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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Wilkin.”
    „Aber Mr. Wilkin ist doch gar nicht hier? Ich sah ihn vor kurzem über den Hof zum Portal gehen”, sagte McGan verblüfft.
    Tom White legte den Finger an die Lippen. „Pst! Nicht so laut! Ich habe den Eindruck, die beiden suchen was in unserer Abteilung. Wir wollen machen, daß wir mit unsern Arbeiten vorankommen, sie können auch hier jeden Moment auftauchen.”
    Als While diese Vermutung aussprach, krochen Präsident Chelmesford und Direktor Clayton auf dem Fußboden in Wilkins Zimmer herum und dachten vorläufig nicht daran, in das Laboratorium zu kommen. In aller Ruhe konnten White und McGan Einsätze für die Analysen abwiegen und auf die Reagenzgläser verteilen.
    „Ich fürchte, Mr. McGan”, sagte White, als sie damit fertig waren, „wir werden nicht viel Freude an dem Stoff erleben. Keine Spur von Radioaktivität ist zu merken. Das war doch ein anderes Zeug, das der Professor und Wilkin zusammen hergestellt haben. Na, es hilft nichts. Wir müssen die Untersuchung fortführen, Direktor Clayton will es so haben.”
    Er sah zu, wie McGan Salpetersäure in eine Mensur abfüllte, und sprach weiter:
    „Ach so. Sie wollen zuerst ein Nitrat herstellen. Auch gut! Wäre es nicht besser, das Reagenzglas in ein Eisbad zu setzen? Es könnte doch sein, daß bei der Herstellung der Verbindung größere Wärmemengen frei... ” Während er es noch sagte, goß McGan bereits die Säure aus der Mensur auf die geringfügige Menge des schwarzen Pulvers in dem Reagenzglas. Im nächsten Augenblick begann die Säure schon zu wirken. Gelbe Nebel stiegen in dem Glas auf. Mißbilligend schüttelte Tom White den Kopf.
    „Es wird zu heiß werden, McGan. Sie hätten es doch lieber in Eis...” Er brachte den Satz nicht mehr zu Ende. Nur den Bruchteil einer Sekunde starrte er auf das Glas, in dem es rot und dann in unerträglich blendendem Glanz weiß aufglühte. Mit einem Ruck packte er den Iren und riß ihn mit sich hinaus in die große Halle. Krachend fiel die eiserne Tür hinter ihnen zu, als würde sie von einer Riesenfaust ins Schloß geschmettert. In jäher Flucht jagten sie quer durch die Halk.
    *
    „Zum Donnerwetter! Wer schmeißt so unverschämt die Tür zu!” sagte Chelmesford zu Clayton und blieb stehen. Er wollte noch etwas über die zunehmende Verlotterung in der Abteilung Melton hinzufügen, kam aber nicht dazu. Dicht vor ihm sprang mit einem Riesensatz jemand aus einer der Fensteröffnungen der Hallenwand und jagte in rasendem Lauf weiter.
    „Das war doch White”, sagte Clayton. „Und der da McGan”, fuhr er fort, als gleich hinter dem ersten noch ein zweiter aus dem Hallenfenster sprang.
    Die Laune des Präsidenten war durch die sich überstürzenden unangenehmen Vorfälle dieses ereignisreichen Tages bereits mehr als schlecht. Zu einer andern Zeit hätte er vielleicht über den grotesken Anblick gelacht, den Tom White und der Ire bei ihrer Flucht durch das Hallenfenster darboten. Bei seiner augenblicklichen Stimmung aber schlug der Vorfall dem Faß den Boden aus.
    In heller Wut stürmte er den Fliehenden nach. Clayton sah das zornverzerrte Gesicht Chelmesfords, sah, wie er mit geballten Fäusten hinter White und McGan her drohte, und zweifelte nicht, daß es zu Tätlichkeiten kommen würde, wenn der Präsident sie zu fassen bekam. Um weiteres Unheil zu verhüten, setzte er sich ebenfalls in Bewegung und lief den andern so schnell nach, wie seine Füße ihn trugen.
    Quer über den weiten Werkhof ging die wilde Jagd. Etwa zweihundert Meter mochten sie bereits von der Halle entfernt sein, als Tom White der Atem knapp wurde. Er mußte langsamer laufen und blieb endlich stehen, weil die keuchenden Lungen den Dienst versagten.
    Da fegte ein Stoß über den Hof. Wie ein Erdbeben war es oder wie eine Explosionswelle. Wie ein flackriges, zerfahrenes Blitzen kam es aus den zerbrochenen Fenstern der Hallenwand, warf im nächsten Augenblick Clayton hin, wirbelte Chelmesford und White umeinander, schleuderte sie zu Boden und packte auch McGan.
    Über die Gestürzten brauste ein heißer Orkan hin, brandete gegen die Werkbauten auf der anderen Seite des Hofes, drückte Fenster ein, nahm die Schindeln der Dachverkleidung mit und wirbelte sie in die Luft, und dann war alles ebenso plötzlich vorbei, wie es gekommen war.
    Clayton raffte sich zuerst wieder empor, stand schwankend auf seinen Füßen und schaute sich um. Wie einen Taubenschwarm sah er es hoch am Himmel in der Richtung nach dem River hin über die

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