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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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lassen, was der Laboratoriumsdiener noch weiter vorbrachte. Das war zwar etwas verworren, denn von atomaren Zustandsgleichungen hatte McGan nur einen sehr schwachen Schimmer. Aber schon das wenige, das White mit mancherlei Zwischenfragen heraufholte, zeigte ihm, daß es sich hier um Dinge von größter Wichtigkeit handelte. Wenn die Mitteilungen des anderen auch nur einigermaßen stimmten, dann hatte der Deutsche das große Problem bereits theoretisch gelöst, mit dem sich die United Chemical jetzt beschäftigen wollte und mit dem Mr. Slawter von der Dupont Company sich bereits seit Monaten befaßte, ohne bisher wirkliche Erfolge erzielen zu können.
    Während McGan weiterplauderte und auf andere Angestellte der Abteilung zu sprechen kam, zerbrach sich Tom White den Kopf darüber, wie er an die Aufzeichnungen Dr. Wandels herankommen und sich Abschriften davon verschaffen könne.
    McGan ins Vertrauen ziehen? Der kam eine Stunde früher als die anderen ins Laboratorium; Gelegenheit und Zeit würde er genügend haben, um Kopien zu machen... Ebenso schnell, wie ihm der Gedanke kam, verwarf ihn White schon wieder. Er wußte genug um den irischen Charakter. Niemals würde McGan sich gegen den Deutsehen, vor dem er Achtung hatte, gebrauchen lassen. Die Sache mußte anders angefaßt werden. Aber wie? Das war die Frage, die White während der nächsten Stunde, die er mit McGan noch zusammensaß, unablässig bewegte.
    Er war zufrieden, als sie endlich aufbrechen konnten; der Abend hatte sich jedenfalls für ihn gelohnt. Wie er weiter vorgehen mußte, darüber wollte er sich in den kommenden Tagen klarwerden.
    Ein netter Kerl, der Neue, sinnierte der Laboratoriumsdiener auf dem Wege zu seiner Wohnung; setzt sich mit unsereinem gemütlich an den Biertisch und behandelt einen wie seinesgleichen. Das hätte nicht einmal der deutsche Doktor gemacht. Wenn ich dem Neuen mal irgendwie helfen kann, will ich's gern tun.
    *
    In Professor Meltons Abteilung waren die Werkleute an der Arbeit. Ein Kran hob den schweren Deckel des Autoklavs ab und versenkte den mächtigen elektrischen Heizwiderstand, der nach den Angaben Wilkins hergestellt worden war, in den Bauch des stählernen Ungetüms. Geschäftig stellte Wilkin die elektrischen Anschlüsse her, der Deckel wurde wieder aufgelegt, seine Verschraubungen wurden festgezogen, und für den Beginn der Versuche war damit alles vorbereitet.
    Unschlüssig stand Melton da, als Wilkin es ihm meldete. Vorläufig sollten es ja nur — so hatte er es mit seinem Assistenten besprochen — einfache Heizversuche sein, aber allzulange würde es dabei nicht bleiben dürfen. Über kurz oder lang würden sie außer der Hitze auch noch Drücke von vielen Tausenden von Atmosphären in die Stahlkugel geben und die verschiedenen Stoffe diesen außergewöhnlichen physikalischen Verhältnissen aussetzen müssen. Die volle Verantwortung für alle diese Experimente würde er, Melton, ganz allein zu tragen haben.
    In diesem Augenblick bedauerte er es doch, daß er den deutschen Doktor so brüsk kaltgestellt hatte. Ob er nicht jetzt noch einlenken und den Doktor unter irgendeinem Vorwand hinzuziehen sollte?
    Ein dumpfes, tiefes Brummen riß ihn aus seinen Gedanken. Wilkin hatte den großen Transformator eingeschaltet. Elektrische Energie bis zu einer Stärke von tausend Kilowatt stand bereit, sich auf eine zweite Schalterbewegung hin in die Heizwiderstände zu ergießen und sie im Innern der gewaltigen Stahlkugel hell aufglühen zu lassen. Die Stimme Wilkins drang an sein Ohr.
    „Darf ich Strom geben, Herr Professor?”
    Der Assistent mußte die Frage noch einmal wiederholen, bevor Melton mit einer unbestimmten Bewegung seine Einwilligung gab. Wilkin legte den zweiten Strom-Schalter um, tausend Kilowatt arbeiteten in dem Stahlkörper. Schnell stiegen die Thermometerzeiger, welche die Temperatur in seinem Innern meldeten.
    Mehr im Hintergrund des Laboratoriums hatte sich Mr. White einen Platz gesucht, von dem er aus dem Halbdunkel heraus die Vorgänge am Autoklav gut beobachten konnte, ohne selber besonders in die Augen zu fallen. Verstohlen notierte er Zeiten und Temperaturen auf seiner linken Manschette und konnte dabei ein gelegentliches Kopfschütteln nicht unterlassen. Ein leichtes Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Er wandte sich um, erkannte den Laboratoriumsdiener und winkte ihm, näher zu treten. Mit gedämpfter Stimme begann er eine Unterhaltung mit ihm.
    „Ein schönes Experiment, nicht wahr, Mr.

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