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Atmen – ein lebendiges Geschehen (Gralsverlag Ratgeber)

Atmen – ein lebendiges Geschehen (Gralsverlag Ratgeber)

Titel: Atmen – ein lebendiges Geschehen (Gralsverlag Ratgeber) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Barknowitz
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ist klein und schnell, meistens auch flach, die Atemruhe fehlt oft völlig. Die Behandlungssituation selbst gewährleistet ja bereits ein gewisses Zur-Ruhe-Kommen, die Möglichkeit, die Atemruhe kennenzulernen durch das Warten auf den neuen Einatem. Diese Atem-Ruhe gewährt dem Rastlosen einen gewissen Anker, einen Halt in seiner Ruhelosigkeit, er lernt sie schätzen und genießen. Das Erlebte wird ihm allmählich auch im Alltag zur Verfügung stehen.
    Immer wieder berichten Patienten, wie sich ihr alltägliches Leben Schritt für Schritt zu verändern beginnt.
    Die Einschränkungen des Ausatems im besonderen sind vielfältig. Bei dem einen versickert der Ausatem, beim anderen „stürzt er ab“, etwa wie ein kleiner Stoßseufzer, bei wieder anderen hat er kaum begonnen, und schon setzt der Zwang ein, sofort wieder einzuatmen. Der zugelassene, natürliche Ausatem hat sehr viel mit Hingabe, das heißt sich geben, und mit Loslassen zu tun. Loslassen wird vom Begriff her oft falsch verstanden im Sinne von sich fallen lassen; das würde vom Wort her bedeuten, den Boden verlieren, sich verlieren, und ist dann natürlich mit Angst verbunden. Loslassen bedeutet aber im bewußten Erleben des Getragenseins ein „Sicheinfügen“ in die natürlichen Vorgänge.
    Zur Unterstützung des Ausatems gibt es viele Möglichkeiten in der Behandlung und auch durch bestimmte Bewegungsübungen (vgl. Beispiele).
    Übungen zum Erfahren der Atembewegung und des
Atemrhythmus
    1. Sie stehen in Hüftbreite, der Oberkörper ist nach vorne gebeugt. Sie nehmen von unten Schwung und richten sich mit dem Ausatem auf, ohne jedoch ins Hohlkreuz nach hinten zu überdehnen.
    Gleich darauf lassen Sie sich wieder nach unten fallen, Kopf und Nacken hängen dabei nach unten, die Knie sind gebeugt, der Einatem fällt von selbst ein. Im Grunde können Sie ihn ganz vergessen, denn er muß ja kommen, nachdem Sie vorher ausgeatmet haben. Und mit Schwung geht es dann im Ausatem wieder nach oben, so daß schließlich eine gleichmäßig schwingende Bewegung entsteht – der Körperschwung.
    Manche werden sagen: „Das haben wir ja genau umgekehrt gelernt.“ Tatsächlich wird dieser Schwung vielfach andersherum gelehrt.
    Mein Anliegen ist es jedoch, in der Aufwärtsbewegung den Ausatem zu unterstützen. Auch das Zwerchfell bewegt sich im Ausatem nach oben. Ich verhindere auf diese Weise, daß der Einatem eingezogen wird, und bewirke vielmehr, daß er ganz von selbst kommen kann wie ein kurzer Reflex, der sich der äußeren Bewegung anpaßt.
    In der Wirkung spüren Sie außerdem eine Anregung der Atembewegung und des gesamten Kreislaufsystems.
    2. Auf ähnlicher Grundlage vollziehen Sie die nächste Übung nach. Sie sitzen diesmal wieder und lauschen zunächst einmal auf Ihren Atemrhythmus, spüren, wie er von selbst kommt und geht, ohne daß Sie eingreifen müssen. Dann rollen Sie leicht hinter Ihre Sitzknochen, die Lendenwirbelsäule wird etwas rund dabei, die Bauchdecke bleibt locker. Während dieser Phase kommt der Einatem, er fließt in das Becken wie in ein Gefäß. Und im Ausatem richten Sie sich dann von unten nach oben wieder auf, zum Schluß erst den Kopf. Es ist also der Ausatem, welcher mithilft, Sie aufzurichten. Sie können die Bewegung so lange durchführen, wie Sie sich dabei wohlfühlen. Wichtig ist dabei nur, daß Sie die Bewegung ganz und gar Ihrem Atemrhythmus anpassen, nicht umgekehrt, bis Atem und Bewegung wirklich eine Einheit werden. Das wird nicht gleich gelingen. Doch mit Einfühlungsvermögen und unter Weglassen Ihrer Vorstellungen von Ihrem Atem wird sich die Harmonie allmählich einstellen. Diese Übung fördert Ihren natürlichen Atemrhythmus und unterstützt die Aufrichtung von innen mit Hilfe des Ausatems.
    Dasselbe kann man auch im Liegen durchführen, indem Sie beide Füße aufsetzen und das Becken leicht anheben. Nur so weit, daß der Bauch nicht angespannt werden muß. Dabei fließt der Einatem ein, im Ausatem legen Sie das Kreuzbein wieder ab.
    Dies ist eine gute Übung gegen Darmbeschwerden, Verstopfung, Menstruationsbeschwerden und Kreuzschmerzen.
    3. Sie sitzen auf dem Hocker und legen Ihre Hände auf den Bauch unterhalb des Nabels. Ihre Hände spüren, und Sie finden sich von innen unter den Händen ein und warten ab, was geschieht. Nach einer Weile werden Sie Atembewegung wahrnehmen. Sie begleiten nun mit den Händen diese Bewegung: das Zurückschwingen der Körperwand, ein Moment der Ruhe, in welcher Sie warten, bis die

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