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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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White verließ den Raum, aber er kehrte noch einmal für kurze Zeit zurück, und als er die Tür zum zweiten Male hinter sich verschloß, trug er ein schweres Päckchen unter dem Arm. Als die Mittagspause kam, verstand er es, unauffällig im Werk zu bleiben, und machte sich in der großen Halle zu schaffen. Es traf sich günstig für ihn, daß die Erdarbeiter, welche die Dammgrube wieder zuschaufeln sollten, erst für den Nachmittag verfügbar waren. Vollständig in Ordnung war es auch, daß er als gewissenhaftes Mitglied der Abteilung Melton den Verschluß des Autoklavs noch einmal gründlich überprüfte und dabei geraume Zeit in der Grube verweilte. Selbst wenn über Mittag eine Werkkontrolle gekommen wäre, hätte sie daran nichts Verdächtiges finden können.
    *
    Nach Tisch kam Dr. Wandel noch einmal in sein Büro zurück. Wie White richtig vermutete, machte die strahlende Substanz dem Doktor einige Sorge. Sollte er sie einfach hierlassen? Dann brauchte nur irgendwer das laufende Wasser abzustellen, und die Erhitzung würde leicht gefährliche Formen annehmen. Das Blei würde bald schmelzen, vielleicht sogar verspritzen und verdampfen. Die Wahrscheinlichkeit eines Brandes lag dann bedenklich nahe. Oder sollte er den gefährlichen Stoff doch lieber mitnehmen? So einfach würde sich das nicht machen lassen, und späterhin würde er .dann mit der dauernden Sorge belastet sein.
    Er zerbrach sich den Kopf, um einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Natürlich würde er jetzt die Verhandlungen mit Mr. Slawter aufnehmen. Da war es vielleicht doch gut, wenn er den Leuten von der Dupont Company den strahlenden Stoff gleich als Beweisstück für seine bisherigen Leistungen auf den Tisch legen konnte. Doch wohin vorläufig damit? Sein Freund Schillinger und das Werk am Saint-Clair-See kamen ihm in den Sinn. Wenn er's dorthin bringen konnte, war einstweilen vorgesorgt.
    Irgendwo konnte er den unbequemen Bleiblock da in einen Kanal oder Teich stecken und beruhigt nach Salisbury fahren. Schillinger würde den Mund halten und das Geheimnis die kurze Zeit bis zum Abschluß mit der Dupont Company sicher bewahren.
    Der Ausweg schien dem Doktor der richtige zu sein. Er stellte das laufende Wasser ab und streckte die Hand nach dem Blei aus. Mit einer gewissen Befriedigung stellte er fest, daß die Erhitzung nicht mehr so stark wie bisher war. Für die halbe Stunde, welche die Fahrt bis zum Saint-Clair-See beanspruchte, würde es wohl ohne Wasserkühlung gehen, wenn er einen offenen Wagen nahm und den Luftzug auf das Blei wirken ließ. Kurz entschlossen griff er zum Telephon und ließ sich mit Schillinger verbinden.
    *
    Am Morgen des nächsten Tages machte Melton einen neuen Versuch, bei dem Wilkin ihn unterstützte.
    „Haben Sie das Protokollbuch zur Hand?” fragte der Professor seinen Assistenten. „Wir wollen uns mit dem Druck und der Temperatur genau an die Werte halten, mit denen wir vorgestern gearbeitet haben.”
    Wilkin hatte das Buch. Er schlug die betreffende Seite auf und erlaubte sich dabei eine Bemerkung.
    „Verzeihung, Herr Professor, ich dachte, wir wollten heute mit den Werten etwas höher gehen. Vielleicht, daß dann die Ausbeute... ”
    „Ausgeschlossen, Mr. Wilkin”, unterbrach ihn Melton mit Entschiedenheit, „wir dürfen nicht sinnlos drauflos experimentieren, erst müssen wir uns das halten, was wir bereits sicher haben. Die nächsten Versuche wollen wir genau unter den gleichen Bedingungen anstellen wie das letztemal. Ich will zufrieden sein, wenn wir dabei jedesmal ein paar Gramm unseres Stoffes erzeugen.”
    „Ganz wie Sie wünschen, Herr Professor”, sagte Wilkin und bemühte sich danach, stillschweigend die Apparatur nach den Aufzeichnungen des Protokollbuches einzuregeln. Auch Tom White, der ihm dabei zur Hand ging, sprach nur das Notwendigste. Um so mehr dachte er sich freilich, aber seine Gedanken waren ganz und gar nicht dazu geeignet, ausgesprochen zu werden.
    Genau auf die Sekunde nach den Aufzeichnungen des Protokollbuches schaltete Wilkin den Druck und die Energie wieder ab. Die Uhr in der Hand nickte ihm Melton zu.
    „So, mein lieber Wilkin. Jetzt noch eine knappe Stunde. Dann werden wir sehen, was wir zustande gebracht haben.”
    *
    Noch einmal war Dr. Wandel bei Clayton. Er war gekommen, um sich von dem Direktor zu verabschieden, der ihn zu der United Chemical geholt und all die Monate hindurch in seinen Arbeiten gefördert hatte. Nun war auch der irre an ihm geworden und hatte Meltons

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