Atmen – ein lebendiges Geschehen (Gralsverlag Ratgeber)
Körperhaltung gilt es, dem Menschen in seinen jeweiligen Möglichkeiten zu begegnen, ihn dort abzuholen, wo er steht, und nicht, ihm etwas aufzuzwingen.
Daher dienen die folgenden Hinweise nur als Orientierung.
1. Richtige Körperhaltung
im Stehen:
Die Füße stehen parallel und in Hüftbreite nebeneinander, die Knie sind leicht gelöst, also nicht durchgedrückt. Die Füße sind fest verankert mit dem Boden, denn das Körpergewicht wird an den Boden abgegeben, der Boden trägt. Das Gewicht befindet sich nicht, wie sonst üblich, auf den Fersen, sondern eher auf dem vorderen Fuß, es verteilt sich vom Fußgewölbe aus auf den ganzen Fuß. Über den Füßen richtet sich der übrige Körper senkrecht bis zum Scheitel auf, das tut er ganz von selbst, ohne sich hochziehen zu müssen. Je stärker die Verankerung mit dem Boden, um so leichter und freier die Aufrichtung nach oben, wie eine feine, innere Gegenbewegung.
Leicht geschieht es, daß man das Becken vorschiebt, im Hohlkreuz steht oder das Becken nach hinten hinausdrückt. Das Lösen der Knie wirkt dem bereits entgegen, und man kann darauf achten, daß sich der Körper wie aus einem Guß wirklich senkrecht übereinander aufbaut. Ein einheitlicher großer, innerer Raum entsteht, und das Gewicht kann dann über die gelösten Gelenke an den Boden abgegeben werden, dem Gesetz der Schwere nachgebend. Dort, wo festgehalten wird, also zum Beispiel im Rücken (Hohlkreuz) oder in den Knien, muß das Gewicht aufgefangen und gehalten werden. So entstehen u.a. die heute so verbreiteten Überlastungen einzelner Körperteile und Verschleißerscheinungen in den Gelenken.
2. Richtige Körperhaltung im Sitzen:
Zum guten Sitzen bietet sich ein Hocker mit glatter Sitzfläche an. Auch hier befinden sich die Füße parallel und in Hüftbreite am Boden. Die Füße spüren den Boden, ruhen auf ihm. Ober- und Unterschenkel bilden einen rechten Winkel. Die Sitzknochen sind ziemlich deutlich zu spüren auf dem harten Hocker. Man kann ein wenig über den Sitzknochen nach vorne und hinten rollen, um die Position zu finden, in der das Becken wirklich aufgerichtet ist und man sich genau auf den Sitzknochen befindet. Über diese wird dann das Gewicht abgegeben an den Hocker. Viele neigen dazu, sich in der Aufrichtung aus dem Becken herauszuziehen, das Gegenteil ist jedoch sinnvoll:
Das Becken bildet die Basis im Sitzen, und wir versuchen, uns ganz in das Becken hineinzulassen, darin zu ruhen, was erst gelingt, wenn uns das Getragensein auch hier wieder bewußt wird. Über der Basis erhebt sich dann die Wirbelsäule von selbst bis zum Scheitel. Der Schultergürtel ruht auf dem Brustkorb, wir müssen ihn nicht hochziehen, um zu sitzen. Die Hände liegen locker auf den Oberschenkeln.
Im Sitzen ist es ebenso wichtig, daß sich der Körper senkrecht übereinander aufbaut, um einen offenen Raum zur Verfügung zu stellen für die Atembewegung.
Besonders im Sitzen neigen die einen dazu zusammenzusinken, was zur Folge hat, daß das Zwerchfell sich vorne kaum mehr bewegen kann, die Atembewegung also ganz gering und damit die Sauerstoffzufuhr natürlich auch eingeschränkt ist. Die anderen richten sich zu stark auf, lehnen den Oberkörper meistens zu weit nach hinten, so daß ein Hohlkreuz und Spannungen in den Oberschenkeln und im Bauch entstehen. In diesem Fall ist der gesamte Zwerchfellbereich zu sehr angespannt, weil er mit festhalten muß, die Atembewegung ist daher ebenfalls eingeschränkt (Abbildung Seiten 34 und 35).
3. Wirbelbeuge als Haltungsübung:
Sie stehen wie oben beschrieben. Langsam senkt sich der Kopf, die Halswirbelsäule dehnt sich. Der hängende Kopf und die Arme ziehen den Oberkörper allmählich nach unten, Wirbel für Wirbel rollt ab. Sie fühlen genau, wo Sie sich gerade befinden mit der Dehnung. Vorsicht, nicht nach hinten ausweichen, der Rücken bleibt ganz rund, die Knie sind gebeugt. Unten angekommen, einen Moment hängenbleiben und sich dann von unten nach oben langsam wieder aufrichten, erst zum Schluß Halswirbelsäule und Kopf. Das Gewicht bleibt die ganze Zeit vorne. Sie werden sich anschließend ein Stück größer fühlen und Ihre Aufrichtung deutlicher wahrnehmen.
Mit dieser Übung können Sie viele Spannungen und Blockierungen in der Wirbelsäule lösen. Sie sind danach tatsächlich ein Stück größer, da die Bandscheiben wieder mehr Platz bekommen, sich aufzufüllen. Auch die Nerven, die ja zahlreich aus dem Rückenmark austreten und den Körper
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