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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Zukunftsmöglichkeiten aus und achtete dabei nicht mehr auf seine Umgebung, sonst wäre es ihm aufgefallen, daß ein einzelner Gast, der am übernächsten Tisch saß, dem Gespräch mit steigender Aufmerksamkeit zuhörte und jetzt sogar in fliegender Hast Wort für Wort mitstenographierte. Er bemerkte es nicht, und Tom White konnte es nicht sehen, weil er mit dem Rücken gegen diesen Zuhörer saß.
    Als Wilkin mit seiner Schilderung zu Ende war, trank der Fremde sein Bier aus und verließ den Salon. Auf der Straße stieg er in seinen Wagen und fuhr in scharfem Tempo zum Gebäude der „Detroit Post”.
    „Hallo, Jones. Bringen Sie uns noch etwas Besonderes?'' empfing ihn der Redakteur vom Dienst.
    „Großartige Sache, Teale. Muß unbedingt auf die erste Seite der Morgennummer!”
    Der Redakteur schüttelte den Kopf. „Wird sich schlecht machen lassen, Jones. Die erste Seite soll in zehn Minuten in die Maschine gehen.”
    „Muß 'rein, Mr. Teale! Muß unter allen Umständen mit dicken Schlagzeilen auf die erste Seite. Eine phänomenale Sache, sage ich Ihnen. Künstliches Radium, Teale! Entdeckung eines amerikanischen Gelehrten. Professor Melton von der United Chemical hat es entdeckt. Hunderttausendmal kräftiger, tausendmal billiger als natürliches Radium. Das gibt Schlagzeilen, sage ich Ihnen! Die Konkurrenz wird platzen, wenn wir morgen als die ersten damit herauskommen...”
    Der Redakteur griff zum Telephon und gab Anweisung, den Satz der ersten Seite noch nicht in die Maschine zu heben. Jones hatte sich inzwischen bereits an eine Schreibmaschine gesetzt und ließ die Tasten knattern. Seite um Seite, wie sie eben fertig wurde, zog ihm Teale fort und sduckte sie in die Setzerei. Als Jones eine Stunde später die Redaktion verließ, waren die Rotationspressen der „Detroit Post” bereits in vollem Lauf. Zu hohen Stapeln häuften sich neben ihnen Exemplare der Morgenausgabe, die auf der ersten Seite sein Machwerk enthielt.
    Am nächsten Morgen war Professor Melton mit Wilkin in seinem Laboratorium zusammen. Sie wollten weitere Untersuchungen mit der strahlenden Substanz anstellen, als das Telephon sich meldete.
    „Ich will ungestört bleiben”, sagte Melton mit einem ärgerlichen Blick auf den Apparat. Wilkin nahm den Hörer ab, lauschte und bedeckte dann das Mikrophon mit der Hand.
    „Herr Direktor Clayton ist am Apparat, Herr Professor. Er läßt Sie bitten, zu ihm zu kommen.”
    Verdrießlich streifte Melton seinen weißen Kittel ab. „Sagen Sie, daß ich komme!” rief er dem Assistenten zu und eilte aus dem Raum.
    Die Aufforderung Claytons kam ihm ungelegen, denn er wollte erst am nächsten Tage zu ihm gehen und ihm dann von seiner Entdeckung Kenntnis geben. Während er jetzt zum Verwaltungsgebäude ging, überlegte er sich, ob er heute schon davon sprechen sollte. Triftige Gründe, es noch zu verschweigen, ließen sich kaum finden. Die hauptsächlichen Untersuchungen waren ja gemacht, und das Atomgewicht des neuen Stoffes war zuverlässig festgestellt. Als er das Zimmer Claytons erreichte, war sein Entschluß gefaßt. Er wollte sofort mit seiner Entdeckung herauskomm en, doch die Unterredung mit Clayton nahm zunächst einen andern Verlauf.
    „Ich muß mich außerordentlich wundern, Herr Professor”, empfing ihn der Direktor. Der Tonfall, in dem er es sagte, klang gereizt, und seine Züge zeigten unverhüllten Unmut.
    „Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Mr. Clayton”, sagte Melton unsicher.
    „Das hier meine ich, Herr Professor!” Clayton hielt ihm die Morgennummer der „Detroit Post” hin. In mächtigen Lettern blinkten dem Professor die Schlagzeilen der ersten Seite entgegen. Seinen eigenen Namen las er, dann andere Worte: „United Chemical”... „Epochemachende Entdekkung”... „Künstliches Radium”...
    Wie ist das möglich? dachte Melton entsetzt. Im gleichen Moment sagte Clayton dieselben Worte zu ihm.
    „Wie ist das möglich? Wie konnte so etwas geschehen?”
    Bis jetzt hatte der Direktor gegen seine sonstige Gewohnheit Melton noch keinen Stuhl angeboten. Der Professor fühlte seine Knie schwach werden und ließ sich in den nächsten Sessel fallen. „Ich habe keine Ahnung, Mr. Clayton”, brachte er stockend hervor. „Es ist mir völlig unerklärlich, wie die Zeitung davon erfuhr.”
    Clayton riß das Blatt wieder an sich und schlug mit der Hand darauf.
    „Ja, stimmt denn das? Das Ganze ist doch Schwindel? Eine fette Ente?” fragte er ärgerlich.
    Melton raffte sich

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