Atomgewicht 500
und Gordon als vorsichtige Leute die Straße schon bald nach acht mit ihrem Wagen beobachteten, kamen sie doch zu spät und warteten lange Zeit vergeblich.
Am Abend dieses Tages, an dem sich bei der Company in Salisbury mancherlei und bei der United in Detroit noch viel mehr ereignet hatte, ging Dr. Wandel nach Werkschluß zunächst in ein Restaurant in der Washington Avenue, um dort zu Abend zu essen. Schneller als sonst wurde er heute mit seiner Mahlzeit fertig; zu sehr beschäftigte ihn die Gefahr, die der United von dem unglückseligen Erzeugnis McGans drohte, und verdarb ihm die Lust an Speise und Trank.
Mit einer unruhigen Bewegung schob er den erst halb geleerten Teller zur Seite, zahlte seine Zeche und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung.
In seine Gedanken vertieft, achtete er nicht auf die Straßenpassanten und am allerwenigsten auf einen Mann, der ihm bereits vom Werk bis zu der Wirtschaft gefolgt war und sich auch jetzt ziemlich dicht hinter ihm hielt. Nach zehn Minuten etwa erreichte Dr. Wandel sein Haus und zog einen Schlüsselbund aus der Tasche. Auch der andere machte im Schatten eines Baumes halt. Es war Mr. Smith aus Detroit. Ebenderselbe Smith, der unter anderem auch am Saint-Clair-See die Rolle eines Briefträgers der USA-Post mit so gutem Erfolg gespielt hatte.
Die Gedanken, die den Doktor während des ganzen Tages im Werk verfolgt hatten, ließen ihn auch in seiner Wohnung nicht los. Wie konnte man die schwere Gefahr, von der die United bedroht war, beseitigen? Das war das Problem, das er seit langen Stunden hin und her wälzte, ohne eine Lösung finden zu können.
Der Autoklav in Detroit war zerstört, sonst hätte er's dort ebenso machen können wie in Salisbury. Ein anderer Ausweg kam ihm in den Sinn. Den gefährlichen Stoff in ein Motorboot packen, damit weit auf den Eriesee hinausfahren und ihn dort an der tiefsten Stelle versenken. Gewiß, das war eine Möglichkeit, wenn das Teufelszeug nicht etwa schon im Motorboot losging. Aber befriedigend war diese Lösung nicht.
Der Stoff würde danach auf dem Seegrunde liegen — vielleicht nur zehn Minuten, vielleicht aber auch hundert Jahre unverändert. Doch zu irgendeiner Zeit würden seine labilen Atome bestimmt einstürzen, und die riesenhafte Wärmemenge, die dabei frei werden mußte, war, weiß Gott, nicht ungefährlich. Der unvermeidliche Dampfausbruch konnte einem Schiff, das die Stelle passierte, verhängnisvoll werden.
Eine andere Lösung mußte sich finden lassen. Entweder mußte er die Atome wieder festschmieden, wie er's in Salisbury getan hatte, oder sie an einem Ort, wo sie keinen Schaden anrichten konnten, sofort zur Explosion bringen. Eine Möglichkeit, die er im Werk schon ein paarmal erwogen hatte, kam dem Doktor wieder in den Sinn, doch jetzt sah er sie viel klarer und greifbarer. Eilig brachte er seine Gedanken zu Papier, rechnete, entwickelte neue Formein, rechnete weiter und hatte die Lösung plötzlich in unwiderlegbaren Zahlen vor sich stehen.
So mußte es gehen, das war der richtige Ausweg! Befriedigt zog er den Schlußstrich unter das Ergebnis, als es klingelte.
Dr. Wandel sah auf die Uhr. Schon halb neun. Wer wollte ihn zu dieser späten Stunde noch besuchen? Als es zum zweiten Male klingelte, erinnerte er sich, daß seine Bedienung heute ihren freien Abend hatte, und die Warnung Spinners ging ihm durch den Sinn. Er steckte eine schußfertige Waffe in seine linke Rocktasche und behielt die Hand am Abzug, um sofort aus der Tasche schießen zu können. Dann ging er hinaus und öffnete.
Ein jüngerer Mann stand vor der Tür, mittelgroß, eher schmächtig als stark. Jedenfalls keine Persönlichkeit, von der er einen großen Überfall zu befürchten hatte.
Als Mr. Smith aus Detroit stellte der Fremde sich vor, und Dr. Wandel nahm die Hand aus der linken Tasche, als er hörte, daß der Besucher gekommen sei, um ihm Grüße von Joe Schillinger zu überbringen. Er bat ihn einzutreten, stellte Soda und Whisky auf den Tisch, und schnell war ein Gespräch im Gange.
Zweifellos mußte Mr. Smith mit Schillinger gut bekannt sein, obwohl sich Dr. Wandel nicht erinnern konnte, daß Schillinger einmal seinen Namen erwähnt hätte. Doch das mochte wohl Zufall sein, war ihm vielleicht auch entfallen.
Viel Interessantes wußte der späte Gast zu berichten. Nach seiner Erzählung war er gerade zusammen mit Schillinger an dem Stichkanal, als dort der große Dampfausbruch erfolgte.
In drolliger Weise gab er die verschiedenen
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