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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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zusammen. „Es stimmt, Herr Direktor. Das ist ja das rätselhafte dabei. Ich habe diese Entdeckung tatsächlich gemacht. Gestern vormittag gelang es mir, einen Stoff herzustellen, von dem die Zeitung da ziemlich zutreffend berichtet. Ich wollte heute noch einige Analysen machen, um Ihnen dann morgen Kenntnis von der Entdeckung zu geben.”
    In den Zügen Claytons ging eine Veränderung vor. Seine Stirn glättete sich, und der verbissene Zug um sein Kinn verschwand. „Sie haben die Entdeckung wriklich gemacht, Herr Professor?” fragte er in umgänglicherem Ton. „Ich habe sie gemacht, Herr Direktor. Bei dem gestrigen Versuch bildeten sich einige Gramm einer ungemein stark strahlenden Substanz mit einem außergewöhnlich hohen Atomgewicht. Der Erfolg steht außer Zweifel, aber wie konnte die Zeitung davon erfahren? Vor allen Dingen so schnell davon erfahren? Das will mir nicht in den Kopf.” Direktor Clayton hatte einen Teil seiner guten Laune wiedergefunden.
    „Das ist eine andere Frage, Herr Professor, der wir natürlich mit allen Mitteln unseres Werkdienstes nachgehen werden. Jetzt interessiert mich nur Ihre Entdeckung. Wollen Sie mir bitte darüber berichten.”
    Und nun kam Melton doch dazu, seinen Vortrag zu halten, so wie er es sich vorgenommen hatte. Mit Aufmerksamkeit hörte Clayton ihn an und fand des öfteren anerkennende Bemerkungen dazu.
    „Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem schönen Erfolg”, sagte er, als Melton mit seinen Ausführungen fertig war. „Bei dieser Sachlage ist der Artikel der ,Detroit Post' kein großes Unglück. Trotzdem müssen wir die Angelegenheit untersuchen. Ich bitte Sie, zunächst genau festzustellen, wer von den Leuten Ihrer Abteilung um die Erfindung gewußt hat, denn einer von ihnen muß ja geplaudert haben. Im übrigen halte ich es für wichtig, mein lieber Herr Professor, daß Sie möglichst bald weitere Versuche machen und mehr von der neuen Substanz herstellen. Ich möchte unserm Aufsichtsrat nicht nur ein paar Gramm, sondern ein paar Kilogramm davon vorlegen.”
    „Gewiß, Herr Direktor”, erwiderte Melton, „ich hatte diese Absicht ohnehin. Es steht schon alles für den nächsten Versuch bereit.”
    „Dann wünsche ich Ihnen viel Glück dazu und guten Erfolg, Herr Professor!” rief ihm Clayton noch nach, als er das Zimmer verließ.
    Nach Meltons Fortgang griff er wieder nach dem Zeitungsblatt, und seine Miene wurde nachdenklich, während er den Aufsatz auf der ersten Seite ansah.
    Für bare Erfindung und blanken Schwindel hatte er das Ganze gehalten, als er es heute morgen las. Und nun war es doch nicht gelogen. Diesem Professor Melton, dem er es kaum zugetraut hatte, war eine epochemachende Entdeckung geglückt, eine Sache, die für die United eine Goldgrube werden mußte.
    Hatte es noch einen Zweck, daß er sich weiter für Dr. Wandel einsetzte? Waren die Klagen und Beschwerden über Melton, mit denen der Deutsche ihn öfter als einmal behelligt hatte, überhaupt berechtigt? Wie sollte er sich künftig zu ihm stellen?
    Während Clayton sich mit diesen Fragen beschäftigte, wurde ihm Dr. Wandel gemeldet. Was mochte der jetzt wieder auf dem Herzen haben?
    Wohl oder übel mußte er den Doktor empfangen. In scharfen Worten verwahrte sich Dr. Wandel dagegen, daß ihm der neue, auf seine Veranlassung beschaffte Apparat durch Melton entzogen werde. Mit einem Schulterzucken schilderte er die Versuche, die Melton und sein Assistent damit anstellten. Nach seiner Meinung seien sie nicht nur zwecklos, sondern müßten den teuren Apparat auch in kürzester Zeit verderben.
    „Ich kann Ihrer Ansicht nicht ohne weiteres beipflichten”, unterbrach ihn Clayton kühl. Seine reservierte Haltung brachte den Doktor noch mehr in Harnisch.
    „Ansicht hin, Ansicht her!” rief er in hellem Ärger. „Bei seiner Art zu arbeiten wird Professor Melton niemals einen Erfolg haben. ”
    „Auch darin kann ich Ihnen nicht beistimmen”, unterbrach ihn Clayton, und offene Abweisung klang jetzt aus seinen Worten.
    „Ich sehe, daß mein Besuch keinen Zweck hat. Ich werde die Konsequenzen daraus ziehen, Mr. Clayton.”
    Dr. Wandel erhob sich und wollte das Zimmer verlassen, als der Direktor ihn mit einer Frage zurückhielt.
    „Lesen Sie keine Zeitung?”
    Dr. Wandel machte eine verneinende Bewegung. „Ich habe Besseres zu tun, Mr. Clayton.”
    „Merkwürdig, merkwürdig”, Clayton wiegte den Kopf hin und her, „meine Herren Chemiker scheinen grundsätzlieh keine Zeitungen zu lesen. Das

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