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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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fünf Männer bei den Maschinen auf ihren Posten und führten jedes Kommando mit einer Pünktlichkeit und Genauigkeit aus, als ob sie selber Maschinen wären. Mit einigem Mißbehagen hatte Mr. Dowd zuerst das Schließen der Türen bemerkt, denn allzu deutlich war ihm noch jenes erste, mißglückte Experiment in der Erinnerung, bei dem nur schnellste Flucht die Zuschauer vor dem Tode bewahrt hatte. Doch bald wich seine Besorgnis und ebenso die der übrigen einem Gefühl der Zuversicht und Sicherheit. Was sich hier vor ihren Augen abspielte, schien aller Gefährlichkeit und Romantik bar zu sein und stellte sich so sehr als eine nüchterne, rein technische Angelegenheit dar, daß sie schließlich fast etwas wie Langeweile dabei empfanden. Daran änderte sich auch wenig, als flüssige Luft sich in breiten Kaskaden über den stählernen Leib des Autoklavs ergoß und vorübergehend die ganze Halle vernebelte.
    Mit Ungeduld zog der eine oder andere bereits die Uhr. Schon anderthalb Stunden standen sie hier. Das Dröhnen und Brummen der Elektromaschinen, das knatternde Schlagen der Pumpenventile betäubte ihre Ohren; die schneidende Kälte, mit der die vielen Kubikmeter verdampfender flüssiger Luft die Halle erfüllten, drang durch die Kleidung hindurch, und jeder von ihnen wünschte, daß der Versuch endlich vorüber wäre.
    Neue Kommandos drangen durch den Maschinenlärm. „Druck wegnehmen! Pumpe eins! Pumpe zwei... Pumpe fünf!”
    Das klingende Spiel der Ventile schwoll ab und verklang. Ein Schaltergriff zuckte in der Hand Dr. Wandels, das Brummen der großen Transformatoren verstummte. Stille herrschte wieder in der weiten Halle. Erst jetzt fand der Doktor Zeit, sich um seine Gäste zu kümmern.
    „Der Versuch ist beendet, meine Herren. Eine Stunde müssen wir dem Autoklav Zeit zur Kühlung lassen. Danach können wir ihn öffnen und das Erzeugnis herausnehmen.”
    „Was erwarten Sie zu finden?” fragte Chief Manager Lee Dowd.
    „Einen Stoff mit dem Atomgewicht fünfhundert und einigen wertvollen Eigenschaften, Mr. Dowd.”
    „Sie scheinen Ihrer Sache sehr sicher zu sein, Herr Doktor.”
    „Ich hätte die Herren nicht zu diesem Besuch gebeten, wenn ich meiner Sache nicht sicher wäre.”
    Mr. Dowd sah auf seine Uhr. „Wann dürfen wir Ihren Bericht über das Ergebnis erwarten, Herr Doktor?”
    „Eine Stunde Kühlung — den Autoklav öffnen — den Stoff von den Elektroden schneiden... Um halb eins kann ich Ihnen das Erzeugnis bringen, Mr. Dowd.”
    Der Chief Manager nickte. „Bis dahin auf Wiedersehen!”
    Er verließ die Halle, und die übrigen Herren folgten ihm. Nur Mr. Spinner blieb zurück und wandte sich an Slawter.
    „Ich hätte mit Ihnen und Doktor Wandel etwas zu besprechen. Wäre das jetzt möglich?”
    Slawter nickte. „Eine Stunde haben wir Zeit. Vorher können wir an den Autoklav nicht heran. Kommen Sie mit in mein Zimmer.” Er winkte dem Doktor, näher zu treten. „Ich möchte Sie mit Mr. Spinner, dem Chef der Nachrichtenabteilung, bekannt machen, Herr Doktor Wandel.”
    Während der Doktor Spinners Händedruck erwiderte, umfaßte sein Blick dessen Gestalt. Er schaute in ein Gesicht mit kantig gemeißelten Zügen. Das Haar, leicht ergraut, trat an den Schläfen schon merklich zurück und ließ seine hohe Stirn noch höher erscheinen. Hinter den scharfen Gläsern einer Hornbrille blickten die Augen bald verschieiert, fast interesselos, bald wieder forschend und durchdringend.
    Der Doktor hatte Mr. Spinner bisher noch nie gesehen, aber er wußte um seine Stellung bei der Company. Während ihre Hände wenige Sekunden ineinanderruhten, versuchte er die äußere Erscheinung des Mannes daraufhin zu analysieren. Ein Schachspieler, ein Mathematiker, ein Künstler, ein Kriminalist — eine Mischung aus alledem, Hirnmensch und Willensmensch in einer Person, ging es ihm durch den Sinn. Grundverschieden war der Eindruck, den Dr. Wandel in diesen kurzen Sekunden erhielt, von jenem andern Bild eines biederen, schon ein wenig täppischen Greises, das sich die Herren Melton und Wilkin nach den Schilderungen Tom Whites von dem guten alten Onkel Joshua in Salisbury machten.
    „Womit können wir Ihnen dienen, Mr. Spinner?” eröffnete Slawter die Unterhaltung, als sie zu dritt in dessen Zimmer saßen. Nach kurzem Räuspern sagte Spinner: „Wir haben Nachrichten aus Detroit bekommen, die gewisse Gegenmaßnahmen von unserer Seite erforderlich machen... ”
    Einen kurzen Moment kreuzten sich die Blicke des

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