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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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bis dessen Redefluß allmählich versiegte.
    „Wir wollen den morgigen Tag noch abwarten, Mr. Chelmesford”, schlug er dann vor. „Morgen wird McGan den Versuch Doktor Wandels wiederholen. Wir wollen sehen, was dabei zustande kommt, und danach unsere weiteren Entschlüsse fassen.”
    „Einen Tag können wir in Teufels Namen noch zugeben, Clayton, obwohl ich mir wenig davon verspreche.” Während Chelmesford antwortete, redete er sich in eine neue Erregung hinein. „Was soll dabei herauskommen? Im günstigsten Falle dasselbe gefährliche Zeug, das uns hier die halbe Bude abgebrannt hat. Was anderes kann doch dabei nicht herauskommen! Nein, Clayton, ich bleibe dabei, wir müssen den Doktor wieder nach Detroit holen.”
    „Leicht gesagt, aber schwer getan”, murmelte Tom White vor sich hin. „So leicht gibt Mr. Dowd den Deutschen nicht wieder heraus.”
    „Gutwillig oder böswillig, mir egal, auf welche Weise es geschieht, Clayton”, polterte Chelmesford weiter.
    Tom White pfiff durch die Zähne vor sich hin. „Gutwillig kommt der Doktor nicht. Hat von euch genug. Böswillig? Wir wollen doch ein Briefchen schreiben, auf daß Onkel Joshua seine Augen offenhält.”
    „Doktor Wandel hat einen fes-ten Vertrag mit der Company, den er nicht einseitig lösen kann, das erschwert die Sache gewaltig”, sagte Clayton.
    „Ach was! Verträge!” knurrte Chelmesford. „Mit uns hatte er ja auch einen Vertrag...”
    „Gehabt, Mr. Chelmesford, wir haben ihn leider freigegeben. Die Company- wird sich hüten, dieselbe Dummheit zu machen.”
    „Bestimmt nicht, verehrter Herr Präsident!” lachte Tom White vor sich hin. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, als er die nächsten Worte Chelmesfords hörte.
    „Ich glaube daher, Clayton, daß der Mann gutwillig nicht zu uns zurückkommt. Überlegen Sie sich den anderen Weg. Wir wollen morgen nachmittag weiter darüber sprechen.”
    Tom White hörte, wie Clayton das Zimmer des Präsidenten verließ, und blieb nachdenklich an seinem Tisch sitzen. Was sollte er jetzt tun? Die von Chelmesford für morgen angesetzte Besprechung war von größter Wichtigkeit. Unbedingt mußte er sie mit anhören, um entsprechende Warnungen nach Salisbury geben zu können. Aber dazu brauchte er seine Geheimverbindung und riskierte Kopf und Kragen, wenn Chelmesford etwa schon morgen vormittag die Telephonleitungen untersuchen ließ. Während er noch darüber grübelte, meldete sich sein Tischtelephon. Er wurde in der großen Halle verlangt, um bei den Vorbereitungen für den morgigen Versuch mitzuhelfen.
    Der nächste Morgen kam und mit ihm jener Versuch, von dessen Verlauf für die United sehr viel, für McGan alles abhing. Der Ire, der noch vor kurzem von all den andern hin und her kommandiert wurde, hatte heute das Oberkommando in der Halle. Wilkin, Tom White und noch zwei andere Leute der Abteilung standen an den Maschinen bereit, jeden seiner Befehle auszuführen. Mit belegter Stimme gab er die ersten Kommandos. Pumpen sprangen an, Gas wurde in den Autoklav gepreßt. Er selber bewegte den elektrischen Schalter, die Zeiger der Strommesser wanderten über ihre Skalen, der Lichtbogen in der Sta hlkugel hatte gezündet. Wie im Traum las er die nächsten Pumpenkommandos von der Niederschrift ab, die er mit Hilfe von Tom White verfaßt hatte.
    „Jetzt brennt im Mittelpunkt der Kugel eine elektrische Sonne mit zehntausend Pferdestärken” — jene Worte, die Dr. Wandel damals in der Nacht sprach, kamen ihm wieder in Erinnerung.
    Weiter ging das Spiel der Maschinen, mit immer stärkerem Druck preßten die Pumpen Heliumgas in den stählernen Kerker, und immer heißer wurden dessen Wände durch die Strahlung des mächtigen elektrischen Flammenbogens. Schon wurde es nötig, flüssige Luft über die Kugel strömen zu lassen.
    Verwirrt blickte McGan auf die beschriebenen Blätter in seiner Hand. Jetzt schon flüssige Luft? Nach seinen Aufzeichnungen war es noch zu früh dafür, aber die starke Erhitzung der mächtigen Stahlkugel erforderte schon jetzt gebieterisch die Kühlung. Was ging in dem Autoklav vor? Welche Ursachen hatte diese bedrohliche Erwärmung?
    McGan wußte es nicht. Die stählerne Wand der Kugel verhüllte das, was sich in ihr abspielte, seinen Blicken. Er vermochte nur zu sehen, was die Thermometer anzeigten, und das zwang ihn, die flüssige Luft in immer stärkerem Schwall über den massigen Stahlkörper fließen zu lassen.
    Weltraumkälte von außen, Sonnenglut von innen

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