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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Mr. Jefferson brauchte Stoff als Journalist, irgend etwas Interessantes aus der chemischen Industrie. Vielleicht etwas über die neuen Arbeiten Mr. Slawters bei der Dupont Company. Ob ihm Mrs. Boyne dazu nicht irgendwie behilflich sein könnte, wo sie doch jede Nacht das Zimmer Slawters in Ordnung zu bringen hätte?
    Jefferson war sich klar darüber, daß das Ganze ein Versuch mit ziemlich untauglichen Mitteln war, aber der Brief aus Detroit brannte ihm auf den Nägeln, und Mrs. Boyne fühlte sich durch das Vertrauen, das Mr. Jefferson in ihre Fähigkeiten setzte, ungemein geschmeichelt und versprach ihm, ihr Bestes zu tun. Am Sonnabendnachmittag wurde dieses Abkommen getroffen, und Jefferson harrte der Dinge, die da kommen sollten, ohne seine Erwartungen besonders hoch zu spannen.
    Am Sonntagmorgen safe er in seinem Zimmer beim Frühstück, als es klingelte. Es war Mrs. Boyne, und sie hatte es sehr wichtig, ihm zu erzählen, was sie heute nacht in Mr. Slawters Laboratorium gesehen hatte. Eine große Wanne — so groß wie eine Badewanne, versicherte die gute Frau verschiedene Male — mit Wasser gefüllt... Und das Wasser war kochend heiß! Sie hätte sich fast daran verbrannt.
    „Aber, meine liebe Mrs. Boyne, das ist doch nichts Besonderes”, meinte Jefferson enttäuscht. „Da hat eben irgend jemand vergessen, die Heizung abzustellen.”
    „Doch, Mr. Jefferson”, verteidigte Mrs. Boyne ihre Entdeckung, „darüber habe ich mich ja gerade gewundert! Es ist gar keine Heizung da, bloß ein Hahn für kaltes Wasser ist über der Wanne. Ich nehme meinen Eimer, stecke ihn in die Wanne, um ihn zu füllen, und hätte mir doch um ein Haar eklig die Finger verbrüht.”
    „Hm, hm! Mrs. Boyne”, Jefferson rieb sich nachdenklich das Kinn, „vielleicht hat Mr. Slawter für irgendeinen Versuch kochendes Wasser gebraucht und es nachher in die Wanne geschüttet.”
    Mrs. Boyne schüttelte energisch den Kopf.
    „Ausgeschlossen, Mr. Jefferson! Denken Sie doch mal nach! Mittags um ein Uhr macht das Werk am Sonnabend Schluß, und ich bin erst zwischen zwei und drei Uhr nachts in Mr. Slawters Zimmer gewesen. Da hätte das Wasser nicht mehr so heiß sein können, es war noch beinahe kochend.”
    Jefferson dachte hin und her. Viel ließ sich aus der Mitteilung nicht machen, und wenn er als Quelle für seinen Bericht eine schlichte Reinmachefrau nannte, würde er von Detroit vermutlich ein neues Donnerwetter auf den Hals bekommen. Günstiger stand die Sache, wenn er sich eine Probe von diesem merkwürdigen Wasser verschaffen könnte.
    „Hören Sie, liebe Frau”, meinte er nach einigem Überlegen, „was Sie mir erzählen, ist gewiß sehr interessant, aber als Zeitungsmann muß ich mich selber davon überzeugen; das bin ich meinen Lesern schuldig.”
    Mrs. Boyne wehrte mit beiden Händen ab.
    „Unmöglich, Mr. Jefferson, daß Sie mit mir ins Werk und etwa gar ins Zimmer von Mr. Slawter gehen! Die Kontrolle ist sehr scharf. Ich würde meine Stellung verlieren... ”
    „Davon ist keine Rede!” unterbrach sie Jefferson. „Es würde genügen, wenn Sie mir eine Probe von dem heißen Wasser verschafften.” Er sah sich im Zimmer um und griff nach einer Thermosflasche. „Sehen Sie, das müßte sich doch machen lassen. Das sieht kein Mensch, wenn Sie die Flasche in Ihrem Mantel mitnehmen und mir etwas von dem Wasser darin bringen.”
    Mrs. Boyne trug einen Mantel aus flauschigem Wollstoff. Versuchsweise steckte sie die Flasche in eine der weiten Taschen und sah, daß sie sich unauffällig unterbringen ließ.
    „Ich will Ihnen den Gefallen tun, Mr. Jefferson”, meinte sie nach kurzem Zögern, „übermorgen will ich Ihnen etwas davon mitbringen.”
    „Erst übermorgen, Mrs. Boyne? Ach so, heute ist ja Sonntag, heute nacht haben Sie keinen Dienst. Das ist aber dumm; wer weiß, ob das Wasser übermorgen noch da ist. Könnten Sie nicht jetzt gleich noch einmal ins Werk gehen?”
    Mrs. Boyne hatte zuerst wenig Lust dazu, aber es gelang der Überredungskunst Jeffersons, ihre Bedenken zu zerstreuen, und sie machte sich auf, um das Gewünschte zu holen.
    Bis zum Werk war es nur ein Weg von etwa zehn Minuten, und zunächst ging alles glatt vonstatten. Auf die Mitteilung hin, daß sie die Wohnungsschlüssel in der Tasche ihrer Arbeitsschürze vergessen habe, ließ der Pförtner sie ohne Schwierigkeiten hinein. Sie eilte in das Laboratorium Slawters und entdeckte unter den Glasgefäßen in einem Regal eine Henkelkanne, mit der sie die

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