Atomvulkan Golkonda
Zugänge zur Golkonda freizulegen. Irgendwann würden hier gigantische, mit mächtigen Leitsendern versehene Raketenflugplätze entstehen, unterirdische Kerntreibstoffkombinate, Autostraßen durch Gebirge und Wüsten. Aber vorläufig – vorläufig musste man in der Nähe des Golkondakraters, etwa zwanzig Kilometer von ihm entfernt, einen genügend ebenen Platz ausfindig machen und ihn für den Empfang der ersten Erdenschiffe herrichten. Das konnte man auch mit Hilfe von zehn Atomminen mittleren Kalibers tun. Doch einen solchen Platz zu finden, wollte den Männern nicht gelingen.
Nach einer kurzen Beratung sagte Jermakow: »Die Geologen brennen darauf, ins Rauchmeer zu tauchen. Sie haben recht – vielleicht verbirgt sich das Rätsel der Golkonda gerade dort. Aber ... wir sind die Ersten hier, und unsere Aufgabe ist die Erkundung: Eine kleine mineralogische und botanische Kollektion mitzubringen, die Golkonda einzuschätzen und die Rentabilität der Ausbeute wissenschaftlich zu begründen, durch Stichproben annähernd die Beschaffenheit der Venuskruste festzustellen. Ich bitte sehr darum, das zu verstehen. Auf der Erde haben Sie es übrigens verstanden ... Klar: ›Goldfieber‹ ... Aber wir haben noch eine Aufgabe – einen Raketenlandeplatz anzulegen, wenn auch nur einen primitiven. Das ist sehr wichtig. Ohne das getan zu haben, gehen wir nicht fort von hier, was auch geschehen mag. Der Platz muss geschaffen werden. Der Wassermangel setzt uns Termine. Wenn wir nach zehn Erdentagen auf unserem Wege kein geeignetes Gelände für die Landebasis finden, fahren wir zurück und legen den Platz jenseits des Felsenkammes an.«
Ja, das Wasser war der springende Punkt. Unvorhergesehen viel wurde für die Desaktivierung verbraucht. Jedes Mal, wenn die Männer von ihrem Erkundungsgang zurückkehrten, mussten sie sich in der Schleusenkammer gründlich säubern. Feinster radioaktiver Staub, klebrig und allgegenwärtig, setzte sich in den Falten der Siliketanzüge fest, und um ihn loszuwerden, musste man sich über eine Viertelstunde unter den Strahlen der Desaktivierungsdusche drehen. Mit einem Handdosimeter kontrollierte Jermakow persönlich die Sauberkeit der Anzüge, und es geschah nicht selten, dass er einen Nachlässigen in die Schleusenkammer zurückschickte. Indessen nahm der Vorrat an Desaktivierungsflüssigkeit rapid ab. Die ausgezeichneten Filter und die Ionenabsorber halfen wenig. Bykow probierte über ein Dutzend Kombinationen von Absorptionspräparaten aus, doch keines lieferte den gewünschten Effekt. Das desaktivierte Wasser blieb weiterhin aktiv und musste hinausgeschüttet werden. Offenbar enthielt der Pechblendenstaub der Golkonda irgendwelche Radiokolloide, die gegen alle bekannten Ionenumwandlungsprozesse immun blieben. Der Behälter mit der Desaktivierungsflüssigkeit, für vierzig Arbeitstage berechnet, leerte sich rasch. Jetzt war das Trinkwasser in den Nylonschläuchen an der Reihe ...
Der Knabe rollte weiter nach Westen, die quirlenden Wogen des Rauchmeeres zur Rechten. Der Boden bebte und schwankte von den fernen Erschütterungen. Die Windstöße brachten graue Wolken aus Dampf und radioaktivem Staub heran. Am Horizont brüllte unheildrohend die gewaltige Rauchsäule, die über dem Schlund des brodelnden Urankessels stand. Alle Augenblicke bildeten sich dort winzige Nester von Transuranen. In jedem dieser Nester lief eine ungestüme Kettenreaktion ab – und eine kleine Atombombe mit einem Trotyläquivalent von mehreren Dutzend Tonnen kam zur Explosion. Durchs Fernglas sah man, dass zahllose Blitze die riesige schwarze Säule durchzuckten. Der natürliche Uranmeiler, Hunderte Kilometer im Durchmesser, wurde von unaufhörlichen Explosionen erschüttert.
»Eine interessante Stelle«, sagte Dauge. »Schwer, sich auszumalen, was geschähe, wenn es dort die verschiedenen Beimischungen nicht gäbe, die die Neutronen absorbieren. Eine ununterbrochen tätige Atombombe mit einem Gewicht von hundert Millionen Tonnen!«
Das war in der Tat ein grausiger Ort. Im Boden rissen plötzlich gähnende Spalten auf, die heißen, bläulichen Dampf auswarfen. In der Rauchwand flammten bisweilen geheimnisvolle violette Streifen von blendend hellem, pulsierenden Licht auf, sprangen leuchtende Staubfontänen hoch zum niedrigen Himmel. Selbst der akustische Schutz in den Spezialanzügen konnte das gewaltige Krachen kaum dämpfen.
Einmal löste sich eine schwere bläulich schwarze Wolke aus der Wand und kroch über die Ebene
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