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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Petrowitsch!«
    Sie verließen den Wagen nicht sofort. Etwas Unheildrohendes ging von dieser leuchtenden roten Masse aus: Sogar Jurkowski machte keine Einwände, als Bykow vorschlug: »Wir können noch näher heranfahren und dieses Teufelszeug mit den Manipulatoren untersuchen ...«
    »Gewiss«, stimmte Dauge unentschlossen zu. »Ich glaube, das ist keine Lava.«
    Jermakow bückte sich und betastete mit gequälter Miene den Fuß. »Seien Sie vorsichtig. Kommen Sie bei dem geringsten Anzeichen einer Gefahr zurück. Zeit zum Rückzug bleibt Ihnen immer: Die Masse bewegt sich nur langsam.«
    Vor der Tür zur Schleusenkammer schaute sich Bykow um. Jermakow saß gebeugt am Steuerpult und blickte unverwandt durch die Sichtluke. Er trug keinen Spezialanzug, und in dem rötlichen Schein des Bildschirms sah Bykow seine schmalen, fest zu Fäusten geballten Hände ...
    Die bewegliche Masse kroch zu beiden Seiten an dem Knaben vorbei, umfasste den Wagen in riesigem Halbkreis. Lange vorgestreckte Arme schienen den Boden abzutasten. Leuchtender violetter Dunst stieg über dem ganzen beweglichen roten Teppich auf. In den Kopfhörern rumorte die ferne Golkonda, außerdem rasselte und knirschte es ununterbrochen: Der rote Strom wälzte Steine und Felsbrocken mit sich.
    »Gleicht auffallend einem lebenden Wesen«, murmelte Dauge.
    »Red keinen Unsinn, Grigori«, stieß Jurkowski hervor.
    »Es lebt – sieh mal die Fühler: Sie suchen den Weg zwischen den Felsen ...«
    »Nichts suchen sie ...«
    Dauge bückte sich, hob einen großen schwarzen Stein auf und schleuderte ihn mit den Worten: »Egal, was kommt!« in die rote Masse. Bykow, der den Freund nicht hatte zurückhalten können, machte sich auf das Schlimmste gefasst. Doch nichts geschah. Der Stein fiel auf die rote Fläche, machte ein paar Hüpfer, rollte noch ein Stück und blieb liegen. Rosarote Rauchfäden stiegen über ihm auf. Danach verschwand er, als habe er sich aufgelöst – die rote Masse hatte ihn eingesogen.
    Jurkowski schaute auf das Handthermometer. »Die Temperatur ist normal. Vierundfünfzig drei. Durchaus normal für diese Gegend: Es ist keine Lava.«
    Sie traten ganz dicht heran. Die violette Nebelwand erhob sich unmittelbar vor ihren Augen; nur noch ein paar Schritte trennten sie von dem seltsamen roten Teppich.
    »Halt, nicht weiter!«, rief Bykow. »Mein Strahlungsmesser benimmt sich wie toll.«
    »Tja-a«, stieß Dauge gedehnt hervor. »Die Strahlung wird immer stärker. Dieses Zeug ist radioaktiv, Wolodja.«
    »Ich merk’s auch«, knurrte Jurkowski, während er sich niederhockte und aufmerksam den Rand des roten Stromes betrachtete.
    Die leuchtende rote Schicht sah sehr zäh aus und war porös wie Schwamm. Sie kroch langsam über den Boden, wallte stellenweise auf und hob Steine aus dem Sand.
    »Etwa fünfzehn Zentimeter dick«, stellte Jurkowski fest, als sich die Schicht auf einen spitzen Stein schob. »Das ist kein Lebewesen, Grischa! Es reagiert nicht auf äußere Reize.«
    »Quatsch!« Dauge zuckte die Achseln. »Schwamm reagiert doch auch nicht auf äußere Reize! Das ist bestimmt eine Kolonie von Mikrowesen.«
    »Mikrowesen? Bei der Radioaktivität ringsum?«, murmelte Jurkowski. »Obwohl sich natürlich das Leben beliebigen Umweltbedingungen anpassen kann. Und dieses Zeug strahlt ja auch selber aus. Mag sein, dass du recht hast, Johannytsch. Aber wie willst du es beweisen ...? Am besten, wir nehmen eine Probe mit – daheim werden wir schon rauskriegen, was es ist.«
    »Ihr meint also, dass wir mit dem Knaben über dieses rote Feld fahren können?«, fragte Bykow.
    Die Geologen schwiegen nachdenklich; dann sagte Dauge: »Eher ja als nein. Jedenfalls ist es keine Lava.«
    »Also los, zum Wagen. Jermakow wartet.«
    »Sofort, Alexej. Wir müssen nur eine Probe von diesem Zeug mitnehmen.«
    Der Knabe stand etwa hundert Meter entfernt; seine Panzerung schimmerte matt in dem roten Dämmerlicht. Schwarz zeichnete sich die offene Luke ab. Die rote Masse im violetten Dunst hatte den Wagen schon fast umzingelt, sie war bereits hinter ihm zu sehen. Nur eine einzige Lücke klaffte noch. Bykow wurde es unheimlich zumute.
    »Ein bisschen schneller, Kameraden!«, sagte er. »Das Benehmen dieser interessanten Naturerscheinung gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Warum kriecht sie nicht näher heran?«, sagte Jurkowski nachdenklich.
    »Warum kriecht sie überhaupt?«, entgegnete Johannytsch. »Das finde ich sowohl wichtiger als auch interessanter ... Kurzum, ich

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