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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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ist aber verkehrt, Herr Doktor. Es entgeht Ihnen dadurch doch manches, was auch für Sie wichtig ist.”
    Während Dr. Wandel ihn zweifelnd ansah, griff Direktor Clayton nach der Nummer der „Detroit Post” und reichte sie ihm hin.
    „Lesen Sie das, Herr Doktor. Bitte nehmen Sie wieder Platz und lesen Sie es sorgfältig durch. Sie werden Ihre Meinung über Professor Melton danach wesentlich ändern müssen.”
    Minuten verstrichen. Das Zeitungsblatt in der Hand Dr. Wandels zitterte, während er den Aufsatz Zeile um Zeile las. Jetzt faltete er es wieder sorgfältig zusammen, erhob sich und gab es Clayton zurück.
    „Nun?” fragte der. „Was sagen Sie dazu, Herr Doktor?”
    „Ich sage, daß es unmöglich ist, Mr. Clayton.”
    „Sie sind im Irrtum, Doktor. Der Professor war eben bei mir und hat mir über seine großartige Entdeckung Bericht erstattet. Bei seinem letzten Versuch hat sich radioaktive Substanz mit dem Atomgewicht zweihundertfünfzig gebildet.”
    „Wieviel, Herr Direktor?” Knapp und scharf fuhr die Stimme Dr. Wandels dazwischen.
    „Professor Melton hat einen Kristall im Gewicht von einigen Gramm hergestellt.”
    „In dem neuen Autoklav?”
    „Allerdings, Herr Doktor.”
    „Bei seinem letzten Versuch am gestrigen Vormittag?”
    „Ich sagte es Ihnen bereits, Doktor Wandel.”
    Ein eigenartiger Zug spielte um den Mund des Doktors. Er öffnete die Lippen, als ob er sprechen wollte, und preßte sie dann wieder fest zusammen.
    Clayton sah die Bewegung. „Ich kann es verstehen, daß der Erfolg Meltons Ihnen nahegeht”, sagte er. „Er hat Ihnen durch seine Entdeckung den Wind aus den Segeln genommen. Daran ist nichts mehr zu ändern, das ist Erfinderschicksal, Herr Doktor. Jeder, der wissenschaftlich arbeitet, muß schließlich damit rechnen, daß ein anderer glücklicher ist und den Erfolg vor ihm einheimst.”
    Der Gesichtsausdruck des Doktors wurde unergründlich, während er antwortete.
    „Rechnen Sie nicht zu fest damit, Mr. Clayton. Sie werden eine schwere Enttäuschung erleben. Denken Sie an mich, wenn es soweit ist. Für den Augenblick darf ich wohl annehmen, daß die United meine Dienste nicht mehr benötigt.”
    Clayton machte eine unschlüssige Bewegung, die ebensogut ja wie nein bedeuten konnte. Ein inneres Gefühl warnte ihn, den Doktor jetzt einfach gehen zu lassen, aber sein Verstand lehnte sich dagegen auf. Melton hatte die große Entdeckung gemacht. Das war für ihn außer Zweifel, und wenn Dr. Wandel es nicht wahrhaben wollte, so war das eine Querköpfigkeit, die er sich nicht länger bieten zu lassen brauchte.
    „Mit Ihrem Einverständnis scheide ich am heutigen Tage aus dem Betrieb der United aus, Herr Direktor Clayton”, sagte Dr. Wandel und machte eine kurze Verbeugung. Clayton wollte ihn noch einmal zurückrufen, ihn bitten, wenigstens den nächsten Versuch des Professors abzuwarten, doch bevor er die Worte dafür finden konnte, war die Tür hinter dem Doktor bereits ins Schloß gefallen.
    Dr. Wandel kehrte in sein Büro zurück und war für die nächste Stunde damit beschäftigt, seine Papiere zu ordnen. Zu Stapeln häuften sich auf dem Schreibtisch die Hefte mit den endlosen Berechnungen, die er dem Wandtresor entnahm. Nur einen kleinen Teil davon, der die Endergebnisse enthielt, legte er in die Aktentasche. Das übrige trug er in sein Laboratorium hinüber, warf es in ein Becken aus feuerfester Schamotte und ließ die zischende Flamme eines Knallgasbrenners darüber hinspielen. Es währte nicht lange, und nur noch ein wenig leichte Asche war von dem übrig, was er in monatelanger Arbeit errechnet und zu Papier gebracht hatte.
    Er warf einen Blick auf die Uhr. Die Zeiger wiesen auf ein Viertel vor elf. Noch lange Zeit bis zur Mittagspause. Er beschloß, seine Aufzeichnungen sofort in einen Banksafe zu bringen.
    Die Aktentasche unter dem Arm verließ er das Werk und fuhr zu seiner Bank im Innern der Stadt.
    Zu der gleichen Zeit war Professor Melton wieder bei Clayton. Von einer inneren Unruhe getrieben, hatte der Direktor ihn noch einmal gerufen und gebeten, mit mögliehst vielen Unterlagen zu ihm zu kommen.
    Der Professor leistete dem Wunsch Claytons umgehend Folge. Er erschien in dessen Zimmer mit allerlei Instrumenten in den Taschen und einem Protokollbuch in den Händen, auf dem er eine kleine Bleibüchse trug.
    „Die Strahlung ist ungemein stark, Herr Direktor. Das Blei erhitzt sich sofort, wenn wir nicht dauernd stark kühlen”, sagte er, während er die

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