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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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bewältigen. Dann erzitterte er, löste sich von der Wand und fiel, eine rote Staubwolke hochwirbelnd, auf den Rücken.
    »Teufel noch mal«, murmelte der Stadtparteisekretär. »Er hätte die Wand umfahren sollen!«
    Dauge spie nervös aus.
    »Umwege sind nicht gestattet«, sagte Krajuchin ruhig. »Das verstößt gegen die Prüfungsordnung. Achtung!«
    Am Fuße der roten Wand ging etwas Merkwürdiges vor sich. Der Käfer regte sich, streckte mehrere blanke Beine aus, bog sie langsam in den Gelenken und drehte sich mit ihrer Hilfe wieder auf den Bauch. Eine Sekunde verstrich, eine zweite ... Drei Stahlstützen nach unten gegen die Wand gestemmt und mit der vierten behutsam vortastend, schob sich der Knabe langsam höher und höher, bis er sich schließlich mit den Raupenketten in den Kamm fraß und – im Fahren die Stützhebel einziehend – ohne Halt weiterrollte.
    »Ein Prachtkerl!«, rief Jurkowski begeistert. »Ein wahrer Meister!«
    »Vielleicht nehmen wir statt seiner doch noch einen dritten Piloten?«, bemerkte Krajuchin schmunzelnd, während er den Feldstecher an die Augen hob.

    Bykow frohlockte. Alles ging, wie man es sich nicht besser wünschen konnte. Der Knabe nahm ein Hindernis nach dem anderen. Die Steine krümelten unter den Raupenketten, der braune Schlamm spritzte aus den Trichtern, donnernd rollten die aus dem Boden gewühlten Findlinge die Hänge hinab. Einige Male wies Jermakow, der die Route mit Hilfe von Karte und Kompass verfolgte, die Richtung, sonst wäre Bykow unweigerlich von dem vorgeschriebenen geraden Kurs abgewichen, obwohl er bemüht war, ihn zu halten.
    »Wie viel haben wir zurückgelegt, Anatoli Borissowitsch?«
    »Noch etwa anderthalb Kilometer, dann sind wir am Ziel.«
    In diesem Augenblick schlugen völlig unerwartet und geräuschlos hellrote Flammensäulen vor dem Knaben hoch. Bykow stoppte.
    »Da sind sie ja, Krajuchins Überraschungen«, murmelte er.
    Das Feuer dehnte sich schnell aus. Es schien, als brannten die Steine. Schwarze Rauchschwaden, mit blutroten Flammenzungen vermischt, krochen über den Boden und stießen stellenweise hoch in die Luft. Der trockene heiße Wind hatte dichte Staubwolken aufgewirbelt.
    »Geliertes Benzin!«, brachte Bykow erregt hervor. »Napalm. Was für ein Einfall ...«
    Jermakow schwieg. Bykow verzog den Mund zu einer Grimasse, schloss die Spektrolithklappen über den Aussichtsluken und drückte auf die Tasten. In voller Fahrt tauchte der Knabe in den Feuersturm.

    Als der schmutzigrote Vorhang den Horizont verhüllte, räusperte sich der Stadtparteisekretär, und der Vorsitzende des Stadtsowjets trat näher an das Sprechfunkgerät heran. Krajuchin aber sagte gelassen: »Ich habe befohlen, einige Dutzend Fässer Benzin anzuzünden. So an die sieben- bis neunhundert Grad für die Dauer von Minuten. Dem Knaben macht das nichts aus. Aber ob die Nerven durchhalten ...«
    Die Nerven hielten durch. Mit fetter Rußschicht bedeckt, rollte der Knabe in den Bach, der das Ende der Teststrecke anzeigte, und blieb stehen. Zischend und brodelnd schlugen die Wellen gegen die geschwärzten, lila schillernden Flanken der Maschine. Eine dichte Dampfwolke stieg in die Luft. Allmählich kühlte die Panzerung ab. Bykow fasste Jermakow, der hilflos in den Gurten hing, an der Schulter und rüttelte ihn. Doch der Kommandant war bei vollem Bewusstsein.
    »Geschafft«, murmelte er mit schwacher Stimme. »Bin froh für Sie ... und für mich.«
    Bykow schnaufte verwirrt.
    Sie schwiegen auf dem ganzen Rückweg über die Ebene und am Bach entlang. Erst als sie zu dem Hügel abbogen, auf dessen Gipfel die Kameraden grüßend mit den Armen fuchtelten, sagte Bykow: »Eines ist mir unklar, Anatoli Borissowitsch. Woher kommen hier in der Tundra solche Zerstörungen?«
    Lange ließ Jermakow den Ingenieur auf Antwort warten. Er löste die Schnallen seiner Haltegurte und sagte dann wie gezwungen: »Über diesem Abschnitt ist eine Rakete explodiert ... Eine Photonenrakete. Das ist alles.«
    »Ach so, eine Explosion. Ich dachte es mir schon beinahe ...«
    Das war das Einzige, was der erschütterte Bykow hervorbringen konnte.

    Bei der Aufhebung der verspäteten Mittagstafel – mit einem Gläschen Kognak zu Ehren der glücklich durchgeführten Probefahrt – bat Krajuchin um Aufmerksamkeit und sagte: »Jermakow und Bykow werden für eine Woche auf Sanatoriumsregime gesetzt. Keinerlei Arbeit. Abenteuerromane, Spaziergänge und viel Schlaf. Die anderen bereiten sich zum Empfang der

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