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Atme - wenn du kannst!

Atme - wenn du kannst!

Titel: Atme - wenn du kannst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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eingenommen, Kapitän. Und Drogen besitze ich auch nicht. Ich weiß, dass man auch einen Tiefenrausch bekommen kann, wenn man verkatert ins Wasser geht. Aber ich habe auch keinen Alkohol getrunken, ehrlich.“
    „Ich glaube dir“, sagte Kendall und berührte sie an der Schulter. „Soll ich die Küstenwache anfunken? Es dauert keine halbe Stunde, dann ist ein Helikopter hier, der dich ins Krankenhaus nach Key West bringt. Dort können deine Lungenfunktionen genau durchgecheckt werden. Das ist hier an Bord natürlich nicht möglich. Sam und ich kennen uns zwar mit Erster Hilfe aus, aber keiner von uns hat eine medizinische Ausbildung.“
    „Das wird nicht nötig sein. Ehrlich, es geht mir schon viel besser. Wenn ich mich noch eine halbe Stunde ausgeruht habe, dann kann ich bestimmt auch wieder tauchen.“
    „Nur nicht so voreilig“, bremste Kendall sie und schmunzelte. Aber es schien ihm zu gefallen, dass sich Emily nicht so leicht abschrecken ließ. Und das war auch wirklich so. Bei jedem Sport musste man Rückschläge verkraften, das war jedenfalls Emilys Meinung. Trotzdem verstand sie nicht, warum sie einen Tiefenrausch erlitten hatte. Normalerweise kündigte sich dieser Zustand langsam an, und man konnte noch schnell etwas höher tauchen, bevor es richtig schlimm wurde. Jedenfalls hatte sie das in ihrem Lehrbuch so gelesen. Oder war das nur graue Theorie?
    Vivian half ihr dabei, den Neoprenanzug auszuziehen.
    „Willst du in die Kabine, Süße?“
    „Nein, Vivian. Es reicht mir, wenn ich hier an Deck etwas im Liegestuhl chillen kann.“
    Emily setzte sich in einen der beiden Liegestühle, die auf dem Achterdeck standen. Unter ihrem Taucheranzug trug sie noch einen Bikini. Die Aufregung der anderen Tauchschüler legte sich allmählich, weil Emily ja nicht ernsthaft verletzt war. Nur Andy wich nicht von ihrer Seite.
    „Ich habe einen Riesenschrecken bekommen, als der Kapitän dich im Rettungsgriff hatte.“
    „Das geht mir genauso, Andy. Ich meine, unter Wasser konnte ich keinen klaren Kopf bewahren. Das ist typisch für den Tiefenrausch, weißt du. Aber es ist etwas anderes, wenn man nur darüber liest oder es am eigenen Leib erfährt.“
    „Das kann ich mir vorstellen. Es muss ein echter Horrortrip für dich gewesen sein.“
    „Ja, ich habe schon Schöneres erlebt. Jedenfalls werde ich gewiss niemals allein tauchen. Wenn ich keine Begleiter gehabt hätte – dann wäre dieser Tauchgang gewiss mein letzter gewesen.“
    Andy erbleichte, was man trotz seiner Sonnenbräune gut erkennen konnte. Sie lächelte ihm aufmunternd zu und nahm seine Hand.
    „Hey, alles gut. Ich lebe noch, wie du siehst.“
    „Ja, zum Glück.“
    Andy wollte noch mehr sagen. Doch in diesem Moment stiefelte Kendall auf sie zu. Das Gesicht des Kapitäns war wutverzerrt. Emily hatte ihn noch nie so sauer gesehen.
    „Emily, ich hatte doch deine Sauerstoffflasche überprüft, nicht wahr?“
    „Ja, Sir.“
    „Hast du die Ventile vielleicht selbst noch mal gecheckt?“
    „Nein, dazu hatte ich keinen Anlass. Ich habe die Ventile nicht angerührt.“
    „Ich glaube dir, Emily. Du bist eine verantwortungsvolle Taucherin, du würdest so einen Unsinn niemals machen. Aber dann hat irgendjemand auf dieser Jacht die Ventile so eingestellt, dass dadurch dein Tiefenrausch ausgelöst wurde.“
    Andy ballte die Fäuste.
    „Sie meinen, irgendein Vollpfosten hat sich auf Emilys Kosten einen schlechten Scherz erlaubt?“
    Kendall nickte grimmig.
    „Über solche Späße kann ich gar nicht lachen. Wer mit dem Leben meiner Tauchschüler spielt, der bekommt es mit mir zu tun! Achtung, alle mal herhören! Versammelt euch sofort auf dem Achterdeck! Was ich jetzt zu sagen habe, geht jeden auf der Fortuna etwas an!“
    Kendalls Stimme war lauter als das Nebelhorn der Motorjacht. Es war völlig unmöglich, den Kapitän in irgendeinem Winkel des Schiffes nicht zu vernehmen. Emily stand aus dem Liegestuhl auf, Andy nahm ihre Hand. Das fühlte sich toll an, gerade in diesem Moment konnte sie seine Nähe wirklich gut gebrauchen. Erst allmählich dämmerte Emily die Bedeutung von Kendalls Entdeckung.
    Jemand hatte ihr ernsthaft schaden wollen. Schlechter Scherz? Das war sehr wohlwollend ausgedrückt. Emily hätte sterben können, weil ihre Atemausrüstung nicht in Ordnung gewesen war. Und wer immer sich daran zu schaffen gemacht hatte, musste das gewusst oder wenigstens geahnt haben. Oder er war so dumm und verantwortungslos, dass er beim Gerätetauchen nichts

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