Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
Vom Netzwerk:
Johannytsch, der neben Bykow auf dem Kommandoturm des Knaben saß.
    »Keine Sorge, sie werden nicht standhalten«, antwortete der Ingenieur zerstreut; mit Bangen folgte er den halsbrecherischen Bewegungen Jurkowskis, der die steile, fast senkrechte Wand herunterrutschte. »Zum Kuckuck, warum benutzt er die Trosse nicht? Es ist doch eine da. Aber nein! Immer will er mit seinen Bravourstückchen glänzen ... Na, was hat er? Nicht vorwärts und nicht rückwärts ...?«
    Jurkowski befand sich in einer Höhe von etwa sechs bis sieben Metern. Es sah aus, als klebe er an dem schwarzen Gestein, er schien unbeweglich, und nur seine unnatürliche Körperhaltung und der keuchende Atem verrieten die furchtbare Muskelanspannung.
    Dauge sprang auf. »Wladimir, was ist mit dir?«
    Jurkowski antwortete nicht. Plötzlich glitt er wie ein Stein herab. Bykow schloss unwillkürlich die Augen, und als er sie wieder öffnete, hing der Geologe drei Meter tiefer reglos an den Händen – er hatte sich an eine von unten unsichtbare Zacke gekrallt.
    »Wolodja ...!« Johannytsch sprang vom Wagen und lief zu dem Felsen.
    »Ruhig, Dauge!« Jurkowskis Stimme stockte vor Anstrengung. »Wie weit ist’s bis zum Boden?«
    »Ziemlich vier Meter ...!«, presste Dauge hervor. »Wirst dir die Knochen brechen, du Lümmel ...!«
    »Geh beiseite!«, stieß Jurkowski hervor und ließ sich fallen.
    Er fiel klassisch, nach allen Regeln der Springkunst, federte mit den Beinen ab und kippte auf die Seite. Bykow eilte hinzu, doch der Geologe saß bereits aufrecht im Sand. Zorn übermannte Bykow.
    »Was sind das für Bubenstreiche, Genosse Jurkowski?«, brüllte er los. »Wie konnten Sie es wagen, so Ihr Leben aufs Spiel zu setzen? Gehen Sie sofort zum Kommandanten und erstatten Sie Meldung!«
    »Aber was haben Sie denn, Alexej Petrowitsch?« Jurkowski sprang flink auf die Beine und schüttelte sich, als wollte er prüfen, ob seine Glieder noch intakt wären. Seine Stimme hatte einen demütigen Klang. »Vier Meter, das ist doch nicht der Rede wert! Überlegen Sie selbst ...«
    Doch Bykow tobte. »Sie hätten sehr gut auch die Trosse benutzen können! Sie haben sich wie ein dummer Junge benommen! Die richtige Zeit für Sport ausgesucht ...«
    »Hör doch auf, Alexej!« Dauge legte liebevoll den Arm um Jurkowskis Schultern. »Natürlich, ein dummer Junge! Aber was willst du mit ihm machen – er ist und bleibt ein Tollkopf.«
    »Tollkopf ...! Wenn er sich den Hals gebrochen hätte, was dann?«
    »Ich sehe meine Schuld ein, Alexej Petrowitsch«, sagte Jurkowski plötzlich, und Bykows Zorn verrauchte sofort.
    »Melden Sie es dem Kommandanten«, knurrte er und trat zum Felsen, um die Trosse einzuholen.
    Die Geologen sprangen hinzu, um ihm dabei behilflich zu sein.
    »Eigentlich barbarisch, den Felsen zu sprengen«, sagte Dauge, als sie nach der Arbeit vom Knaben aus auf die staubumwehte Felsengruppe zurückblickten. »Wo er doch ein Denkmal ist für die große Heldentat W. S. Jurkowskis ...«
    Und er gab seinem durch die Luke kletternden Freund einen so heftigen Klaps auf den Rücken, dass dieser augenblicklich im Dunkel der Schleusenkammer verschwand.
    Jermakow steuerte den Wagen nach Süden und brachte ihn erst dicht vor der »Zahnbarriere« zum Stehen. Die der Vernichtung preisgegebenen Felsen waren im schwarzen Gestöber verschwunden.
    »Wollen wir anfangen, Anatoli Borissowitsch?«, fragte Bykow.
    »Meinetwegen ...«
    Bykow legte die Hand auf den Hebel der Fernzündung und drückte ihn nieder.
    Der Bildschirm erstrahlte in grellweißem Licht und wurde sogleich wieder dunkel. In der Ferne stiegen langsam drei feurig rote Rauchsäulen hoch und zogen sich zu pilzartigen Gebilden auseinander. Ein ohrenbetäubender Donnerschlag fegte über den Knaben hinweg.
    Am selben Tage hörte das schwarze Gestöber auf, und plötzlich brach eine unerklärliche Finsternis über die Wüste herein. Die purpurroten Wolken erloschen. Nur der Sand phosphoreszierte leicht, und aus den Spalten stieg blau schimmernder Rauch und zog in langen Fahnen dahin.
    Die Männer begannen mit der Aufstellung der Funkfeuer. Sie arbeiteten im Licht der an den Helmen befestigten Lampen oder in den Scheinwerferkegeln des Knaben . Die Montage und die Aufstellung der Sender bereitete keine großen Schwierigkeiten – das lange Training auf dem Siebenten Testgelände machte sich bezahlt. Dafür nahm aber das Verlegen der gewaltigen Selen-Cer-Bahnen viel Zeit in Anspruch. Der feste dünne Stoff, zu schweren

Weitere Kostenlose Bücher