte das Wasser weg, das mir aus den Haaren über den Hals gelaufen war. »Okay.«
    »Ich werde mit dir oder ohne dich hingehen, aber ich wünschte, du würdest mitkommen. Schließlich bist du mir was schuldig, immerhin habe ich dich gestern zu …« Sie vermied es, Vals Namen auszusprechen.
    »Ja, ich weiß. Ich komme mit. Wann willst du los?« War doch egal, dass ich nicht an Medien glaubte, dass ich nicht glaubte, Nicki würde eine befriedigende Erklärung von ihrem Vater erhalten, falls es uns wider Erwarten gelingen sollte, mit ihm zu sprechen. Ich ging nicht mit, weil ich glaubte, man könne mit einem Geist reden, sondern wegen Nicki. Weil ich das Gefühl hatte, dass sie jemanden brauchen würde.
    In der Küche wurde ich bereits von meiner Mutter erwartet. Als ich hereinkam, sprang sie auf und verschüttete ihren Kaffee. »Wo bist du gewesen?«
    »Ich hab im Bach gebadet.«
    »Zu dieser Zeit? Na, egal … Ich muss mit dir reden.«
    Offenbar musste sie wirklich mit mir reden, da sie noch nicht einmal etwas zu meiner durchnässten Kleidung sagte. Die Haare standen ihr wild zu Berge. Schockiert stellte ich fest, dass sie sich nicht gekämmt hatte – und das, obwohl es schon nach sieben war. Auch das Gesicht hatte sie sich nicht gewaschen und sie hatte immer noch ihren Bademantel an.
    »Was ist los?«, fragte ich, wobei mir einfiel, dass mitten in der Nacht das Telefon geklingelt hatte. Ob es um Dad ging? War sein Flugzeug abgestürzt?
    »Mrs Carson hat angerufen. Sie mussten Jake wieder ins Patterson Hospital bringen.« Sie beugte sich vor und sah mich forschend an, als hätte sie Angst, dass ich umkippen könnte.
    Meine Kehle war wie zugeschnürt. »Ist er okay?«
    »Wie man’s nimmt. Körperlich … fehlt ihm nichts, wenn ich es richtig verstanden habe. Aber er ist nicht okay.«
    Ich dachte daran, dass Val und ich erst gestern Jakes Mails gelesen und uns Sorgen um ihn gemacht hatten. Doch dann war diese verkorkste Beziehungssache dazwischengekommen und hatte alles andere verdrängt.
    Ich schenkte mir einen Kaffee ein. »Kann ich ihn besuchen?«
    Mom ließ mich nicht aus den Augen. Sie umklammerte ihren Kaffeebecher so fest, dass ihre Hände wie Klauen wirkten. »Ich weiß nicht, ob ich das zulassen sollte.«
    »Warum nicht?«
    »Wenn ich bloß wüsste, was Dr. Briggs davon halten würde. Wer vertritt sie während ihres Urlaubs eigentlich? Dr. Solomon? Vielleicht sollte ich den anrufen. Obwohl er dich natürlich längst nicht so gut kennt …«
    »Ruf an, wen du willst. Ist mir egal. Ich will Jake sehen.«
    »Aber wenn, dann nur in meiner Begleitung. Wenn ich bloß wüsste, ob es gut für dich ist, diese Klinik wieder aufzusuchen.« Sie berührte den Rand des Bechers mit den Lippen, ohne zu trinken. Dann ließ sie den Becher sinken. »Ryan, wusstest du, dass Jake wieder Probleme hat?«
    »Irgendwie schon.«
    »Irgendwie schon? Was soll das heißen?«
    »Ich wusste, dass er nicht sonderlich glücklich darüber ist, dass die Schule wieder anfängt.« Ich fuhr mir mit der Hand durch das nasse Haar, von dem Wasser auf den Fußboden tropfte, was Mom aber noch nicht bemerkt hatte.
    »Warum hast du mir das nicht erzählt? Warum hast du seinen Eltern nichts erzählt?«
    »Was denn?«
    »Dass Jake Probleme hat.«
    »Ich konnte doch nicht … ich meine, wenn jemand nicht zur Schule gehen will, heißt das doch nicht

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