Atomvulkan Golkonda
würden nur die fertigen Entdeckungen in die Koffer packen. Doch am Rauchmeer kam der Vormarsch ins Stocken.
Die Roboter stießen auf Felder der verdammten himbeerroten Haut, die dort buchstäblich Tausende von Hektar überzieht. Die Strahlung erwies sich als zu stark für die Programme der Roboter, und sie sprangen wie besengt aus dem Rauchmeer hervor und blieben, panisch mit den Fühlern fuchtelnd, an Ort und Stelle stehen. Wir mussten aus dem Stegreif umprogrammieren, worauf die Roboter wieder heldenhaft zum Angriff übergingen und so viel rote Haut anschleppten, dass wir gar nicht wussten, wohin damit. Den Astrobiologen wurden ohne Gegenleistung zehn Tonnen von diesem rot-violetten Dreckszeug übergeben. Übrigens stellte sich unsere Vermutung als richtig heraus: Das sind tatsächlich Kolonien von Mikroorganismen, die für ihre Lebensvorgänge die Energie des radioaktiven Zerfalls nutzen. Auch der Drang der roten Haut zu den Herden unterirdischer Explosionen wurde zweifelsfrei festgestellt. Manche hoffen hier, sie als Indikator nutzbar machen zu können, der die Gefahr meldet. Wenn wir das damals gewusst hätten!
Der Sturm auf die Golkonda hatte begonnen. Die Motoren dröhnten, die Leute liefen hin und her, die Geländewagen fuhren und wirbelten Wolken schwarzen Staubes auf. Irgendwo war schon Streit aufgekommen, irgendwer brüllte schon durch den Äther, er sei nicht zum Spaß hierhergekommen, und der Chefarzt Leontjew las schon jemandem die Leviten und erkundigte sich zornig, wann das nächste Raumschiff zur Erde gehe ... Ein paar Stunden später starteten die »Chiusse« und kehrten mit Verstärkung zurück, nach ihnen regneten die unbemannten Lastraketen aus den Purpurwolken herab, vollgestopft mit Material, Geräten, Proviant, Büchern, Kleidung ... Die Luken öffneten sich, über die glänzenden Gangways rollten automatische Raupenfahrzeuge herab, liefen »Kyber« aller Arten – Bauleute, Geologen, Sprengmeister, Erdarbeiter, Köche ... Unablässig zitterte der Boden, grollte die Golkonda, ballte sich leuchtender Staub zusammen – und inmitten von alledem, mannhaft und streng in seinem golddurchwirkten Hausanzug, saß in der Schiffsmesse der »Chius« Admiral Krutikow, schweigsam und konzentriert. Er trank starken Tee und aß dazu Zitronenwaffeln. So begab sich, was später der Beginn des Großen Sturms auf die Golkonda genannt wurde. Von Minute zu Minute schloss sich die Hand des Menschen immer enger um die schwarze Kehle der Golkonda.
Und die Golkonda fiel. Die Golkonda hob die Pfötchen. Sie brüllt, brodelt, schreckt mit Purpurwolken und aller möglichen Pyrotechnik, doch heute beeindruckt das außer den Neulingen niemanden mehr. Selbst die Schwarzen Stürme fürchten wir nicht länger – unsere Meteorologen vernichten sie schon im Keim durch Wasserstoffbombardements. Dort, wo wir einst die Selenlaken ausgelegt haben, erstreckt sich jetzt ein Raketenflugplatz der höchsten Klasse, ganz mit »Chiussen« vollgestellt. Hier landen und starten im Monat bis zu hundert Schiffe. Venuszähne findet du im ganzen Umkreis von dreihundert Kilometern keine mehr – wir haben sie alle zum Teufel gesprengt. Fünfzig Kilometer südlich, an den Ausläufern des Gebirgsrückens, liegt die Stadt. Dorthin führen acht hervorragende Glasverbundstraßen. Im Zentrum der Stadt steht unser »Knabe«. Man hat ihn gefunden, aus dem Grund geschnitten und so, zusammen mit dem geschmolzenen Gestein, auf ein Plastmetallfundament gestellt. In die Panzerung wurde eine kurze Aufschrift graviert: »Den Ersten«. Das ist das Denkmal für Anatoli Jermakow, Bogdan Spizyn, Tachmasib Mechti und seine Kameraden.
Ja, Aljoscha, die Golkonda ist gefallen! Was sage ich – die Golkonda? Bald wird die ganze Venus dem Sieger zu Füßen liegen. Der Ring von Schwerwassersümpfen und -seen um die Golkonda wird erforscht. (Es ist immer noch nicht klar, wo das Wasser in ihnen herkommt; erst dachte man, diese Sümpfe und Seen seien irgendwie mit der Golkonda verbunden, aber vor zwei Monaten ist ein großer Schwerwassersee auf der anderen Hemisphäre der Venus entdeckt worden, etliche tausend Kilometer von uns entfernt.) Irgensen ist auf dem Südpol gelandet. Dort ist ein neues Land entdeckt worden – unermessliche Wälder von roten Bäumen, grünen Seen, sonderbaren Tieren, ein richtiger Zoo seltsamer Lebensformen, unter der Kuppel einer rasenden Stratosphäre verborgen. Eine Expedition zum Nordpol wird vorbereitet. Und wenn die nördliche Polkappe
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