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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Laboratoriums gegeben, in dem alles Wichtige über die geplanten Versuche und die dafür erforderlichen Vorbereitungen enthalten war — oder doch wenigstens enthalten zu sein schien. An Hand dieser Aufzeichnungen war Wilkin jetzt dabei, eine besonders kräftige Druckpumpenanlage und eine Starkstromquelle an die Autoklavkugel anzuschließen. Das beanspruchte immerhin mehrere Tage, in denen Professor Melton Zeit hatte, sich über die Versuche selbst schlüssig zu werden.
    Nach dem Programm des deutschen Doktors sollten extrem hohe Drücke und Temperaturen auf eine geeignete Materie wirken. Über die Drücke ließ sich aus seinen Aufzeichnungen etwas entnehmen. Einer inneren Höchst-Spannung von hunderttausend Atmosphären durfte der stählerne Hohlkörper des Autoklavs ausgesetzt werden. Ging man darüber hinaus, dann riskierte man, daß der Apparat wie eine Riesengranate explodierte, und dem Professor war bei dem Gedanken an eine solche Möglichkeit nicht wohl zumute. Schon jetzt war er entschlossen, ein gutes Stück unter dem gefährlichen Höchstdruck zu bleiben.
    Höchsttemperaturen sollten außerdem in der Stahlkugel erreicht werden, und dieses Problem machte dem Professor auch einige Kopfschmerzen, denn hier waren die Aufzeichnungen Dr. Wandels lückenhaft. Es war natürlich klar, daß man die Glut auf elektrischem Wege unmittelbar im Innern der Autoklavkugel erzeugen mußte. Aber während der Doktor sich noch mit der Projektierung der dafür erforderlichen Einrichtungen beschäftigte, hatte sein Zerwürfnis mit Melton bereits gröbere Formen angenommen, und verärgert hatte er davon abgesehen, weitere Notizen zu den Akten zu geben.
    In verdrießlicher Stimmung ließ der Professor seinen Assistenten kommen, um die Frage mit ihm zu besprechen. Nach seiner Gewohnheit nahm Wilkin die Angelegenheit von der leichten Seite und versuchte die Zweifel seines Vorgesetzten zu zerstreuen.
    „Der Heiztransformator mit einer Höchstleistung von tausend Kilowatt wurde nach den Angaben Doktor Wandels gebaut und angeliefert”, sagte er leichthin. „Ich trage kein Bedenken, ihn zu benutzen, und lasse eben jetzt einen dazu passenden Heizkörper entwickeln.”
    Die Ruhe, mit der Wilkin es sagte, strahlte auch auf Professor Melton über, und im Augenblick schien ihm die Angelegenheit gar nicht mehr so bedenklich, die ihm vor kurzem noch Sorgen machte.
    „In etwa fünf bis sechs Tagen wird der neue Heizkörper fertig sein”, fuhr Wilkin in seinem Bericht fort. „Ich möchte vorschlagen, Herr Professor, daß wir dann zunächst einmal eine Reihe von Heizungsversuchen machen, ohne dabei Druck auf den Autoklav zu geben. Wir würden auf diese Weise ein klares Bild über die Hitzeentwicklung in der Kugel gewinnen.”
    Bereitwillig stimmte Professor Melton den Worten seines Assistenten bei. Einmal, weil dessen Vorschlag ihm wirklieh vernünftig erschien, dann aber auch, weil sich in seinem Unterbewußtsein der Gedanke regte, daß bei solchem Vorgehen die wirklich gefährlichen Hochdruckversuche noch eine gute Weile Zeit haben würden.
    „Übrigens”, meinte er, als Wilkin sich zum Gehen anschickte, „hier ist ein Bewerbungsschreiben von einem Mr. White eingelaufen. Gerade jetzt könnten wir noch eine Hilfskraft brauchen. Der Mann bezieht sich auf die nähere Bekanntschaft mit Ihnen. Können Sie ihn empfehlen?”
    Wilkin dachte längst nicht mehr an Tom White. Erst die Worte Meltons brachten ihm jenen feuchtfröhlichen Abend und die Versprechungen, die er dem alten Studienkollegen gegeben hatte, wieder in Erinnerung. Blitzschnell überlegte er.
    Offensichtlich hatte der Chef die Absicht, noch jemand einzustellen. Warum sollte sein Freund White den Platz nicht ebensogut bekommen dürfen wie irgendein anderer? Er würde ihm jedenfalls für seine Empfehlung verpflichtet sein und nicht daran denken, gegen ihn zu arbeiten.
    „Ich habe Mr. White zwar einige Zeit aus den Augen verloren”, sagte er mit betonter Objektivität, „aber von früher her kenne ich ihn als einen recht tüchtigen Chemiker und geschickten Laboranten. Ich glaube, Herr Professor, daß Sie keinen schlechten Griff tun, wenn Sie ihn einstellen.”
    Der Professor nickte und gab ihm das Bewerbungsschreiben.
    „Es ist gut, Mr. Wilkin. Veranlassen Sie, daß der Mann sich bei mir vorstellt. Auf Ihre Empfehlung hin will ich es mit ihm versuchen.”
    Drei Tage später hielt Tom White seinen Einzug in die Abteilung Professor Meltons und wurde dem Ersten Assistenten Phil

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