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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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könne man leicht übersehen, hatte Jermakow erklärt.
    Keuchend und wankend unter dem steifen Wind, schleppte Michail Antonowitsch die Raketen etwa hundert Meter von der Chius weg und stellte sie auf. Um zwanzig Uhr schaltete er die Abschussanlage ein. Aus Sicherheitsgründen hätte er in die Schleusenkammer zurückkehren müssen, doch er fand die Hängeleiter nicht – sie war vom Wind zur Seite geweht worden. Halb bewusstlos kauerte er sich hinter einer der dicken Reaktorsäulen nieder. Er sah und hörte nicht, wie die Signalraketen, weißen Blitzen gleich, eine nach der anderen in den Himmel stießen und hoch über den Wolken zu blendend hellen Feuerbällen explodierten ...
    Als er endlich wieder an Bord war, streifte der Navigator mühsam den Spezialanzug ab, torkelte in seine Kabine und fiel erschöpft auf die Koje. Mehrere Stunden lag er im Dämmerzustand, dann erhob er sich, trank ohne Genuss einen Becher kalte Brühe und stieg in den Steuerraum. Erst dort bemerkte er mit einem Blick auf den großen, fehlerlosen Chronometer, dass seine Armbanduhr um zwölf Minuten nachging. Er hatte die Signalraketen zwölf Minuten zu spät hochgeschickt. Jermakow konnte sie bemerkt oder auch nicht bemerkt haben ... Doch der Navigator hatte keine Kraft mehr, über die möglichen Folgen seines Irrtums nachzugrübeln. Jetzt blieb ihm nur noch eines – warten ...
    Plötzlich sprang Michail Antonowitsch auf. Nein, wie war er doch kopflos! An die andere Möglichkeit – die einfachere – hatte er nicht gedacht! Er brauchte doch nur die Funkortungsgeräte einzuschalten, und früher oder später würde Jermakow die Strahlen anpeilen und das Raumschiff finden ...
    Eilig beugte er sich über die Meteoritenschutzanlage, und als die Bildschirme aufleuchteten, summte er sogar ein Liedchen vor sich hin ...

    Seitdem waren vier Tage vergangen.
    » Knabe , Knabe ! Hier Chius ! Nehmen Sie meine Peilzeichen auf ... Die Frequenz ...«
    Nein, hier ist nicht die Chius , kein mächtiges stählernes Schiff, nur ein sehr, sehr erschöpfter Mensch, der nicht einschlafen kann, weil er wartet. Seit sieben Tagen wartet und mit den Kopfhörern schläft. Genauer gesagt, nicht schläft, sondern döst. Sieben Tage, acht Tage ...
    »Hier Chius, hier Chius ! Knabe , antworten Sie! Ich bin auf Empfang ... Nehmen Sie meine Peilzeichen auf ...«
    Die Venusatmosphäre ist launisch. Nicht immer lässt sie die Impulse des Radars durch. Geduld, Geduld ...
    »Hier Chius, hier Chius ! Empfangen Sie meine Peilzeichen auf Frequenz ...«
    Was mochten die Männer auf dem Ziolkowski gedacht haben, als sie die beiden Signale sahen? Sicher trauern sie jetzt, und Machow bereitet die rettenden ferngelenkten Lastraketen zum Start vor. Krajuchin, alt und finster, sitzt in seinem Arbeitszimmer. Der Traum seines Lebens ist zerstört – die Chius existiert nicht mehr. Aber nein, die Chius ist heil und unversehrt, ein herrliches Schiff ...!
    »Hier Chius, hier Chius ! Knabe , antworten Sie! Ich bin auf Empfang ... Nehmen Sie meine Peilzeichen auf ...«
    » Knabe ! Knabe ! Knabe ! Bitte melden! Bitte melden ...!«
    Ein Tag nach dem anderen verging. Der Knabe kam nicht und meldete sich auch nicht. Also musste ein Unglück geschehen sein, also wartete und quälte er sich umsonst ... Nein! Er war verpflichtet zu warten! Unmöglich, dass die Kameraden nicht zurückkehrten ...«
    » Knabe , hier Chius ! Ich bin auf Empfang ... Hier Chius ... Nehmen Sie meine Peilzeichen auf ...«
    Am neunten Tag überprüfte er den Radar, überprüfte den Nahrungsvorrat im Spezialanzug, nahm die Maschinenpistole und stieg aus. Purpurrote Wolken jagten über den Himmel, der Boden war mit feinkörnigem rotbraunen Sand bedeckt. Etwas weiter weg wiegte sich ein trockener Wald im Winde. Es waren die gleichen Bäume mit den flachen Kronen ... Viele von ihnen schienen versengt, obwohl die Chius mehr als einen halben Kilometer von dem Wald entfernt niedergegangen war.
    Michail Antonowitsch schaute sich nach allen Seiten um, rückte den Tragriemen der Maschinenpistole zurecht, strich versonnen über die schlammverkrustete Oberfläche eines der Reaktorringe und schritt auf den Wald zu. Er konnte nicht länger warten. Die Freunde waren umgekommen, das war klar, doch er würde nicht eher die Chius starten, bis er ihre Leichen gefunden hatte.
    Gleich, als er den Wald betrat, stieß er auf drei Männer. Einer, groß und lang, schlängelte sich auf dem Bauch wie eine Natter und schleppte einen anderen, der ganz mit

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