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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Rollen gewickelt, musste ausgepackt, aus dem Wagen gehoben und auf Hunderten von Quadratmetern ausgebreitet, festgepflockt und mit Sand beschwert werden. Es war eine anstrengende und langwierige Arbeit. »Abends« waren die Männer zum Umfallen müde und sanken in tiefen Schlaf, nachdem sie jeder eine Tasse Bouillon mit etwas Brot hinuntergeschluckt hatten.
    Es arbeiteten Bykow und die Geologen. Jermakow konnte fast gar nicht gehen; er saß viele Stunden im Wagen, hielt die Verbindung mit der Chius aufrecht, versuchte das Sichtgerät zu reparieren, führte das Tagebuch, las die Ergebnisse des Express-Labors ab und arbeitete an der Karte von der Umgebung der Golkonda, indem er sorgfältig mit schwarzer und bunter Tusche Striche und Zeichen auf die Kunststofffolie malte. Des Öfteren betastete er, die grauen Lippen zusammengekniffen, die schlaff gewordenen Wasserschläuche und rechnete im Stillen vor sich hin. Alle vierundzwanzig Stunden, genau neunzehn Uhr fünfundfünfzig irdischer Zeit, löschte er das Licht im Wagen, schleppte sich in den Kommandoturm, presste die Augen an die Okulare und blickte lange nach Süden. Wenn das Verlegen der »Decke« um den jeweiligen Sender abgeschlossen war, stieg er mit Bykows Hilfe hinaus, überprüfte die Anlage und setzte sie eigenhändig in Betrieb. Über Jurkowskis Verhalten führte er mit dem Geologen ein kurzes, aber gehaltvolles Gespräch unter vier Augen, dessen Inhalt der gekränkte »Fant« sehr lakonisch wiedergab: »Eine kräftige Standpauke.« Danach arbeitete Jurkowski wie besessen, witzelte krampfhaft und beklagte sich in nebelhaften Begriffen über die Obrigkeit.
    Die Verbindung mit der Chius funktionierte zeitweilig außerordentlich gut – eine weitere Laune der Venus. In solchen Perioden unterhielt sich Jermakow alle drei, vier Stunden mit Michail Antonowitsch. Krutikow fragte den Kommandanten aus, sandte Grüße, sagte, er fühle sich ausgezeichnet und alles sei in bester Ordnung, doch oft klang aus seiner Stimme eine solche Sehnsucht nach der Erde, nach den Kameraden, dass sich Bykows Herz zusammenkrampfte. Der Navigator wusste noch immer nichts von Bogdans Tod.
    Und dennoch waren es die wunderbarsten Augenblicke. Es tat unsagbar wohl, die strapazierten Glieder entspannt, auf den Ballen zu liegen und der fernen, etwas heiseren Stimme des Navigators zu lauschen. Und daran zu denken, dass sich die Arbeit nun ihrem Ende näherte, dass der gute Michail Antonowitsch wohlauf sei und die Chius bald zu dem Landeplatz hinüberwechseln werde, um sie aufzunehmen und heimwärts zu tragen.
    Der Gesundheitszustand der Besatzung verschlechterte sich zusehends. Jeder war bemüht, sein Leiden zu verbergen, doch es gelang nicht immer. Wenn Bykow nachts, von Augenschmerzen geplagt, erwachte, sah er häufig, wie Jermakow seinen entblößten geschwollenen Knöchel befühlte und leise vor sich hin stöhnte. Jurkowski verband heimlich seine Geschwüre an Armen und Beinen. Mit Dauge stand es besonders schlecht. Er wirkte fast gesund, doch eine unbekannte heimtückische Krankheit zehrte an ihm. Der Geologe war abgemagert und hatte ständig hohe Temperatur. Jermakow tat, was er konnte, er gab Dauge Beruhigungsmittel, wandte die Elektrotherapie an, doch alles half wenig. Die Krankheit dauerte an und rief bisweilen seltsame Wahnzustände hervor, wobei der Geologe schreiend vor eingebildeten Schlangen flüchtete oder eine Viertelstunde lang in einer Ecke des Wagens saß, mit leerem Blick vor sich hin starrte und mit Bogdan sprach. Seine Anfälle versetzten alle in Schrecken, und niemand wusste einen Rat. In der gespannten Stille fielen schreckliche Worte. Der Geologe sprach von Vera, ermahnte den toten Freund, sie immer zu lieben, dann fiel ihm Mascha Jurkowskaja ein, und Tränen rannen ihm über das unrasierte Gesicht. In solchen Augenblicken erkannte der Kranke keinen seiner Kameraden, und wenn er zu sich kam, konnte er sich an nichts mehr erinnern.

    Die Aufstellung des zweiten Funkfeuers näherte sich ihrem Ende. Es blieben nur noch wenige Stunden Arbeit, als Bykow für ein paar Minuten in den Wagen kletterte, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen und ein wenig zu verschnaufen. Die Geologen waren draußen geblieben, um die letzten hundert Kilo des Selen-Cer-Stoffs zu verlegen. Mit missmutigem Gesicht hantierte Jermakow am Funkgerät. Bykow sah ihm eine Weile zu und fragte dann vorsichtig: »Ernste Störungen?«
    Jermakow zuckte zusammen und wandte sich um. »Ah, Sie sind es,

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