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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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blitzten vor seinen Augen in dem bleischwarzen, von phosphoreszierenden Teilstrichen durchzogenen Kreis plötzlich nacheinander zwei grelle blutrote Sternchen auf – knapp über der schwarzen, bodenlosen Linie des Horizonts.
    »Anvisieren!«, rief Jermakow mit überraschend heiserer Stimme. »Anvisieren, Bykow! Passen Sie doch auf, zum Teufel!«
    Eilig, ohne zu überlegen, fixierte Bykow die Richtung der seltsamen roten Sternchen, die allmählich verblassten und erloschen.
    »... Anatoli Borissowitsch! So sagen Sie ihm doch, dass er trinken soll!«, schrie Dauge erbost.
    »Trinken Sie, trinken Sie, Bogdan Bogdanowitsch«, sagte Jermakow achtlos. Er machte Licht im Turm und schrieb in fieberhafter Eile die Daten von den Skalen seines Entfernungsmessers ab.
    »Sieh da«, sagte Dauge zufrieden. »Kluger Junge – auf den Kommandanten hörst du. Und jetzt noch einen ...«
    »Wie viel haben Sie?«, fragte Jermakow hastig.
    »Höhe zehn Grad acht Minuten, Azimut dreißig Grad sechsundzwanzig Minuten ... Aber was soll ...«
    »Schweigen Sie, Alexej Petrowitsch ...« Jermakow notierte sich die Zahlen. »Schweigen Sie ... Davon später.«
    Bykow fasste sich an die Unterlippe.
    »Licht!«, rief Jurkowski plötzlich aus dem Wageninnern. »Machen Sie Licht! Dauge geht es wieder sehr schlecht ...!«

Das letzte Wort der Golkonda

    Der Knabe kam nur langsam voran. Über den Bildschirm glitten die Umrisse zahlreicher scharfgezackter Felsen. Jermakow saß zurückgelehnt da, die Hände auf dem Steuerpult. Im Wagen brannte kein Licht. Die Geologen schliefen. Jurkowski lag zusammengerollt da und schnarchte leise; silbriger Widerschein vom Bildschirm her huschte über sein ruhiges Gesicht. Dauge, den Kopf zurückgeworfen, stöhnte dumpf im Schlaf, manchmal murmelte er schnell etwas Unverständliches. Dann schlug er plötzlich die Augen auf und sagte laut und deutlich: »Ich weiß, ich weiß ja ... Aber was soll ich machen? Warum? Sag mir: Warum?«
    Jermakow wandte sich nicht um. Bykow betrachtete lange das eingefallene, zerquälte Gesicht des Freundes, dann fragte er: »Anatoli Borissowitsch, was ist mit Dauge? Bleibt das etwa immer so?«
    Jermakow zuckte leicht mit den Schultern. »Ich bin kein Psychiater, Alexej Petrowitsch. Ich kann mir von dieser Krankheit schwer ein Bild machen. Ich verstehe sie nicht. Die ›Schlangenpsychose‹, die Halluzinationen, Bogdan ... Eine seltsame, unerklärliche Auszehrung des Organismus ... Grippetemperatur. Und alles ohne sichtbaren Grund. Bogdans Tod hat er viel ruhiger ertragen als Jurkowski, er hat sich nicht mehr als die anderen überanstrengt ... Vielleicht ist es dasselbe Fieber, von dem die Tschechen gesprochen haben ... Wenn wir nur zurückkehren, Alexej Petrowitsch: Ich weiß aus Erfahrung, dass die Erde, der blaue Himmel alle himmlischen Krankheiten besser heilen als der beste Arzt.«
    »Wenn das irgendeine besondere hiesige Krankheit ist, warum sind wir dann gesund? Es müssten alle ... Obwohl ... Erinnern Sie sich, Anatoli Borissowitsch, dass Dauge ein paarmal ohne Skaphander aus dem Knaben gegangen ist?«
    »Wenn wir nur recht bald zurückkehren, Alexej Petrowitsch. Auf der Erde werden wir uns über alles Klarheit verschaffen.«
    Sie schwiegen beide. Dauge begann wieder zu reden. Er erhob sich, setzte sich auf, mit den Händen abgestützt, und fragte erstaunt: »Weißer als Alabaster? Unsinn!« Dann fiel er wieder auf den Rücken und warf den Kopf zurück. Bykow rieb sich die Augen – tausend Nadeln schienen ihm in die Lider zu stechen.
    Jermakow schaute ihn von der Seite an. »Tut’s weh?«
    »Ja ... Ein bisschen. Ach ja, Anatoli Borissowitsch ... Warum haben wir die Chius nicht direkt hierher gerufen, zum Raketenlandeplatz? Warum quälen wir uns ein paar Tage lang durch schlechtes Gelände, wenn Michail Antonowitsch das Raumschiff herbringen kann?«
    Jermakow warf Bykow einen raschen Blick zu, seine Miene verfinsterte sich. Er antwortete nicht gleich, schaute vorher noch zu den Schlafenden hin, als wolle er sich vergewissern, dass sie ihn nicht hörten.
    »Ja. Vor Beginn der Expedition habe ich ebendas mit Krutikow abgesprochen. Das wäre für uns nicht nur bequem gewesen, sondern hätte auch gleich zur Erprobung des Landesplatzes gedient. Das wäre sehr gut gewesen, Alexej Petrowitsch. Aber ...«
    »Aber?«
    »Ich hätte die Chius nach der Errichtung des dritten Funkfeuers herbeordern sollen. Aber schon am Tag zuvor ... sie wissen, da ist die Verbindung mit Michail abgerissen.

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