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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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werden.
    Clayton sprach weiter. „Der Doktor hat leider die Protokollbücher über seine Versuche mitgenommen, als er die United verließ. Es ist wichtig für uns, die Bedingungen, unter denen er seine Versuche anstellte, und die Werte, mit denen er dabei arbeitete, zu erfahren. — Sie verstehen mich wohl, die genauen Drücke und Temperaturen, mit denen er operierte. Ich frage Sie danach, mein Lieber, weil Professor Melton mir gelegentlich sagte, daß Sie davon mehr verstehen, als es sonst bei Leuten Ihres Standes...”
    Clayton verwickelte sich und brachte den Satz nicht richtig zu Ende, aber der Ire hatte auch so schon begriffen, um was es sich handelte.
    „So ziemlich, Herr Direktor”, sagte er, „habe ich die Arbeiten, bei denen ich Doktor Wandel behilflich war, noch im Gedächtnis. Es handelte sich um die Analysen eines neuen Stoffes mit dem Atomgewicht zweihundertfünfzig.”
    Ein tüchtiger Laboratoriumsdiener, der so mit Atomgewichten um sich wirft; hoffentlich weiß er über die andern Sachen ebensogut Bescheid! dachte Clayton und fuhr fort:
    „Das interessiert uns weniger. Diesen Stoff hat Professor Melton auch analysiert. Viel wichtiger sind uns die Bedingungen, unter denen Herr Doktor Wandel ihn hergestellt hat.” Clayton bemerkte die Veränderung, die bei seinen letzten Worten in den Zügen McGans vorging, und beschloß, alles auf eine Karte zu setzen.
    „Ich meine jenen Versuch, mein lieber McGan, den der Doktor noch in jener Nacht anstellte, bevor er den Autoklav an Professor Melton abgeben mußte. Sie haben ihm doch dabei assistiert!”
    Die Hände des Iren umklammerten die Sessellehnen, mit halb geöffnetem Munde starrte er Clayton fassungslos an.
    Nun war's also heraus! Mr. Clayton wußte um die ganze Geschichte, auch um die Rolle, die er dabei gespielt hatte. Sollte er's zugeben, sollte er's leugnen? Ach, es war ja doch alles zwecklos! Im Geiste sah er sich bereits im Bogen aus dem Werk hinaus auf die Straße fliegen. So wollte er wenigstens die Haltung bewahren und mit Anstand abgehen und, wenn es sich machen ließ, dem Direktor Clayton und der ganzen Abteilung Melton noch ein paar ordentliche Nüsse zum Knacken zurücklassen.
    So schnell, wie der Entschluß ihm kam, setzte er ihn auch in die Tat um.
    „Jawohl, Mr. Clayton”, sagte er, „ich habe dem deutschen Doktor einmal des Nachts bei einem Versuch assistiert, bei dem wir zweihundertdreiundzwanzig Gramm eines strahlenden Stoffes herstellten. Ich weiß noch ganz genau, mit welchen Drücken und Temperaturen wir damals gearbeitet haben. Ich könnte den Versuch jederzeit wiederholen.”
    Er schwieg, sah den Direktor an und dachte: Jetzt wird der gleich den Mund auftun und sagen, daß ich mich zum Teufel scheren soll. In der Tat öffnete Clayton auch den Mund, aber der Ausdruck einer angenehmen Überraschung lag dabei auf seinem Gesicht, und er sagte etwas ganz anderes.
    „Ah, mein lieber McGan! Ist das wirklich wahr? Trauen Sie sich zu, den Versuch mit den gleichen Werten zu wiederholen? Ich würde Ihnen gern die Möglichkeit dazu geben. Wenn es glückt, soll es Ihr Schade nicht sein.”
    Der Ire wußte nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Er hatte sich auf einen sofortigen Hinauswurf gefaßt gemacht, und statt dessen wollte ihm Direktor Clayton Gelegenheit geben, selbständig einen großen Versuch mit dem Autoklav und der ganzen dazugehörigen Maschinerie zu machen... Wie war so etwas möglich?
    Blitzartig erkannte er, daß sich ihm hier die große Chance seines Lebens bot, aber gleichzeitig befiel ihn auch Sorge.
    Würde er wirklich imstande sein, das auszuführen, dessen er sich soeben nur gerühmt hatte, um Clayton zu bluffen? Nur dann hatte er einige Aussicht auf Erfolg, wenn er sich peinlich genau an die Bedingungen und Werte des Doktors hielt. Fieberhaft versuchte er, sich alle Einzelheiten jenes nächtlichen Experiments wieder zu vergegenwärtigen, bis die Stimme Claytons ihn in die Gegenwart zurückrief.
    „Antworten Sie mir ganz offen: Trauen Sie es sich zu?”
    „Ich glaube ja, Mr. Clayton”, antwortete er entschlossen, „aber einen Erfolg kann ich nur versprechen, wenn alle Bedingungen Doktor Wandels genau eingehalten werden.”
    „Dafür zu sorgen ist Ihre Sache, Mr. McGan.”
    „Ich werde Hilfe dabei brauchen, Herr Direktor. Damals waren wir zu dritt, und es ging hart auf hart bei dem Versuch... ”
    Über Claytons Züge glitt ein Lächeln, während er antwortete:
    „Mr. Schillinger kann ich Ihnen diesmal nicht zur

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