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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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seinem Mißfallen Ausdruck, daß Mr. White hier müßig im Verwaltungsgebäude herumsitze, statt sich drüben in der Halle an dem Autoklav nützlich zu machen.
    „Von morgen an wird das anders werden, Mr. White”, schloß der Professor seine Ausführungen. „Morgen werden Sie in den Neubau einziehen. Bereiten Sie schon heute alles dafür vor.”
    Einen Augenblick betrachtete Tom White den Löscher auf seinem Schreibtisch. Brennend gern hätte er ihn dem Professor an den Kopf geworfen, aber er bezwang sich.
    „Sehr wohl, Herr Professor, ich werde schon heute alles vorbereiten”, sagte er mit einer leichten Verbeugung, und etwas Unverständliches vor sich hin brummend, zog Melton ab.
    Eine große Vorstellung vor geladenem Publikum war von Dr. Wandel für den kommenden Montag in Aussicht gestellt worden, aber zur Verwunderung Slawters und seiner Assistenten kam es vorläufig noch nicht dazu. Der Doktor hatte sich hinter seinen theoretischen Ableitungen und Formeln verbarrikadiert und rechnete tagel?    „Um's Himmels willen, Doktor! Was wollen Sie denn nur noch?” fragte ihn Robert Slawter zum zwanzigsten oder zweiundzwanzigsten Male. Der Erfolg Ihres ersten Versuches war über alle Erwartungen groß. Warum wollen Sie nicht endlich damit herauskommen? Das Experiment wenigstens der Werkleitung vorführen und den neuen Stoff auf den Tisch legen?”
    Es dauerte eine Weile, bis der Doktor aus der Welt seiner Ideen und Formeln in die Wirklichkeit des Alltags zurückfand.
    „Was ich noch will?” sagte er versonnen. „Noch etwas Besseres schaffen, Slawter. Hier ist es! Hier habe ich's.”
    Er deutete auf die mit endlosen Formeln beschriebenen Bogen, die seinen ganzen Schreibtisch bedeckten.
    Slawter schüttelte unwillig den Kopf. „Sie sind auch der richtige Erfinder, Doktor! Typisch ist das für Leute Ihrer Sorte. Kaum haben sie glücklich etwas erreicht, dann interessiert sie's schon nicht mehr, und sie laufen gleich wieder andern Zielen nach. Damit kommen wir aber nicht weiter. Die Direktion der Company fängt an ungeduldig zu werden. Wir müssen ihr endlich etwas zeigen. Gott sei Dank können wir's ja auch; für das andere, Bessere, wird's später noch immer früh genug sein.”
    Vergeblich brachte Dr. Wandel Einwände vor und bat Slawter, ihm wenigstens bis zum Ende der Woche noch Zeit zu lassen. Vergebens schilderte er ihm die neuen, gewaltigen Möglichkeiten, die nach seinen Berechnungen klar aus der Theorie heraussprangen und zu deren Bestätigung er nur noch einige Versuche machen müsse. Slawter ließ sich nicht von seinem Standpunkt abbringen.
    „Alles recht schön und gut, Doktor. Mag auch alles richtig sein.” Er machte eine Handbewegung, als ob er die Berechnungen vom Tisch fegen wolle. „Das alles hat Zeit. Ist großartig, daß Sie noch so viele Eisen im Feuer haben, aber jetzt 'raus mit dem, was fertig ist! Wir schaden uns selber, wenn wir damit zurückhalten. Direktor Alden fragt mich vertraulich jeden Tag, wie weit Sie sind.”
    Unaufhaltsam sprach Slawter weiter auf Dr. Wandel ein, bis es ihm gelang, den Deutschen willfährig zu machen.
    „Ich sehe, daß ich sonst doch keine Ruhe vor Ihnen habe”, sagte er schließlich resigniert. „Also wollen wir meinetwegen unsern ersten Versuch morgen wiederholen und die Herren der Werksleitung dazu bitten.”
    *
    In wolkenloser Bläue erglänzte am nächsten Morgen der Himmel, in breiten Lichtbalken fiel der Sonnenschein durch das Glasdach der großen Halle und spielte in tausend Reflexen um den gewaltigen Autoklav und die blinkenden Teile der Pumpen und Elektromotoren.
    Mr. Lee Dowd, der Chief Manager der Company, war erschienen, Direktor Alden war da und außerdem noch etwa ein halbes Dutzend anderer Herren des Direktoriums. Auch Mr. Spinner, der Leiter der Nachrichtenabteilung, befand sich unter ihnen. Viele andere wollten noch kommen, denn auf irgendwelchen unterirdischen Wegen hatte sich die Kunde von dem bevorstehenden Versuch im Werk herumgesprochen, aber Dr. Wandel machte kurzen Prozeß mit den unerwünschten Neugierigen.
    Er ließ die Zugänge zur Halle abschließen, sobald die Herren des Vorstandes zugegen waren, und kümmerte sich wenig darum, daß die Ausgesperrten draußen gegen die Wellblechtore trommelten.
    Und dann begann der Versuch. Genau wie in den vergangenen Wochen standen

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