Atomgewicht 500
hatte, entfernte sich Mrs. Boyne unter lebhaften Dankesworten, und Mr. Jefferson hatte nun endlich Gelegenheit, sich eingehender mit diesem sonderbaren Wasser zu befassen.
In der Wanne in Slawters Laboratorium war es wohl heiß gewesen, hatte aber nicht gekocht. Das hatte ihm Mrs. Boyne klipp und klar gesagt. In der Thermosflasche war es auf dem kurzen Wege vom Werk bis zu ihm in lebhaftes Kochen geraten. Warum? Die Antwort war leicht zu geben. Die Thermosflasche ließ keine Wärme nach außen entweichen. Wärmemengen, die sich aus irgendwelchen Gründen — Jefferson dachte sich sein Teil darüber — in der Flüssigkeit entwickelten, mußten sich in ihr aufstauen und sie zum Kochen bringen. In der Karaffe konnte die Wärme durch die einfache Glaswand nach außen entweichen, und das Wasser hörte natürlich auf zu kochen.
Waren diese Schlußfolgerungen richtig? Ein einfacher Versuch mußte die Bestätigung geben. Er goß das Wasser aus der Karaffe in die Thermosflasche zurück, blickte auf die Uhr und wartete. Er brauchte nicht allzulange zu harren. Nach zehn Minuten kräuselte sich bereits ein leichtes Wölkchen über dem Flaschenhals, nach einer Viertelstunde stieß der Dampf in kräftigem Strahl aus dem Gefäßhals.
Während Mr. Jefferson das Wasser wieder in die Karaffe zurückfüllte, erinnerte er sich daran, daß in vierzig Minuten ein Schnellzug nach Detroit ging. Als der Zug den Bahnhof verließ, saß Jefferson in einem Abteil. Viel Gepack nahm er auf die Reise nicht mit. Er hatte nur ein Handköfferchen bei sich, das außer einigen Wäschestücken eine leere Thermosflasche enthielt, und außerdem eine nur leicht in Papier eingehüllte Karaffe, die er sehr behutsam in dem Netz über seinem Platz unterbrachte.
Während Dr. Wandel in Salisbury mit Slawter zusammen jene Generalprobe veranstaltete, die in Wirklichkeit schon ein erfolgreicher Versuch war, saß bei der United Tom White an seinem Geheimtelephon und hörte eine Besprechung zwischen Chelmesford und Clayton mit an.
„Auch in dieser Woche hat Melton nichts zustande gebracht”, sagte Direktor Clayton, „ich fürchte, wir werden auf den Deutschen zurückgreifen müssen, so wenig erfreulieh das auch ist.”
„Bevor ich mich dazu entschließe”, unterbrach ihn Chelmesford, „möchte ich alle andern Möglichkeiten versuchen. Hier ist ein neuer Bericht von Smith. Danach steht es außer Zweifel, daß Doktor Wandel im verflossenen Monat in der Nacht vom vierten auf den fünften zusammen mit zwei anderen Personen heimlich einen Versuch in unserm Werk gemacht und dabei strahlenden Stoff hergestellt hat. Der eine seiner Helfer war, wie wir schon wissen, Joe Schillinger. Wir besitzen genügend Handhaben, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen, doch ich glaube, es würde nicht viel Nützliches für uns dabei herauskommen. Der Mensch ist ein besserer Autoschlosser, aber kein Fachmann und Physiker. Anders steht es mit dem zweiten Helfer, dessen Namen Smith leider noch immer nicht herausbekommen hat. Hier müssen wir einhaken. Diesen dritten Mann muß unsere Nachrichtenabteilung unter allen Umständen ermitteln.”
„Erwarten Sie von diesem Unbekannten denn wirklich mehr als von dem Mr. Schillinger?” fragte Clayton.
In seinem Telephon hörte Tom White Papier rascheln und dann wieder die Stimme Chelmesfords.
„Allerdings, Clayton, das tue ich. Hier sind ein paar Bemerkungen in dem Bericht von Smith, aus denen unzweideutig hervorgeht, daß der dritte Mann doch etwas von der Sache verstanden haben muß. Ganz im Gegensatz zu Schillinger, der bei dem nächtlichen Experiment nach den Anweisungen des Doktors nur einige Maschinen bedient hat. Wir wären ein' gutes Stück weiter, wenn wir den dritten Mann hätten.”
Schade, mein lieber McGan, daß du nicht selber hören kannst, was für eine großartige Meinung der oberste Chef von dir hat, dachte Tom White, während er die Telephonmuschel fester ans Ohr preßte, um sich nichts von den folgenden Worten entgehen zu lassen.
„Wenn wir den dritten hätten”, fuhr der Präsident fort, „könnten wir vorläufig auf den Doktor verzichten Nach den Angaben dieses Mannes müßte Melton den damaligen Versuch wiederholen, und dann sollte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn nicht etwas Brauchbares dabei zustande käme.”
„Der Gedanke hat in der Tat manches für sich, Mr. Chelmesford”, stimmte ihm Clayton bei. „Aber ich sehe kaum eine Möglichkeit, wie wir diesen dritten ausfindig machen sollen.”
„Unser
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